Sportliche Zukunft ungewisser denn je
Wieder einmal ist das teuerste Dressurpferd der Welt von einer schweren Verletzung gestoppt worden: Der schwarze Hengst Totilas laboriert an einem Knochenödem. Es wird immer wahrscheinlicher, dass sein Auftritt mit dem Deutschen Matthias Rath bei der Pferdesport-EM in Aachen sein letzter großer war. Noch will aber niemand das Karriereende des Zehn-Millionen-Euro-Pferdes verkünden.
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Nach der Diagnose Knochenödem ist die Zukunft des wieder einmal verletzten Totilas jedenfalls ungewisser denn je. „Das wird eine längere Geschichte“, sagte der deutsche Equipechef Klaus Roeser in Aachen lapidar. Am Samstag war in einer Tierklinik in Belgien die genaue Ursache für die Probleme am linken Hinterbein festgestellt worden. Diese hatte der 15-jährige Hengst bei seinem Ritt mit Rath am Donnerstag bei der Heim-EM im Team-Bewerb gezeigt.

APA/EPA/Uwe Anspach
Vermutlich unter Schmerzen hat Totilas die EM in Aachen bestritten
Die Verletzung habe nur durch eine Kernspintomografie erkannt werden können, sagte Mannschaftstierarzt Marc Koene. Ein Verfahren, das erst seit zehn Jahren bei Tieren angewendet wird. Seitdem können Knochenödeme bei Pferden gesehen werden. In der Humanmedizin sind sie indes schon länger bekannt. Vor allem Fußballer und Leichtathleten hätten häufig damit zu tun.
Wissen um Verletzung?
„Anhand von Bildern bei der Kernspintomografie kann man aber nicht sagen, ob die Verletzung frisch ist oder schon seit Wochen da war“, meinte Koene, nachdem in deutschen Medien harte Kritik am Antreten in Aachen geübt worden war. Reiter, Trainer und Ärzte hätten die Verletzung erkennen müssen bzw. sogar davon gewusst, lauteten einige Stimmen. Koene wollte sich jedenfalls nicht festlegen, wie lange Totilas diesmal ausfällt oder ob das Ergebnis schon das endgültige Aus für den Sport bedeutet. „Er hat ein gewisses Alter erreicht, und er hat viel für den Dressursport getan“, sagte er lediglich.
Deutlicher wurde Totilas-Trainer Sjef Janssen. „Er hat ständig solche Robben-Verletzungen. Eine Verletzung nach der anderen“, sagte er im niederländischen Fernsehsender NOS und spielte auf den häufiger angeschlagenen Fußballprofi Arjen Robben vom FC Bayern München an. „Wir haben ihn zwar wieder in Gang bekommen“, meinte Janssen über Totilas, „aber man wird total verrückt. Vielleicht müssen wir ihm seine ruhigen alten Tage gönnen.“ Jetzt müsse er wieder vier, fünf Monate pausieren. Auf die Frage nach dem Ende von Totilas’ Karriere antwortete der Niederländer: „Das kann gut sein.“
Schockemöhle befürwortet Karriereende
Wie es mit dem Hengst weitergeht, entscheiden letztlich seine Besitzer Paul Schockemöhle und Ann-Kathrin Linsenhoff, Raths Stiefmutter. Schockemöhle hatte den Zuchthengst 2010 für geschätzte zehn Millionen Euro aus den Niederlanden nach Deutschland gelotst. Er sprach sich nun am Montag für ein Karriereende des erneut verletzten Hengstes aus. „Ich bin derzeit der Meinung, dass es nicht gut wäre, wenn er zurückkehrt. Ein neuer Anlauf wird immer schwieriger. Das Karriereende ist nicht abwegig“, sagte der 70-jährige Schockemöhle der „Bild“-Zeitung.
„Grundsätzlich ist die Familie Rath/Linsenhoff für den Sport zuständig“, betonte Schockemöhle. „Ich wehre mich aber nicht, wenn sie sagen, dass sie Totilas nicht mehr in den Sport bringen.“ Es mache keinen Sinn, „zurückzukommen, um dann nur Fünfter zu werden. Damit ist niemandem geholfen.“ In der fünfjährigen Partnerschaft von Totilas und Rath ist das jüngste Leidenskapitel nur eines von vielen. Ein internationaler Titel blieb dem Paar verwehrt. Nur bei der EM 2011 und nun 2015 startete das Duo für Deutschland.
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