Rundes Linzer Jubiläum
Bis ins Jahr 1912 zurück kann man in der Statistik der österreichischen Fußballliga einen Meister finden. Und bis 1965 hatten alle Champions eines gemeinsam: Sie kamen ausschließlich aus der Bundeshauptstadt Wien. Erst 1965 wurde der Kreis durchbrochen. Am 3. Juli jährt es sich zum 50. Mal, dass der Linzer Athletik-Sport-Klub, besser bekannt unter seinem Kürzel LASK, österreichischer Meister wurde.
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Für so manchen Wiener Fußballfan muss 1965 die Welt aus den Fugen geraten sein. Erstmals in der Geschichte des heimischen Kicks kam der Meister nicht aus der Bundeshauptstadt. Das hatte es davor einfach nicht gegeben. Zu groß war das Gefälle zwischen „Wasserkopf“ und Provinz. Deshalb ließen die Wiener die Vereine aus den Bundesländern sowieso erst in der Saison 1949/50 das erste Mal mitspielen.
Hohe Warte als historische Bühne
Bis zum ersten Champion von außerhalb Wiens sollte es aber trotzdem noch einmal 15 Jahre dauern. Am 3. Juli 1965 war es dann so weit. Der LASK gewann nach Toren von Adolf Blutsch und Gyula Szabo im entscheidenden Spiel auf der Hohen Warte mit 2:0 gegen die Vienna. Weil Konkurrent Rapid gleichzeitig gegen den GAK mit 0:1 ausleerte, verließ der Meisterpokal der damaligen Staatsliga erstmals die Grenzen der Bundeshauptstadt. Ein Punkt fehlte Rapid damals auf die Linzer.

APA/Herbert P. Oczeret
Auf der Hohen Warte in Wien schrieb der LASK ein Stück Fußballgeschichte
„Damals wurde der Mythos LASK aus der Taufe gehoben“, sagte Clublegende Helmut Köglberger in einem Interview mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“ („ÖON“). Dabei sah es nach Legendenbildung zur Mitte der Meisterschaft gar nicht aus. Der LASK lag nur auf Platz sieben, auf die Spitze fehlten acht Punkte. Doch nach dem Trainerwechsel von Karl Schlechta zu Frantisek Bufka wehte in Linz ein anderer Wind. Der Tscheche verpasste seinen Kickern mit gnadenlosem Konditionstraining jenen langen Atem, der sich im Meisterschaftsfinish bezahlt machte.
Triumphmarsch zum Double
Kurz vor der entscheidenden Partie bei der Vienna stand sogar ein Spielerstreik im Raum, nachdem es zum Streit zwischen Aktiven und Vorstand über die versprochenen Meisterprämien gekommen war. „Von blendenden Voraussetzungen kann also keine Rede gewesen sein. Aber wir waren gut. Richtig gut. Die Gegner hatten großen Respekt vor uns“, wird Köglberger - der spätere Torschützenkönig und Teamspieler saß damals als 19-Jähriger allerdings die meiste Zeit auf der Bank - in den „OÖN“ zitiert.
Der Lohn für die harte Arbeit und den historischen Meistercoup war eine Riesenparty in Linz, die erst bei den Titeln im Eishockey der Black Wings 2003 und 2012 in ähnlicher Form über die Bühne ging. Die Spieler wurden nach ihrer Rückkehr aus Wien auf den Schultern getragen. Tausende Fans feierten ihre Helden auf einem Triumphmarsch ins Zentrum. Zum Drüberstreuen holte der LASK in der gleichen Saison auch noch den Cupsieg.

APA/OÖN
Der Double-Gewinner 1965 - stehend (v. li.): Helmut Kitzmüller, Paul Kozlicek, Ferdinand Zechmeister, Johann Kondert, Gerhard Sturmberger, Manfred Pichler, Rudolf Sabetzer, Adolf „Dolfi“ Blutsch, Wilhelm Harreither, Masseur Meinschad; sitzend (v.li.): Franz Viehböck, Heribert Trubrig, Helmut Köglberger, Assistent Laszlo Simko, Cheftrainer Frantisek Bufka, Gyula Szabo, Chico, Luka Liposinovic
50 Jahre auf und ab
Köglberger und der damalige Torschütze Blutsch, der später auch als Trainer beim LASK tätig war und dessen Enkel Markus derzeit bei der Admira dem Ball nachjagt, werden zwei der 180 Ehrengäste sein, mit denen der Linzer Traditionsclub am Freitag das Jubiläum begeht. Ein Jubiläum, das auch einen bitteren Beigeschmack aus Sicht eines LASK-Fans hat. Denn nach dem historischen Meistertitel gab es für die Athletiker nur noch wenig zu holen.
Neben Wellenbergen mit Teilnahmen an Cupendspielen und Europacup-Gastspielen gab es auch tiefe Talsohlen mit Abstiegen und Konkursen. 1997 fusionierte der LASK außerdem mit dem Erzrivalen FC Linz, dem früheren VOEST Linz, und vergrämte damit einen großen Teil seiner Anhängerschaft. Nachdem man 2012 einen neuerlichen Konkurs gerade noch abwenden konnte, aber trotzdem in die Regionalliga absteigen musste, ging es zumindest sportlich mit dem LASK wieder bergauf.
50 Jahre nach dem einzigen Meistertitel - den Sieg in der Amateurmeisterschaft 1930/31 nicht mitgerechnet - kämpft der Traditionsclub in der Ersten Liga um den Aufstieg ins Oberhaus. Im Vorjahr hielten die Linzer lange mit dem SV Mattersburg mit. Im Frühjahr ging dem LASK aber, anders als der Meistermannschaft von 1965 die Luft aus. Übrigens: Ein Jubiläumskickerl gibt es nicht. Wer den aktuellen LASK-Spielern mit nostalgischen Gefühlen zusehen will, muss ins niederösterreichische Euratsfeld fahren. Dort bestreitet der LASK am 4. Juli ein Testspiel.
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