Hakenkreuz-Affäre hat Konsequenzen
Kroatiens Nationalmannschaft ist wegen der Hakenkreuz-Affäre in der EM-Qualifikation mit einem Punkteabzug von einem Zähler bestraft worden. Zudem muss das Team von Trainer Niko Kovac zwei Geisterspiele absolvieren und 100.000 Euro Strafe bezahlen. Dieses Urteil der Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer veröffentlichte die Europäische Fußballunion (UEFA) am Donnerstag.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Trotz des Punkteabzuges bleiben die Kroaten in Gruppe H mit einem Zähler Vorsprung Spitzenreiter vor Italien. Norwegen liegt als Dritter drei Punkte hinter den Kroaten. Während der Begegnung in Split am 12. Juni gegen Italien war ein auf den Rasen gesprühtes Hakenkreuz sichtbar geworden. Schon diese Partie musste nach rassistischen Angriffen bei einem vorherigen Qualifikationsspiel gegen Norwegen ohne Zuschauer ausgetragen werden.

APA/AP/Darko Bandic
Das Hakenkreuz im Stadion von Split
Aufgrund des neuerlichen Vorfalles hatten Funktionäre des kroatischen Verbandes HNS sogar einen EM-Ausschluss befürchtet. Diese drakonische Strafe blieb aber aus. „Wir sind vor der ganzen Welt beschämt worden“, sagte HNS-Generalsekretär Damir Vrbanovic im Juni. Im Vorfeld hatte Ministerpräsident Zoran Milanovic gefordert, den HNS nicht zu streng zu bestrafen. In einem Brief an UEFA-Chef Michel Platini hatte Milanovic geschrieben, dass drastische Sanktionen das Nationalteam zerstören würden.
Bestrafung wird Problem nicht lösen
Die neuerliche Bestrafung durch die UEFA wird das Problem rassistischer Ausfälle kroatischer Fans aber wohl nicht lösen. Das meint zumindest der Soziologe Drazen Lalic von der Universität Zagreb. Er kritisiert: „Jahrelang wurde nichts gegen faschistische Parolen in Stadien unternommen.“
Unter kroatischen Fans gehörte etwa die Parole „Za dom - spremni!“ („Für die Heimat - bereit!“) jahrelang quasi zum Standardrepertoire. International bekannt wurde dieser Gruß, weil ihn Teamkapitän Josip Simunic im Herbst 2013 nach der geglückten Qualifikation für die WM-Endrunde in Brasilien den begeisterten Fans über das Stadionmikrofon zugerufen hatte.
Ursprung in der Ustascha-Bewegung
Es handelt sich dabei um die Parole der faschistischen Ustascha-Bewegung in Kroatien. Die 1929 gegründete Ustascha war während des Zweiten Weltkriegs eine enge Alliierte der deutschen Nationalsozialisten. Zur Verdeutlichung: Diesen Ruf anzustimmen ist in etwa so, als würde ein österreichischer oder deutscher Teamspieler die Fans animieren, „Sieg Heil!“ zu schreien.
Ab der Qualifikation für die WM in Japan und Südkorea 2002 sei die Parole „Za dom - spremni!“ immer öfter zu hören gewesen, erinnert sich auch der Sportjournalist Drazen Kruselj, der seit 1997 über das Nationalteam berichtet. Auch vor Rufen wie „Ubij Srbina!“ („Tötet den Serben“) und „Ajmo Ustase!“ („Vorwärts Ustascha“) wurde nicht mehr zurückgeschreckt. Konsequenzen gab es nie.
Eine ganze Reihe von Vorfällen
Zumindest nicht von kroatischer Seite. International wurden der kroatische Verband und die in den europäischen Clubbewerben engagierten Vereine wie Dinamo Zagreb, Hajduk Split und HNK Rijeka wegen Hooliganvergehen häufig zur Kasse gebeten. Insgesamt mussten sie in den vergangenen sieben Jahre 2,3 Millionen Euro an Strafen zahlen.
Die Hakenkreuz-Affäre war aber nur der letzte einer ganzen Reihe von Vorfällen. Zum ersten Mal wurde Kroatien nach einem Freundschaftsmatch gegen Italien in Livorno im Jahr 2006 verwarnt. Da bildeten rund 200 kroatische Fans auf den Rängen mit ihren Körpern ein Hakenkreuz und erhoben den rechten Arm zum nationalsozialistischen Gruß. Ähnliches spielte sich 2010 bei einem Länderspiel gegen Georgien in Split ab. Damals musste der Verband 80.000 Euro zahlen.
Link: