Candace Hill auf den Spuren von Usain Bolt
In den USA steht offenbar eine neue „Wundersprinterin“ in den Startblöcken, die auf den Spuren von Superstar Usain Bolt wandelt. Die erst 16-jährige Candace Hill knackte am 20. Juni als erste Leichtathletin ihres Alters überhaupt die „Schallmauer“ von elf Sekunden über 100 m.
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Bei einem Nachwuchsmeeting in Seattle lief Hill bei gerade noch regulärem Rückenwind von 2,0 Metern pro Sekunde 10,98. Sie blieb damit zwölf Hundertstelsekunden unter dem Jugendweltrekord, den ihre Landsfrau Kaylin Whitney im Vorjahr mit 11,10 erzielt hatte. Whitney hatte dabei die 38 Jahre alte Bestmarke von Chandra Cheeseborough (USA) aus dem Jahr 1976 (11,13) geknackt.

Screenshot twitter.com/candacedasav
Auf Twitter postete Candace Hill ein Foto mit Usain Bolt
Die am 11. Februar 1999 geborene Hill, die ihre erst eine Woche alte persönliche Bestmarke um 0,23 Sekunden unterbot und damit pulverisierte, ist sogar noch ein Jahr in der Jugendklasse startberechtigt. In der Juniorenklasse, in der sie bis Ende 2018 laufen kann, waren bisher weltweit erst zwei Athletinnen schneller.
Bereits in der absoluten Weltklasse
Die Zeit von elf Sekunden gilt als „Benchmark“ zur absoluten Weltklasse, die jedes Jahr nur von rund einem Dutzend 100-m-Läuferinnen unterboten wird. In der laufenden Saison haben bisher lediglich neun Sprinterinnen eine bessere Zeit als Hill erzielt, die Jahresweltbestenliste führen die jamaikanische Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce und die Ivorerin Murielle Ahoure mit 10,81 Sekunden an. Den Weltrekord hält seit 1988 die US-Amerikanerin Florence Griffith-Joyner mit 10,49 Sekunden.
Bei ähnlich perfekten Bedingungen wie „Flo-Jo“ damals bei der Olympiaausscheidung in Indianapolis lief auch Hill in Seattle so schnell wie nie zuvor. Ihre bisherige Bestzeit von 11,21 hatte der Teenager aus Atlanta erst in der Vorwoche beim Diamond-League-Meeting in New York aufgestellt. Dass dabei ein kräftiger Gegenwind „gebremst“ hatte, ließ eine deutliche Steigerung bei guten Verhältnissen erwarten, und nur wenige Tage später nützte sie diese. „Ich fühle mich großartig, ich bin sprachlos“, stammelte Hill unmittelbar nach dem Rennen. „Ich hatte schon vor dem Start das Gefühl, dass es ein guter Lauf wird, und so war es auch.“

GEPA/USA Today/Kirby Lee
Stolzer als auf die Siegestrophäe, einen goldenen Schuh, war Hill auf die Zeit
Rio 2016 als erklärtes Ziel
Hill gilt nun natürlich als haushohe Favoritin bei der Jugend-WM im Juli in Cali in Kolumbien, ihr großes Ziel sind aber die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Dafür muss sie sich natürlich zuvor bei den US-Trials qualifizieren, was angesichts ihrer aktuellen Zeit durchaus realistisch erscheint. Bemerkenswert: Ihre 10,98 hätten im Olympiafinale 2012 in London zum siebenten Platz gereicht.
Nur mit Usain Bolt vergleichbar
„Was Candace in ihrem Alter leistet, ist ganz speziell“, war Venson Elder, ihr Trainer auf der Rockdale County Highschool in Georgia, nach dem Rekordlauf begeistert. „Es gibt keine, mit der man sie vergleichen kann.“
Am ehesten Parallelen erkennen lassen sich wohl zu Bolt. Der heute 28-jährige Jamaikaner, sechsfacher Olympiasieger, achtfacher Weltmeister und Inhaber der Weltrekorde über 100 m (9,58) und 200 m (19,19), hatte im gleichen Alter erstmals für Aufsehen gesorgt. Als 15-Jähriger wurde Bolt 2002 200-m-Juniorenweltmeister, 2003 stellte er den Juniorenweltrekord ein, und 2004 lief er mit 17 Jahren als erster Teenager die halbe Stadionrunde unter 20 Sekunden. Die 19,93 von damals sind immer noch bestehender Juniorenweltrekord.
Rudolf Srb, ORF.at
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