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Geld floss an Blatter-Unterstützer

Der ehemalige Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Theo Zwanziger, hat gegenüber dem „Spiegel“ die Existenz einer schwarzen Kassa rund um die deutsche Bewerbung für die WM 2006 bestätigt. „Es ist eindeutig, dass es eine schwarze Kasse in der deutschen WM-Bewerbung gab“, sagte Zwanziger, der gleichzeitig schwere Vorwürfe gegen seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach erhob.

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„Es ist ebenso klar, dass der heutige DFB-Präsident davon nicht erst seit ein paar Wochen weiß, wie er behauptet, sondern schon seit mindestens 2005. So wie ich das sehe, lügt Niersbach“, sagte der 70-Jährige, der ab 2003 Vizepräsident im WM-Organisationskomitee (OK) war und unter anderem für Finanzen und zudem für Personalentscheidungen im Vorfeld der WM zuständig war. Niersbach war damals der geschäftsführende Vizepräsident und Pressechef des Komitees der Weltmeisterschaft.

Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger, 2012

picturedesk.com/EPA/Arne Dedert

Ex-DFB-Präsident Zwanziger (r.) belastet seinen Nachfolger Niersbach schwer

In einem Gutachten, das Zwanziger in Auftrag gegeben habe, heiße es, dass der damalige OK-Präsident Franz Beckenbauer dem früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus für dessen Zahlung in der Höhe von zehn Millionen Schweizer Franken (6,7 Mio. Euro) an die FIFA einen Schuldschein „auf sich persönlich ausgestellt“ habe. In einem Telefongespräch habe Horst R. Schmidt, erster Vizepräsident des OKs, Zwanziger berichtet, dass das Geld an Mohammed Bin Hammam geflossen sei, berichtet das Magazin weiter. Der Katari unterstützte 2002 den FIFA-Präsidenten Joseph Blatter in dessen Wahlkampf gegen Issa Hayatou.

DFB stärkt DFB-Boss noch den Rücken

Nur wenige Minuten vor Veröffentlichung des Zwanziger-Interviews hatte das DFB-Präsidium seinem amtierenden Chef ausdrücklich Rückendeckung gegeben. „Wir werden gemeinsam mit Wolfgang Niersbach den Weg der lückenlosen Aufklärung gehen“, sagte Vizepräsident Reinhard Rauball. „Wir halten strikt daran fest, dass die Dinge extern aufgearbeitet werden sollen, dass lückenlos aufgeklärt wird - auch für den Fall, dass es unangenehm wird für den ein oder anderen Beteiligten.“

Rauball, Präsident des Ligaverbandes, geht davon aus, „dass wir Wochen, Monate und vielleicht noch sehr viel länger mit diesem Thema befasst sein werden“. Niersbach selbst, den mit seinem Vorgänger Zwanziger schon seit Jahren eine innige Feindschaft verbindet, gab nach der dreistündigen Präsidiumssitzung in einem Dortmunder Hotel keine Stellungnahme ab. Er hatte sich am Vortag bei einem heftig kritisierten Auftritt in Frankfurt zum ersten Mal zu den ominösen 6,7 Millionen Euro geäußert, dabei aber teilweise eine unglückliche Figur gemacht.

Niersbach immer stärker unter Druck

Das öffentliche Echo auf seine Pressekonferenz war deshalb verheerend. Der DFB-Chef wirkte angeschlagen und hatte auf nahezu keine Nachfrage eine schlüssige Antwort. Auch auf die bereits am Donnerstag aufgetauchte Frage, ob mit den 6,7 Millionen tatsächlich Blatters Wahlkampf mitfinanziert worden sei, meinte er nur: „Wer es (das Geld, Anm.) dort bekommen hat, das entzieht sich meiner Kenntnis. Das kann nur die FIFA beantworten.“

Die Zeitung „Die Welt“ beispielsweise schrieb am Freitag von einer „beschämenden Posse“. Auch aufgrund dieses öffentlichen Drucks war vor der Präsidiumssitzung über einen möglichen Rücktritt des 64-Jährigen spekuliert worden. In den vergangenen Tagen waren immer mehr enge Vertraute und Mitstreiter auf Distanz zu ihm gegangen.

Beckenbauer, als Präsident des WM-Organisationskomitees die zentrale Figur dieser Affäre, ließ seinen alten Freund Niersbach zuletzt komplett im Regen stehen. Auch mehrere Präsidenten der Landesverbände hatten Niersbach öffentlich unter Druck gesetzt. Auf die Frage, ob es am Freitag intern Rücktrittsforderungen an den DFB-Chef gegeben habe, antwortete Rauball jedoch mit einem „klaren Nein“.

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