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Neues Duo bis Jänner auf Eis

Offiziell darf der FC Barcelona bis zum Winter keine neuen Spieler verpflichten. Im April 2014 waren die Katalanen vom Weltverband FIFA wegen Transfers von Minderjährigen zu der Strafe verurteilt worden. Trotzdem grast Barcelona den Markt fleißig ab. Erst am Montag wurde die Verpflichtung des Türken Arda Turan vermeldet. Spanische Medien finden für das Vorgehen nur ein Wort: grotesk.

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Für einen Wechsel zum Champions-League-Sieger nimmt Turan große Opfer in Kauf. Der Türke, bisher beim spanischen Rivalen Atletico Madrid unter Vertrag, darf erst im Jänner 2016 sein offizielles Debüt im Barca-Trikot feiern. Sprich der türkische Teamspieler macht einmal ein halbes Jahr Pause. Bei einem anderen Club kann Turan auch nicht „geparkt“ werden. Barca müsste dafür einen „International Transfer“ der FIFA beantragen. Dass dieser vom Weltverband abgeschmettert werden würde, ist logisch.

Anwälte finden Lösung

Trotzdem einigten sich die Katalanen mit Atletico über eine Ablösesumme von 34 Millionen Euro. Dazu kommen Nachzahlungen von bis zu sieben Millionen Euro. Turan wird bei Barcelona zudem einen Fünfjahresvertrag unterzeichnen. Möglich ist das alles dank eines Schlupflochs, das die Anwälte des spanischen Doublegewinners und Champions-League-Siegers gefunden haben. Eine Vertragsunterzeichnung kann man dem Verein demnach nicht untersagen - wohl aber die Meldung eines Spielers für Meisterschaften und andere offizielle Turniere.

Atletico Madrids Arda Turan jubelt

Reuters/Toby Melville

Turan wird vom Atletico-Stammspieler freiwillig zum Barca-Tribünengast

Auch die zweite Neuverpflichtung des Sommers, der für 20 Millionen von Sevilla geholte linke Außenverteidiger Aleix Vidal, darf erst im Jänner spielen. Aber nicht alle Spieler sind bereit, ihre Karriere für ein Engagement bei Barcelona zu unterbrechen. So lehnte der französische Jungstar Paul Pogba laut spanischen Medien einen Wechsel von Juventus Turin aus diesem Grund ab. Zum Drüberstreuen waren den Turinern auch die gebotenen 80 Mio. Euro Ablöse zu wenig.

Ausstiegsklausel wegen Präsidentenwahl

Turans Transfer wurde in Spanien mit Kopfschütteln verfolgt. Die Zeitung „El Mundo“ bezeichnete die Verpflichtung als „grotesk“. Erstens, weil sich ein 28-jähriger Spieler in der Blüte seines Schaffens freiwillig sechs Monaten zum Nichtstun verpflichtet. Und zweitens, weil am 18. Juli bei Barcelona Präsidentenwahlen anstehen. Das Groteske daran: Der Club hat sich im Fall Turan das Recht vorbehalten, das Geschäft bis zum 20. Juli unter Verlust von 3,4 Millionen Euro rückgängig zu machen - falls der neue Clubboss andere Pläne hat.

Turan jedenfalls geht davon aus, dass er ab Winter Lionel Messi mit Bällen füttert. Auf seiner Facebook-Seite präsentierte sich der Türke schon im Trikot seines zukünftigen Arbeitgebers. Turan war 2011 von Galatasaray Istanbul nach Madrid gewechselt. Bei Atletico erzielte er in 123 Pflichtspielen 13 Treffer. Der 79-fache Nationalspieler gewann mit den „Colchoneros“ (Matratzenmacher) viele Titel, darunter die Copa del Rey (2013) und die Primera Division (2014) sowie die Europa League (2012). 2014 erreichte er das Finale der Champions League.

„Warum warten?“

Laut spanischen Medien wollte der 28-Jährige aber auf jeden Fall zu einem noch erfolgreicheren Club wechseln. Und genau deshalb handelte Barcelona schnell. Denn auch Chelsea hatte Turan mit Millionen gelockt. „Sonst hätten wir den Spieler verlieren können“, erklärte der Vorsitzende der Verwaltungskommission des Clubs, Ramon Adell. Die Kritik ist auch Barcas Präsidenten Josep Maria Bartomeu, der erneut für das Amt kandidiert, völlig egal. „Warum warten? So sind wir bei Barca. Wenn wir einen Spieler wollen, holen wir ihn uns“, sagte der 52-Jährige.

Barcelona-Präsident Josep Maria Bartomeu mit den Trophäen für den Gewinn der spanische Meisterschaft, der UEFA Champions League und dem spanischen Cup

APA/EPA/EFE/Toni Blair

Der Erfolg (v. l. Meisterpokal, Champions League, Cup) gibt Bartomeu recht

Dass Barcelona macht, was es will, musste die FIFA schon im vergangenen Sommer tatenlos zur Kenntnis nehmen. Nachdem die Katalanen gegen die Strafe berufen hatten und die Transfersperre daher nicht sofort wirksam wurde, konnte Barcelona Uruguays Stürmerstar Luis Suarez, die Torhüter Marc-Andre ter Stegen und Claudio Bravo, Mittelfeldspieler Ivan Rakitic und Verteidiger Jeremy Mathieu in der Sommerpause noch um eine Gesamtsumme von über 150 Mio. Euro verpflichten.

Erst als der Internationale Sportgerichtshof (CAS) den Einspruch des spanischen Traditionsclubs zurückgewiesen hatte und das Urteil der FIFA bestätigte, war die Einkaufstour zu Ende. Bis die Anwälte eben jenes Schlupfloch fanden, das die Transfers von Vidal und Turan ermöglichte. Neben der Transfersperre für zwei Wechselperioden war Barcelona übrigens außerdem mit einer Geldstrafe von 375.000 Euro belegt worden. Angesichts der Transfersummen für das bis Jänner spielfreie Duo sind das allerdings „Peanuts“.

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