Nach langer Krankheit gestorben
Fast zwei Jahrzehnte hat Leo Wallner als Chef des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) den österreichischen Sport geprägt, auch als IOC-Mitglied hat er nachhaltige Spuren hinterlassen. Der 79-Jährige, der fast 40 Jahre die Geschicke der Casinos Austria lenkte, starb am 29. Juli nach langer Krankheit in Wien.
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Der am 4. November 1935 in Amstetten (Niederösterreich) geborene Wallner schloss 1961 das Studium an der Wiener Hochschule für Welthandel ab. Danach arbeitete er am Institut für angewandte Sozial- und Wirtschaftsforschung, von 1964 bis 1967 beriet er Kanzler Josef Klaus (ÖVP) in Wirtschaftsfragen. Dieser war es auch, der den damals erst 31-Jährigen beauftragte, die Casinos Austria auf neue - seriöse - Beine zu stellen.
Spiel und Sport waren für Wallner im Laufe seiner Karriere immer eng verknüpft: 1990 trat er als Nachfolger von Kurt Heller die ÖOC-Präsidentschaft an, die er knapp zwei Jahrzehnte innehatte. Wallner war damit auch der bisher am längsten dienende ÖOC-Präsident. Gleichzeitig vertrat er Österreich - bis er diesen Posten aus Altersgründen 2014 aufgab - auch im Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Wallner hätte seinen OÖC-Rekord auch durchaus weiter ausbauen können, nach finanziellen Ungereimtheiten im ÖOC kündigte er 2009 allerdings seinen Rücktritt an.
Kratzer im Image
Gerade in den letzten Jahren erhielt das Image der „grauen Eminenz“ des österreichischen Glücksspiels weitere Kratzer: Das Verfahren um einen Verdacht wegen Untreue beim gescheiterten Versuch, die Olympischen Spiele nach Salzburg zu holen, wurde zwar eingestellt. Allerdings war Wallner auch in einen Fall von illegaler Parteienfinanzierung des BZÖ verwickelt - im Gerichtsprozess hielt der Senatsvorsitzende fest, dass von der Untreue Wallners auszugehen sei. Wallner war zu diesem Zeitpunkt aufgrund seiner Krankheit nicht mehr vernehmungsfähig. Seine Verantwortung werde nicht mehr zu klären sein, konstatierte der Vorsitzende im Frühjahr 2015.
Der umtriebige Manager galt als begnadeter Netzwerker und Meister der Diplomatie, der stets die Contenance bewahrte - unabdingbare Eigenschaften in der höchst sensiblen Glücksspielbranche, die nicht nur in Österreich eng verzahnt mit Politik und Sport ist.
Zahlreiche Auszeichnungen
Neben seiner Tätigkeit hatte Wallner zudem zahlreiche Aufsichtsratsfunktionen inne - etwa für die Wiener Volksoper, den Tiergarten Schönbrunn, die BAWAG PSK AG sowie - noch bis 2011 - bei den Casinos Austria und den Lotterien. Wallner wurde mehrfach ausgezeichnet - unter anderem erhielt er 1992 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und war seit 2006 Ehrensenator der Wirtschaftsuniversität Wien.
In seiner knappen Freizeit widmete sich der als durchaus energisch bekannte Wallner gerne dem Lesen, dem Theater und dem Sport. Ins Casino ging der Niederösterreicher privat nicht. Der Manager war 21 Jahre lang mit der Kammersängerin Elisabeth Wallner-Kales verheiratet, die 2005 an Krebs verstarb. Der Ehe entstammt ein Sohn. Insgesamt hinterlässt Wallner drei Kinder.
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