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„Jules hat bis zum Ende gekämpft“

Jules Bianchi ist am Freitagabend seinen schweren Kopfverletzungen, die er im Oktober 2014 beim Grand Prix von Japan in Suzuka erlitten hatte, erlegen. Das gaben seine Eltern in der Nacht auf Samstag bekannt. Bianchi wurde 25 Jahre alt.

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In einer am frühen Samstag verbreiteten Erklärung der Eltern hieß es: „Jules hat bis zum Ende gekämpft, wie er es immer gemacht hat, aber gestern ist sein Kampf zu Ende gegangen.“ Die Familie dankte dem medizinischen Personal des Krankenhauses in Nizza, das den seit dem Unfall im Koma liegenden Franzosen „mit Liebe und Hingabe“ gepflegt habe.

Philippe Bianchi und Christine Bianchi

APA/EPA/Franck Robichon

Jules Bianchis Eltern bangten seit dem Unfall um das Leben ihres Sohnes

Für die Familie Bianchi waren der schwere Unfall und der Tod des hoffnungsvollen Rennfahrers ein weiterer Schicksalsschlag. Jules Großonkel Lucien starb 1969 bei einem Sportwagenunfall in Le Mans, sein Großvater Mauro erlitt ebenfalls bei einem solchem schwere Brandverletzungen.

Erster Todesfall seit 21 Jahren

Gut zwei Jahrzehnte nach dem verheerenden Wochenende von Imola mit dem Tod der Rennikone Ayrton Senna am 1. Mai 1994 und von Roland Ratzenberger am Tag davor trauert die Formel 1 um den insgesamt 26. toten Fahrer durch einen Unfall an einem Grand-Prix-Wochenende seit der WM-Einführung 1950.

Formel 1-Pilot Jules Bianchi gestorben

Formel 1-Pilot Jules Bianchi ist tot. Der französische Rennfahrer hatte sich im Oktober 2014 bei einem tragischen Unfall beim Großen Preis von Japan schwere Verletzungen im Gehirn zugezogen.

Der am 3. August 1989 geborene Bianchi hatte vor einem Jahr beim GP von Monaco mit Rang neun die ersten Punkte überhaupt für den russischen Marussia-Rennstall eingefahren, für den er seit 2013 gefahren war. Das Nachfolgeteam Manor reagierte erschüttert auf die Todesnachricht. „Wir sind am Boden zerstört, Jules nach so einem harten Kampf zu verlieren. Es war eine Ehre, dass er für unser Team gefahren ist.“

Mit voller Wucht gegen Bergekran

Bianchi war mit seinem Marussia am 5. Oktober des Vorjahres mit 126 km/h unter einen Kran gekracht, der das Auto von Adrian Sutil bergen hatte sollen. Der deutsche Sauber-Pilot war eine Runde davor an der gleichen Stelle wegen Aquaplanings von der Strecke abgekommen. „Ich denke, die Situation ist kritisch. Meine Gedanken sind bei ihm“, hatte Sutil damals unmittelbar nach dem Crash gesagt. Details zum Unfallhergang wollte er nicht wiedergeben.

Jules Bianchi

APA/EPA/Hiroshi Yamamura

Die Ersthelfer waren rasch zur Stelle, am Ende half aber auch das nicht

Auf Fotos war zu sehen, dass die linke Seite von Bianchis Wagen komplett zerstört war. Durch die Wucht des Aufpralls brach sogar der Überrollbügel. Eine Augenzeugin wurde in einem Fachmagazin zitiert: „Im Scheitelpunkt brach das Heck aus. Bianchi korrigierte, doch das Auto bekam einen Konter. Der Marussia rutschte quer in das Kiesbett, wo er zu springen begann. Damit wurde die Geschwindigkeit nicht verzögert.“

Zustand dramatisch verschlechtert

Der bewusstlose Bianchi wurde von den Rettungskräften direkt nach einer ersten Untersuchung an der Strecke mit Polizeieskorte ins Krankenhaus gebracht. Die wegen seiner schweren Kopfverletzungen notwendige Notoperation habe er gut überstanden, hieß es später. Bald darauf verschlechterte sich sein Zustand aber wieder dramatisch.

Auch nach der Überstellung nach Nizza änderte sich wenig am Gesundheitszustand des Piloten. Erst am Montag erklärte sein Vater Philippe Bianchi noch, er sei „weniger optimistisch“, dass sich sein Sohn von den schweren Verletzungen erholen könne. „Normalerweise muss es in den ersten sechs Monaten Fortschritte geben. Jetzt sind es schon neun Monate, Jules ist noch immer nicht aufgewacht, und es gibt keine signifikanten Fortschritte“, so der Vater im französischen Radio. Am Freitagabend bestätigten sich dann die schlimmsten Befürchtungen.

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