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Rugbylegende überraschend gestorben

Jonah Lomu, der erste Superstar im Rugby, ist tot. Der Neuseeländer starb am 18. November überraschend mit 40 Jahren in Auckland. Lomu hatte seit Jahren an einer Nierenkrankheit gelitten und musste sich 2004 einer Transplantation unterziehen. Nach Angaben des ehemaligen „All Blacks“-Arztes John Mayhew kam sein Tod dennoch unerwartet.

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„Es war vollkommen unerwartet, Jonah und seine Familie sind letzte Nacht aus Großbritannien zurückgekommen, und er ist heute Früh plötzlich verstorben.“ Wie Mayhew später erklärte, soll ein Herzstillstand die Todesursache gewesen sein. Lomus Witwe Nadene Lomu bat um Respekt vor der Privatsphäre, „vor allem jener unserer zwei noch sehr jungen Söhne, die wir durch diese sehr traumatische Zeit führen“.

Der neuseeländische Ex-Rugby-Teamspieler Jonah Lomu

APA/AFP/Dean Tremi

Lomus Spielstil war unverwechselbar

Lomu, der sich in Dialysebehandlung befand und eine weitere Transplantation erwartete, hatte sich wegen der zuletzt ausgetragenen Rugby-WM in Großbritannien aufgehalten und hatte dort miterlebt, wie seine Landsleute zum dritten Mal den WM-Titel holten.

„Jonah war eine Legende“

Sein Tod sorgte in der Heimat für große Bestürzung. „Niemand, der in den 90er Jahren in Neuseeland gelebt hat, konnte übersehen, welche Wirkung Jonah Lomu nicht nur bei den Sportfans, sondern in der gesamten Gesellschaft dieses Landes hatte“, sagte Sportminister Jonathan Coleman. „Er war ein Mann, der aus bescheidenen Verhältnissen in Mangere, dem Süden von Auckland, kam und zum ersten weltweiten Superstar im Rugby wurde.“

Haka bei Beerdigung

Zwölf Tage später wurde Lomu vor Tausenden Fans im Rugbystadion von Auckland unter großer Anteilnahme verabschiedet. Die Nationalmannschaft, die „All Blacks“, tanzte den Haka, ein Ritual vor allen Spielen, an dem Lomu unzählige Male selbst beteiligt war.

Lomus 37 Tries in 63 Länderspielen waren der beeindruckende Beweis seiner Sonderstellung, umso mehr, als er den Großteil seiner Karriere mit seiner Nierenerkrankung zu kämpfen hatte. „Wir haben keine Worte, und unsere Gedanken sind bei Jonahs Familie“, sagte Steve Tew, der Chef des neuseeländische Rugbyverbandes. „Jonah war eine Legende in unserem Sport und er wurde von den Fans hier und auf der ganzen Welt geliebt.“ Ähnlich fasste es Weltverbandschef Bernard Lapasset zusammen: „Das Rugby hat einen seiner wirklich Größten verloren, einen Gentleman, ein Vorbild, eine Ikone.“

Durchbruch bei WM 1995

Als Kind eines Paares aus Tonga verbrachte Lomu einen Teil seiner Kindheit auf der Südsee-Insel, ehe er nach Neuseeland zurückkehrte, wo in der Schule rasch sein Talent für den Sport erkannt wurde - die 100 m lief er bald unter elf Sekunden. 1994 wurde Lomu dann in den erlauchten Kreis der „All Blacks“ aufgenommen, nach zwei Spielen gegen Frankreich flog er aber wieder aus dem Kader.

Auch die WM 1995 in Südafrika hätte er fast verpasst, weil seine Fitness von den Trainern angezweifelt wurde. Dass Lomu dann doch noch die Reise mitmachte, erwies sich für alle Seiten als wahrer Glücksgriff. Seine Darbietungen auf dem Spielfeld waren einzigartig, mit sieben Tries - vier davon alleine bei seinem unvergessenen Halbfinal-Auftritt gegen England - wurde der 1,95 Meter große und 120 Kilogramm schwere Modellathlet zum großen Star der Weltmeisterschaft.

Ab 1998 machte ihm dann seine Erkrankung zusehends zu schaffen, und er konnte nicht mehr an die früher gezeigten Leistungen anschließen. Abzuschreiben war Lomu deswegen aber noch nicht: Das machten seine Auftritte bei der WM 1999 deutlich, als er acht weitere Tries legte. 15 Versuche bei Weltmeisterschaften schaffte neben ihm bisher nur der Südafrikaner Bryan Habana, der den Rekord heuer einstellte. Der ganz große Erfolg eines WM-Titels blieb Lomu nach der Finalniederlage 1995 gegen Südafrika und dem Halbfinal-Aus vier Jahre später in London gegen Frankreich aber verwehrt. Sein letztes Länderspiel bestritt Lomu 2002 gegen Wales. Aus den Gedanken seiner Fans war er aber bis zuletzt nicht verschwunden.

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