Themenüberblick

Der Jubiläumstitel als großes Ziel

Am Donnerstag hat mit dem Auftaktspiel zwischen Titelverteidiger New England Patriots und den Pittsburgh Steelers (28:21) eine besondere Saison in der National Football League (NFL) begonnen. Im Levi’s Stadium der San Francisco 49ers wird am 7. Februar 2016 zum 50. Mal um die Super Bowl gekämpft. Ein Sieg bei der Jubiläumsausgabe würde sich bei allen 32 Teams gut in der Clubhistorie machen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Für 13 Teams hat die Sache nur einen - nicht unwesentlichen - Haken, ihnen ist seit der ersten Super Bowl am 15. Jänner 1967 ein Triumph verwehrt geblieben. 57 Prozent der bisherigen 49 Ausgaben des prestigeträchtigsten Endspiels des US-Sports gingen an nur sechs Teams. Rekordsieger sind mit sechs Erfolgen die Steelers. San Francisco 49ers und Dallas Cowboys hielten fünfmal die Vince Lombardy Trophy in Händen. New England, New York Giants und Green Bay Packers, die die ersten beiden Finalspiele gewinnen konnten, triumphierten bisher viermal.

Vince Lombardi Trophy

Reuters/USA TODAY Sports/Mark J. Rebilas

Die Vince Lombardy Trophy ist für die 32 NFL-Teams das Objekt der Begierde

Während Teams wie etwa die zuletzt starken Seattle Seahawks im Februar 2014 ihren Premierentitel feiern durften, ist etwa die Traditionsfranchise aus Detroit überhaupt noch ohne Super-Bowl-Teilnahme. Ein Schicksal, dass die Lions mit den Cleveland Browns, den Houston Texans und den Jacksonville Jaguars teilen. Die Tennessee Titans schrammten wiederum im Jahr 2000 gegen die St. Louis Rams nur hauchdünn an einem möglichen ersten Super-Bowl-Triumph vorbei. ORF.at listet die 13 noch „unberingten“ Clubs - die siegreichen Spieler erhalten einen Ring - auf und analysiert ihre Chancen auf einen möglichen ersten Sieg in der Jubiläumssaison.

Arizona Cardinals

Die 1898 gegründeten Cardinals sind das älteste noch bestehende Team der NFL. Nach zwei Titeln in der „alten“ Liga verpasste Arizona 2008 mit einem 23:27 gegen die Steelers seine erste Super Bowl. Letzte Saison haben die Cardinals trotz des frühen Ausfalls von Quarterback Carson Palmer erstmals seit 2009 den Einzug ins Play-off geschafft. Arizona hat ein ausgewogenes Team und mit Coach Bruce Arians den Trainer des Jahres. Bleiben die Schlüsselspieler gesund, ist dem Team aus der Wüste alles zuzutrauen.

Philadelphia Eagles

Die Eagles haben zwar zwei Titel in der Prä-Super-Bowl-Ära, aber noch keine Super Bowl gewonnen. 1981 (Oakland Raiders) und 2005 (New England Patriots) setzte es Finalpleiten. Nach der letzten Saison blieb in Philadelphia personell kein Stein auf dem anderen. Als Quarterback wurde der talentierte, aber schon oft verletzte Sam Bradford von St. Louis geholt. Aus Dallas kam Runningback DeMarco Murray. Coach Chip Kelly lässt seine Offensive aus allen Rohren feuern, hat aber auch eine verbesserte Defensive zur Verfügung.

Quarterback Sam Bradford (Philadelphia Eagles)

AP/Matt Ludtke

Nach zwei Kreuzbandrissen nimmt Bradford bei den Eagles einen neuen Anlauf

Cincinnati Bengals

Die Bengals komplettieren das Trio mit den besten Chancen auf einen erstmaligen Super-Bowl-Triumph. Vom Talent des Kaders her ist Cincinnati vielleicht sogar am breitesten aufgestellt. Coach Marvin Lewis hat Spieler wie Receiver A. J. Green oder Runningback Jeremy Hill. Quarterback Andy Dalton konnte die Bengals zwar bei vier Play-off-Teilnahmen noch zu keinem Sieg führen, hat aber die Qualitäten dazu. Ist einmal die AFC-North überstanden, ist der erste Super-Bowl-Einzug seit 1989 (16:20 gegen die 49ers) nicht unmöglich.

Minnesota Vikings

Vom Namen her sind die Vikings eines der bekanntesten NFL-Teams. Unvorstellbar, dass es bisher noch zu keinem Titel gereicht hat. 1970 (Kansas City), 1974 (Miami), 1975 (Pittsburgh) und 1977 (Oakland) gab es Finalpleiten. Seit damals steht nur ein Halbfinale mit Legende Brett Favre zu Buche. Bei den Vikings kehrt nach einem Jahre Sperre Topstar Adrian Peterson zurück. Minnesota hat angeführt von Quarterback Teddy Bridgewater eine explosive Offensive und mit Mike Zimmer einen guten Coach. Für die Super Bowl ist es aber wohl zu früh.

Quarterback Teddy Bridgewater (Minnesota Vikings)

AP/Aaron M. Sprecher

In seiner zweiten NFL-Saison ruhen die Hoffnungen der Vikings auf Bridgewater

Detroit Lions

In den 50er Jahren waren die Lions eine große Nummer in der NFL und feierten drei Titel. Seit damals war die Ausrichtung des Finales im Jahr 2006 das höchste Super-Bowl-Gefühl in „Motown“. 2008 verlor Detroit sogar alle 16 Saisonspiele. In den letzten Jahren ging es aber wieder bergauf. Im Jänner war erst am Wildcard-Weekend Endstation. Die Lions haben durchaus Offensivkraft und hatten in der letzten Saison eine der besten Defensiven. Detroit hat aber dasselbe Problem wie die Vikings: Sie sind mit den Packers in einer Division.

San Diego Chargers

Ein Marsch bis in die Super Bowl ist auch von der Qualität des Quarterbacks abhängig. Mit Philip Rivers, dessen Vertrag im August um vier Jahre verlängert wurde, hat San Diego einen guten Mann auf der Position des Spielmachers. Rookie Melvin Gordon könnte das Laufspiel auf Touren bringen. Vom Gesamtpaket her sind die Chargers aber nicht ganz so optimal aufgestellt, um erstmals seit 1995 ihre bisher einzige Super-Bowl-Teilnahme zu wiederholen.

Buffalo Bills

Bezogen auf die Super Bowl sind die Bills wohl der unglücklichste Club aller Zeiten. Von 1991 bis 1994 stand Buffalo als einziges Team der NFL-Geschichte viermal in Serie im Endspiel - und verlor alle vier. Am bittersten war es gegen die Giants, als Scott Norwood acht Sekunden vor Schluss ein Fieldgoal (47 Yards), das als „Wide Right“ in die Geschichte einging, vergab. In dieser Saison kann Neo-Coach Rex Ryan auf gute Receiver, Runningback LeSean McCoy und die Defensive bauen. Was fehlt, ist ein Quarterback. Kein unwesentlicher Faktor.

Kicker Scott Norwood (Buffalo Bills) in der Super Bowl XXV 1991

AP/NFL Photos

Der verpatzte Kick in Super Bowl XXV machte Norwood zur tragischen Figur

Houston Texans

Houston hat ein Problem, und zwar ein Super-Bowl-Problem. Zugute halten muss man dem Team aus Texas, dass es erst 2002 gegründet wurde. 2011 und 2012 standen die Texaner schon im Play-off. Ein Ziel, das in dieser Saison wohl das höchste der Gefühle sein wird. Mit J.J. Watt hat Houston den derzeit besten Verteidiger der Liga in seinen Reihen. Ansonsten schaut es mager aus. Runningback Arian Foster ist zwar ein Topspieler, aber höchst verletzungsanfällig. Coach Bill O’Brian macht einen guten Job, kann aber leider nicht selbst Quarterback spielen.

Atlanta Falcons

Die Falcons eröffnen den Reigen jener Teams, die auch in dieser Saison so gut wie keine Chance auf den Titel haben. Im Jahr 1999 durfte Atlanta im Finale zuschauen, wie John Elway mit Denver seinen zweiten Super-Bowl-Ring holte und danach zurücktrat. 16 Jahre später haben die Falcons zwar eine brauchbare Offensive mit Topreceiver Julio Jones, aber keine Defensive für einen Finaleinzug.

Carolina Panthers

1995 gegründet, sind die Panthers ebenfalls ein junges NFL-Team, das 2004 sogar schon im Finale stand und gegen die Patriots verlor. Quarterback Cam Newton hat nach drei Saisonen auch ein wenig an Glanz verloren, was allerdings nicht nur seine Schuld ist. Dem Quarterback fehlen die Anspielstationen. Nach dem verletzungsbedingten Saisonende von Topreceiver Kelvin Benjamin hat sich die Situation noch verschärft.

Cleveland Browns

In der „alten“ NFL mit gleich acht Titeln dereinst eine große Nummer und Heimat von „Hall of Fame“-Mitglied Jim Brown, siechen die Browns in der Super-Bowl-Ära vor sich hin. Der letzte Play-off-Einzug resultiert aus dem Jahr 2002. Ein Ende der Durststrecke ist nicht in Sicht. Die Verteidigung in Cleveland ist durchaus brauchbar, über die Offensive breitet man hingegen lieber den Mantel des Schweigens. Aber vielleicht kommt ja noch Quarterback Johnny „Johnny Football“ Manziel in Fahrt.

Spieler der Cleveland Browns

AP/Phelan M. Ebenhack

Die Browns sind in den letzten Jahren nicht gerade von Erfolg verwöhnt

Jacksonville Jaguars

Als Fan der Jaguars hat man kein leichtes Leben. Nach Gründung der Franchise im Jahr 1995 gab es mit mehrfachem Einzug ins Play-off Erfolge zu feiern. Eine Teilnahme an der Super Bowl war aber nicht dabei, und danach sieht es vorerst auch weiter nicht aus. Zuletzt wurde die reguläre Saison 2007 überstanden. In Jacksonville wird aber daran gefeilt, ein kompetitives Team zu formen. Nicht nur für Quarterback Blake Bortles heißt es aber weiter Erfahrung sammeln.

Tennessee Titans

Die Vorgängerteams Houston und Tennessee Oilers schafften es nicht zu Super-Bowl-Ehren. Wie einleitend schon erwähnt, fehlten den Titans im Jahr 2000 aber nur Zentimeter, um diesen Umstand zu ändern. Nach Pass von Quarterback Steve McNair auf Kevin Dyson streckte sich der Receiver vergeblich. Sein Arm war einfach ein Yard zu kurz. Beim Stand von 23:16 für die St. Louis Rams fehlte ein Yard auf die Endzone. Ab dieser Saison wird mit Rookie-Quarterback Marcus Mariota ein schwieriger Neuanfang gestartet.

Christian Wagner, ORF.at

Link: