Was bisher geschah
Bei den seit 1987 ausgetragenen Rugby-Weltmeisterschaften gab es in sieben Turnieren vier verschiedene Weltmeister. Neuseeland, Australien und Südafrika waren je zweimal erfolgreich. Einmal setzte sich England durch. Hier ein kurzer Überblick über die bisherigen Weltmeisterschaften.
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1987: Neuseeland - Frankreich 29:9
Bei der ersten WM, die in Australien und Neuseeland ausgetragen wird, fehlt Südafrika wegen des gegen seine Apartheid-Politik verhängten Sportbanns. 16 Teams kämpfen um die William-Webb-Ellis-Trophäe (benannt nach dem Rugby-„Erfinder“, der als College-Schüler im Jahr 1823 erstmals mit dem Ball in den Händen über das (Fußball-) Spielfeld gelaufen sein und den Ball hinter der Torlinie abgelegt haben soll).
Der Titel geht an Neuseeland, das sich im Finale von Auckland gegen Frankreich 29:9 durchsetzt. Im Semifinale hatten die „All Blacks“ Wales 49:6 abgefertigt, Frankreich Australien in Sydney 30:24 bezwungen. Im Endspiel müssen die Franzosen dann den Anstrengungen des Halbfinales Tribut zollen. Das Rugby-verrückte Neuseeland darf über den ersten von bisher zwei WM-Titel jubeln.
1991: Australien - England 12:6
Als Gastgeber treten die fünf europäischen Spitzenteams England, Schottland, Wales, Irland und Frankreich auf. Titelverteidiger Neuseeland beginnt die WM mit einem 18:12-Erfolg gegen die Engländer, scheitert aber im Halbfinale mit 6:16 an Australien. England zieht mit einem 9:6 gegen Schottland ins Endspiel ein.

AP/Dave Caulkin
Gastgeber England (weiße Dressen) verliert im Finale 1991 gegen Australien
Den 60.500 Finalzuschauern in Twickenham wird Rugby der Spitzenklasse geboten, die Gastgeber gehen aber als 6:12-Verlierer vom Platz. Australien holt den Titel zum zweiten Mal auf die Südhalbkugel.
1995: Südafrika - Neuseeland 15:12 n. V.
Nach dem Ende der Apartheid ist Südafrika wieder in die Sportwelt aufgenommen worden und erhält die dritte WM zugesprochen. Schon ihre allererste WM-Partie, das Eröffnungsspiel gegen das favorisierte Australien, verläuft für die Gastgeber mit einem Sieg sehr positiv.
Auch sonst läuft für Südafrika alles nach Plan. Im Endspiel vor 63.000 Zuschauern im Ellis Park von Johannesburg gegen die Neuseeländer - bei denen der spätere Superstar Jonah Lomu mit vier Trys im Halbfinale gegen England erstmals aufhorchen lässt - steht es nach 80 Minuten 9:9. In der Verlängerung haben die Hausherren dann das bessere Ende für sich und erhalten aus den Händen von Staatspräsident Nelson Mandela, der ein „Springbok“-Shirt trägt, den Pokal überreicht - als dritte Nation der südlichen Hemisphäre.

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Gegen Jonah Lomu müssen gleich mehrere Südafrikaner ran
1999: Australien - Frankreich 35:12
Die erste WM der Profiära ist in Großbritannien, Irland und Frankreich zu Gast. Mit dabei sind erstmals 20 Teams, die Top Acht der Welt sind nicht mehr automatisch qualifiziert. Am Machtverhältnis ändert das aber nicht wirklich etwas.
Auch wenn Lomu acht Tries für Neuseeland erzielt - zwei davon gegen Frankreich im Semifinale - reicht es für die „Al Blacks“ nicht zum dritten Finaleinzug. Die Franzosen gewinnen das Halbfinale nach 10:24-Pausenrückstand noch 43:31 und sorgen damit für eines der größten Comebacks in der Rugby-Geschichte. Australien wirft Titelverteidiger Südafrika mit einem 27:21-Halbfinalsieg nach Verlängerung aus dem Bewerb. Im Millennium Stadium von Cardiff sehen dann 74.500 Fans, wie die „Wallabies“ Frankreich mit 35:12 bezwingen und sich zum zweiten Mal die William-Webb-Ellis-Trophäe sichern.
2003: England - Australien 20:17 n. V.
Nachdem Mitgastgeber Neuseeland auf eine Austragung verzichtet, richtet Australien die WM alleine aus. Die Hausherren erreichen mit einem 22:10 gegen Neuseeland das Finale, in dem sie auf die Engländer treffen, die Frankreich im Halbfinale 24:7 geschlagen haben.
Zum Spieler der WM wird Flyhalf Jonny Wilkinson, der mit seinem Dropgoal 26 Sekunden vor Ende der Verlängerung England erstmals zum Weltmeister macht. Zuvor war er schon mit vier Penaltys erfolgreich gewesen. Der Jubel in der Heimat ist groß, rund 750.000 Fans sind beim Siegeszug ihrer Helden durch London mit dabei. Wilkinson & Co. werden vom Premierminister ebenso empfangen wie von Königin Elisabeth II.
2007: Südafrika - England 15:6
Die sechste WM wird zum Großteil in Frankreich ausgetragen, nur sechs Partien finden in Wales und Schottland statt. Im Viertelfinale kommt innerhalb weniger Stunden für Neuseeland (18:20 gegen Frankreich) und Australien (10:12 gegen England) das Aus - der Weg scheint frei zu sein für den zweiten Titel eines europäischen Teams.

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Im Finale haben Jonny Wilkinson (2. von li.) und sein Team das Nachsehen
Die Hoffnungen der Hausherren zerplatzen allerdings im Halbfinale durch eine 9:14-Niederlage gegen England. In der zweiten Semifinal-Partie setzt sich Südafrika gegen Argentinien 37:13 durch. Die „Springboks“ gehen als das einzige ungeschlagene Team und mit der Empfehlung eines 36:0 in der Vorrunde gegen die Engländer ins Finale vor über 80.000 Zuschauern im Stade de France in Paris. In einer Partie ohne einen einzigen Try holen sich die Südafrikaner zum zweiten Mal nach 1995 die Trophäe. Sie sind damit der Einzige der fünf bisherigen Finalteilnehmer, der noch kein WM-Endspiel verloren hat. Australien hält bei 2:1-Siegen, Neuseeland bei 1:1, England bei 1:2 sowie Frankreich bei 0:2.
2011: Neuseeland - Frankreich 8:7
Erstmals findet eine WM komplett in Neuseeland statt. 20 Teams sind dabei, zum ersten Mal auch Russland. Die großen Überraschungen bleiben in der Vorrunde aus, sieht man von der Niederlage Frankreichs gegen Tonga ab. Da die Franzosen auch gegen die Gastgeber verlieren, qualifizieren sie sich nur mit Ach und Krach für das Viertelfinale. Dort kommt dann für die beiden Finalisten der letzten WM das Aus. Titelverteidiger Südafrika verliert gegen Australien mit 9:11, England muss sich Frankreich mit 12:19 geschlagen geben.

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Kapitän Richie McCaw darf den Pokal stemmen
Im Halbfinale kämpfen die schon früh um einen Mann dezimierten Waliser verbissen gegen die Franzosen, verlieren aber knapp mit 8:9. Neuseeland hat gegen Australien kaum Probleme und gewinnt mit 20:6. Das Finale im Eden Park von Auckland ist dann nichts für schwache Nerven. Die Hausherren, die in der Gruppenphase gegen Frankreich noch mit 37:17 gewonnen haben, tun sich nun viel schwerer. Zur Pause steht es 5:0, knapp nach Wiederbeginn erhöht Neuseeland auf 8:0. Doch „Les Bleus“ geben nicht auf und kommen bis auf einen Punkt heran. Zu mehr reicht es aber nicht mehr. Wie schon bei der ersten WM 1987 halten die „All Blacks“ am Ende die William-Webb-Ellis-Trophäe in Händen, Frankreich geht auch in seinem dritten Finale als Verlierer vom Platz.
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