Sturm Graz heimischer Rekordteilnehmer
Die österreichischen Clubs haben in der Champions League bisher sieben rot-weiß-rote Farbtupfer gesetzt: Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ Sturm, die Grazer standen dreimal in der Millionenliga und kamen einmal sogar in die Runde der besten 16. Zweimal qualifizierte sich Rapid für die Gruppenphase, je einmal schafften es Austria Salzburg und die Wiener Austria.
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Den ersten Anlauf in Richtung Gruppenphase unternahm 1992 die Austria: Die „Veilchen“ schalteten zunächst CSKA Sofia aus, ehe sich die letzte Hürde Club Brügge als zu hoch erwies. Nach dem 0:2 in Belgien schafften Manfred Zsak und Co. zwar einen 3:1-Heimsieg, das Auswärtstor entschied aber gegen die Wiener.
Ähnlich lief es in der nächsten Saison: Gegen Rosenborg Trondheim konnte die Austria ein Auswärts-1:3 noch mit einem Heim-4:1 ausmerzen. Gegen den FC Barcelona war aber kein Fußballkraut gewachsen: Im Camp Nou setzte es ein 0:3, im Happel-Stadion ein 1:2, wobei Andreas Ogris das Ehrentor mit einem sehenswerten Fersler erzielte.
TV-Hinweis
ORF Sport + stimmt Sie bis zum Start der Gruppenphase am 15. und 16. September mit Highlights vergangener Saisonen auf die Champions League ein.
Austria Salzburg schreibt Geschichte
Der Salzburger Austria war es 1994 vorbehalten, als erster heimischer Club die Gruppenphase zu erreichen. Das wurde dadurch begünstigt, dass die UEFA die Königsklasse von acht auf 16 Clubs aufgestockt hatte. Ein 2:1 bei Maccabi Haifa war für die Equipe von Coach Otto Baric mehr als die halbe Miete, den endgültigen Einzug in die Millionenliga fixierte man im Happel-Stadion mit einem 3:1-Sieg.

APA/Georges Schneider
Goalie Otto Konrad wird zum tragischen Helden von Mailand
In der Gruppenphase begann Salzburg mit einem 0:0 in Wien gegen AEK Athen, ehe es am zweiten Spieltag in Mailand zum Skandal kam: Beim Stand von 1:0 für AC Milan wurde wenige Minuten vor der Pause Otto Konrad von einer Flasche getroffen. Der Gäste-Keeper erlitt eine Gehirnerschütterung und musste nach einer Stunde vom Platz. Die UEFA entschied aus Salzburger Sicht enttäuschend: Zwar wurden den „Rossoneri“ die Punkte für den 3:0-Erfolg aberkannt, die erhoffte Strafverifizierung zu Gunsten Salzburgs blieb jedoch aus.
Nach zwei Unentschieden gegen Ajax Amsterdam (0:0 in Wien, 1:1 in den Niederlanden) landete Salzburg dann den ersten vollen CL-Erfolg mit einem 3:1 bei AEK. Heimo Pfeifenberger traf in den ersten zehn Minuten zweimal, die Entscheidung besorgte Ralph Hasenhüttl in der 76. Minute. Mit einem Remis zum Abschluss im Happel-Stadion gegen Milan wäre nun der Aufstieg ins Viertelfinale möglich gewesen – Daniele Massaro schoss jedoch den Titelverteidiger zum 1:0 und damit in die K.-o.-Phase.
Rapid schaltet Dinamo Kiew aus
Die große Zeit der Salzburger Austria war damit zu Ende, die letzten Auftritte in der CL-Quali gingen daneben: 1995 kam das Aus gegen Steaua Bukarest (0:0 daheim, 0:1 in Rumänien), 1997 war gegen Sparta Prag nichts zu holen (0:0 daheim, 0:3 in Tschechien). Besser machte es Rapid: Die Wiener ließen Dinamo Kiew 1996 in der Quali keine Chance und gewannen 2:0 daheim und 4:2 in der Ukraine.
In der Gruppenphase gab es für die Elf von Ernst Dokupil allerdings wenig zu feiern. Die Hinserie verlief mit dem 1:1 in Wien gegen Fenerbahce Istanbul, dem relativ achtbaren 0:2 bei Manchester United und dem 1:1 daheim gegen Juventus Turin noch ansehnlich, danach gab es jedoch nur noch Niederlagen (0:5 bei Juventus, 0:1 bei Fenerbahce, 0:2 gegen ManUnited).
Sturm begeistert mit CL-Hattrick
1998 begann die Glanzzeit von Sturm Graz. Die Auswahl von Trainer Ivica Osim ließ in der Quali Ujpest mit 4:0 daheim und 3:2 in Ungarn nicht den Hauch einer Chance und sicherte sich erstmals das CL-Ticket. In der Gruppenphase, die erstmals mit 24 Teams ausgetragen wurde, musste man dann Lehrgeld zahlen: Der einzige Punktgewinn gelang erst am fünften Spieltag (0:0 bei Spartak Moskau), ansonsten setzte es – zum Teil deftige – Niederlagen wie etwa das 1:6 im Bernabeu gegen Real Madrid (nach 1:0-Führung durch Ivica Vastic).
Doch 1999 lief es schon besser für die Steirer, die im Gegensatz zu Rapid, das an Galatasaray Istanbul scheiterte, erneut die Gruppenphase (32 Teams) erreichten: Einem 2:1 in Graz gegen Servette Genf folgte ein 2:2 in der Schweiz. Zunächst bezog Sturm zwar drei Niederlagen - bei Olympique Marseille (0:2), gegen Manchester United (0:3) und bei Croatia Zagreb (0:3). Doch wie stark die „Blackys“ bereits waren, ließen sie beim 1:0 gegen Croatia, beim 3:2 gegen Marseille und beim ehrenvollen 1:2 auswärts gegen ManUnited erkennen.
Aufstieg in die zweite Gruppenphase
Der absolute Höhepunkt folgte 2000/01: In der Quali schaltete Sturm zunächst Hapoel Tel Aviv mit 3:0 daheim und 2:1 in Israel aus, ehe man Feyenoord Rotterdam mit 2:1 daheim und 1:1 in den Niederlanden hauchdünn das Nachsehen gab. In der Gruppenphase lieferten die Grazer dann ihr Meisterstück: Nach drei Heimsiegen (3:0 gegen Galatasaray, 2:0 gegen AS Monaco, 2:0 gegen die Glasgow Rangers) und zwei Auswärtspleiten (0:5 bei den Rangers, 0:5 in Monaco) benötigten Vastic und Co. zum Aufstieg unbedingt ein Remis bei Galatasaray – Markus Schopp, dessen Stanglpass Hakan Ünsal über die Linie der Türken drückte, stellte dann zehn Minuten vor Schluss den umjubelten 2:2-Endstand her.

APA/Roland Schlager
Markus Schupp - eine der vielen Stützen der legendären Sturm-Mannschaft
In der zweiten Gruppenphase erwiesen sich zwar Valencia (0:2 in Spanien, 0:5 daheim) und Manchester United (0:2 daheim, 0:3 in England) als zu stark für Sturm, doch Panathinaikos wurde in Graz mit 2:0 und in Griechenland mit 2:1 bezwungen – die Grazer landeten in der Abschlusstabelle immerhin an der dritten Stelle.
Tirol verspielt CL-Ticket und geht pleite
Von buchstäblich existenzieller Bedeutung war das Aus vom FC Tirol in der 2001er-Quali. Dabei schienen das Schicksal und die UEFA den Innsbruckern gewogen: Nach einer 1:3-Niederlage in Ramenskoje gegen Lok Moskau verlor die Equipe von Kurt Jara zwar im Tivoli mit 0:1, doch Schiedsrichter Mario van der Ende leistete sich einen Schnitzer – der Niederländer zeigte einem Gäste-Spieler zweimal Gelb, ohne ihn jedoch folgerichtig mit Gelb-Rot vom Platz zu stellen.
Die Innsbrucker protestierten gegen die Wertung der Partie und erhielten zwei Tage später von der UEFA prompt Recht - eine Neuaustragung war nötig. Es reichte aber auch im zweiten Versuch für die Tiroler nicht, der 1:0-Sieg durch einen Treffer von Jerzy Brzeczek war zu wenig. Die CL-Millionen wären wohl die letzte Rettung für den finanzmaroden Verein gewesen – wenige Monate später gingen die Lichter für den FC Tirol aus.
Nullnummer für den Rekordmeister
Es sollte bis 2005 dauern, ehe die Champions-League-Hymne wieder in einem heimischen Stadion zu hören war. Rapid startete fulminant mit einem 6:1 in Düdelingen (schon nach fünf Minuten stand es 3:0), daheim gab es „nur“ ein 3:2 (nach 0:2-Rückstand). In der letzten Qualirunde war ein Slowake der Trumpf der Grün-Weißen: Im Hanappi-Stadion traf Jozef Valachovic zu Beginn der Rapid-Viertelstunde zum 1:1-Endstand gegen Lok Moskau, in Russland erzielte er per Kopf sechs Minuten vor Schluss das Goldtor.

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Jozef Valachovic köpfelt sich in die Herzen der Rapid-Fans
Nichts zu lachen hatte der Rekordmeister in der Gruppenphase. Zum Auftakt hieß es 0:1 im Happel-Stadion gegen Bayern München, wobei ausgerechnet Valachovic mit einem verschossenen Elfer die Chance auf einen Punktgewinn verjuxte. Doch für die Elf von Josef Hickersberger kam es noch schlimmer: 0:3 bei Juventus, 0:1 und 2:3 gegen Club Brügge, 0:4 bei den Bayern, 1:3 gegen Juve – am Ende standen null Punkte und 3:5-Tore für Rapid zu Buche.
Austria darf ebenfalls CL-Luft schnuppern
Auch der Erzrivale Austria schaffte es 2013 in die Gruppenphase. Die Wiener hatten zwar zunächst einiges Glück, um FH Hafnarfjördur mit 1:0 daheim und 0:0 in Island das Nachsehen zu geben - der Weg zur Millionenliga schien aber geebnet, als die Violetten bei Dinamo Zagreb mit 2:0 auftrumpften. Doch es wurde eine Zitterpartie, denn die Kroaten führten in der Generali Arena bis zur 82. Minute mit 3:1. Roman Kienast, erst eine Minute zuvor eingewechselt, entfachte aber mit einem Abstaubertor grenzenlosen Jubel in Favoriten.

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Roman Kienast trifft beim 4:1-Heimsieg gegen St. Petersburg
In der Gruppenphase setzte es zunächst einen 0:1-Dämpfer im Happel-Stadion gegen den FC Porto, ehe die Elf von Betreuer Nenad Bjelica ein torloses Remis in St. Petersburg erkämpfte. Die beiden Duelle mit Atletico Madrid (0:3 in Wien, 0:4 in Spanien) gingen zwar klar verloren, doch die Austria wollte sich mit Anstand verabschieden. Das Vorhaben glückte: Ein Kienast-Treffer bescherte den Wienern ein beachtliches 1:1 in Porto, zum Abschluss wurde St. Petersburg mit 4:1 aus dem Happel-Stadion geschossen. Dennoch mussten Philipp Hosiner und Kollegen mit dem vierten und letzten Platz vorliebnehmen.
Christoph Lüftl, ORF.at
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