Schwere Kindheit und Skandale
Der rasante Aufstieg von Englands Jungstar Raheem Sterling war lange Zeit nicht absehbar. „Wenn du so weitermachst, bist du mit 17 entweder im Gefängnis oder in der Nationalmannschaft“, soll ein Lehrer einmal gesagt haben. Damals war der gebürtige Jamaikaner in einer Einrichtung für Schwererziehbare. Mit 20 Jahren ist er nun der teuerste englische Spieler der Geschichte.
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Sterling debütierte mit 17 Jahren bei Liverpool und im Team der „Three Lions“. Drei Jahre später hat Sterling einen weiteren Superlativ erreicht: Umgerechnet 62 Millionen Euro überweist Manchester City an die „Reds“ für das Wunderkind und macht den Flügelstürmer damit zum Rekordspieler. Angeblich erhält Sterling ein Wochengehalt von umgerechnet 277.000 Euro. „Ich bin nur froh, dass es jetzt vorüber ist. Ich kann es kaum erwarten, auf dem Trainingsplatz zu stehen“, wurde Sterling auf der City-Website zitiert.

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Bei den City-Fans ist die Vorfreude auf den Jungstar schon sehr groß
Der 20-jährige Flügelspieler gilt auf der Insel als Versprechen auf eine bessere Zukunft der Nationalelf: Weg von den Altstars wie John Terry, Frank Lampard und Steven Gerrard hin zu Youngstern wie Sterling, Alex Oxlade-Chamberlain und Jack Wilshere. Eine Entwicklung, die vor allem auch vom englischen Fußballverband (FA) forciert wird und einer der Gründe für die exorbitant hohen Ablösesummen für englische Jungstars ist.
Quotenregelung führt zu Preistreiben
Einerseits schwimmen die Premier-League-Clubs dank zahlungswilliger Eigentümer und eines milliardenschweren TV-Deals förmlich im Geld. Einen angestrebten Transfer wegen vielleicht zehn Millionen Euro mehr platzen zu lassen wollen und brauchen sich Manchester City und Co. nicht leisten. Andererseits zwingt eine Quotenregelung die Clubs, ihre Kader mit mindestens acht englischen Spielern aufzufüllen, die drei Jahre lang in England oder Wales ausgebildet worden sind. Bis 2020 soll das Minimum sogar auf zwölf angehoben werden.

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Mit Sterling erhofft sich England auch einen Aufschwung der „Three Lions“
Das stellte die meisten Topclubs vor größere Probleme. Unter anderen fehlten City bis vor Kurzem noch fünf Spieler, die diese Kriterien erfüllen. Und weil das Angebot an großen englischen Talenten nicht sehr groß ist, treiben Spieler wie Sterling den Preis extrem in die Höhe. Immerhin will man sich nicht mit der zweitbesten Lösung, sondern mit der vermeintlich größten Zukunftshoffnung verstärken und greift deshalb gerne auch einmal tiefer in die Tasche.
Steinharter Weg an die Spitze
Dabei war für der Weg an die Spitze für Sterling nicht vorgezeichnet. Er wuchs in einem Problemviertel der jamaikanischen Hauptstadt Kingston auf. Als er sechs Jahre alt war, zog seine Mutter nach England. Gewalt und Kriminalität gehörten auch in London zu seinem Leben. Sein auf Jamaika verbliebener Vater wurde erschossen, als Raheem neun Jahre alt war. Raheem wurde der Schule verwiesen und kam in die Einrichtung für Schwererziehbare.
Die teuersten britischen Spieler
85 Mio. Pfund - Gareth Bale (Tottenham/Real Madrid, 2013)
49 Mio. Pfund - Raheem Sterling (Liverpool/ManCity, 2015)
35 Mio. Pfund - Andy Carroll (Newcastle/Liverpool, 2011)
30 Mio. Pfund - Rio Ferdinand (Leeds/ManUnited, 2002)
27 Mio. Pfund - Luke Shaw (Southampton/ManUnited, 2015)
27 Mio. Pfund - Wayne Rooney (Everton/ManUnited, 2004)
26 Mio. Pfund - James Milner
(Aston Villa/ManCity, 2010)
Quelle: BBC Sport
Mit 16 Jahren wurde er Vater - durchs Internet kursierten Meldungen von mehreren unehelichen Kindern. Der Fußball rettete ihn vor dem Absturz. In der Jugendabteilung der Queens Park Rangers fiel Sterling mit seinen unberechenbaren Dribblings auf. Neben Liverpool bemühten sich Chelsea und Arsenal um das Ausnahmetalent. Er entschied sich 2012 für die „Reds“.
Rasanter Aufstieg in Liverpool
„Das war ein enormer Karriereschritt für mich und eine tolle Herausforderung“, sagte Sterling. Schnell wurde er zum Stammspieler. In der Saison 2013/14 sorgte er mit seinen Sturmpartnern Daniel Sturridge und Luis Suarez beinahe für Liverpools ersten Meistertitel seit 1990. Doch nicht nur auf dem Platz gehörten Sterling die Schlagzeilen. Wie viele Jungstars schon vor ihm lieferte er dem Boulevard Material für reißerische Storys aus seinem Privatleben.
An seinem Ruf, ein verwöhnter und geldverdorbener Jungprofi zu sein, ist der 1,70-Meter-Mann nicht ganz unschuldig: Im Poker um eine Vertragsverlängerung in Liverpool soll er Details ausgeplaudert haben. Außerdem stellte Sterling klar, dass ihm ein Wochenlohn von rund 140.000 Euro nicht reiche. Damit brachte er nicht nur die treuen Liverpool-Fans gegen sich auf, sondern auch die mittlerweile in Los Angeles spielende Clubikone Steven Gerrard.
Sterlings großes Vorbild ist Cristiano Ronaldo. „Er war immer jemand, der ein Idol für mich war“, sagte der Jungstar über den Weltfußballer des Jahres. Schlagzeilen wie der Portugiese abseits des Platzes liefert er schon. Dessen Qualitäten auf dem Rasen muss er noch nachweisen.
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