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Reservetrainer wird befördert

Real Madrid hat ab sofort einen neuen Trainer. Der spanische Rekordmeister beendete am Montag nach nur etwas mehr als einem halben Jahr die Ära von Rafael Benitez. Der Spanier konnte die hohen Erwartungen der Clubführung nicht erfüllen und muss vorzeitig seinen Posten räumen. Nachfolger wird mit Zinedine Zidane ein ehemaliger Real-Superstar.

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Benitez sei ein großartiger Trainer, sagte Real-Präsident Florentino Perez zum Abschied und widmete sich sogleich dem 43 Jahre alten Nachfolger Zidane: „Zinedine, das ist dein Stadion, das ist dein Club, du hast unser ganzes Vertrauen. Ich bin stolz, dich bei mir zu haben, weil für dich das Wort unmöglich nicht existiert.“ Die französische Ikone war bisher Trainer des Reserveteams der Madrilenen und damit auch Coach des Österreichers Philipp Lienhart. Nun soll Zidane Real Madrid wieder in die Erfolgsspur führen.

Zinedine Zidane mit Familie und dem Real-Madrid-Präsidenten Florentino Perez

APA/AFP/Gerard Julien

Zidane mit Familie und Perez auf der Pressekonferenz

„Haben den besten Club der Welt“

„Zuallererst möchte ich mich beim Verein und dem Präsidenten bedanken, dass sie mir die Chance geben, dieses Team zu trainieren. Wir haben den besten Club der Welt und die besten Fans der Welt“, sagte Zidane in einer ersten Reaktion. „Ich werde mein Bestes geben, damit wir bis zum Ende der Saison etwas gewinnen. Ich glaube, es wird alles klappen“, so Zidane weiter. Die Vertragsunterzeichnung als Trainer sei bewegender als zu Profizeiten gewesen.

Trainer Rafael Benitez

AP/Francisco Seco

Benitez konnte die erfolgsverwöhnten Madrilenen nicht auf Kurs halten

In seiner aktiven Zeit spielte der dreifache Weltfußballer und Welt- und Europameister mit Frankreich von 2001 bis 2006 für Real. In 155 Spielen schoss der Franzose 37 Tore. Sein wichtigstes für die Madrilenen gelang ihm dabei beim 2:1-Sieg im Champions-League-Finale 2002 in Glasgow gegen Bayer Leverkusen.

Benitez konnte nicht überzeugen

Der 55-jährige Benitez, der erst im Sommer als Nachfolger von Carlo Ancelotti präsentiert wurde, muss sich hingegen um einen neuen Job umsehen. Real Madrid kämpft seit Wochen mit einer den hohen Ansprüchen nicht genügenden sportlichen Leistung.

Am Sonntag musste man sich in Valencia mit einem 2:2-Remis begnügen. In der Tabelle liegt Real vier Punkte hinter Spitzenreiter Atletico Madrid und zwei hinter dem FC Barcelona. Gegen den katalanischen Erzrivalen ging man im ersten „Clasico“ der Saison gar mit 0:4 unter. Auch bei den Fans hatte der 55-Jährige, der zuvor unter anderem Valencia, Liverpool, Chelsea, Inter Mailand und Napoli betreut hatte, nur wenig Kredit.

Zidane neuer Real-Trainer

Nach 215 Tagen musste am Montag Benitez seinen Posten räumen, als Nachfolger soll der frühere Weltstar Zidane die Saison der „Königlichen“ retten.

Zahlreiche Negativschlagzeilen

Zu dem sportlichen Misserfolg gesellten sich peinliche Patzer wie der Wechselfehler des Trainers im Cup gegen Cadiz, als er den nicht spielberechtigten Russen Denis Tscheryschew einsetzte und damit dem Club den Ausschluss aus dem Wettbewerb bescherte. Das Malheur reihte sich ein in viele Negativschlagzeilen seit Saisonbeginn. So war der frühere Welttorhüter Iker Casillas im Sommer an den FC Porto abgegeben worden, der Wechsel des zum Nachfolger auserkorenen David de Gea von Manchester United scheiterte allerdings an bürokratischen Formalitäten.

Erste Trainerstation im Profibereich

Für Zidane handelt es sich um die erste Trainerstation im Profibereich. Bisher hatte er als Assistent von Ancelotti und als Trainer der Reservemannschaft Real Madrid Castilla Erfahrung gesammelt. Als Spieler war er von 2001 bis 2006 Fixstern im Starensemble des „Weißen Balletts“. Für die damalige Rekordsumme von 73,5 Millionen Euro nach Madrid gelotst, führte der Mittelfeldspieler den Club als zeitweise genialer Regisseur zum Champions-League-Sieg 2002 und zur spanischen Meisterschaft 2003.

Als Funktionär kehrte der Weltmeister von 1998 nach seinem Karriereende in die spanische Hauptstadt zurück - erst ab 2011 als Sportdirektor, ab 2014 dann als Trainer der zweiten Mannschaft. Aktuell liegt die Mannschaft mit dem österreichischen Innenverteidiger Philipp Lienhart in der drittklassigen Segunda Division B auf dem zweiten Platz und darf auf die Zweitligarückkehr hoffen. Auch familiär ist der Franzose eng mit Real verbunden: Seine Frau Veronique ist Spanierin, seine vier Söhne Enzo (20), Luca (17), Theo (13) und Elyaz (10) spielen für die diversen Jugendmannschaften.

Sein Standing bei der Clubführung und den Anhängern ist ungleich höher als es jenes des gebürtigen Madrilenen Benitez. Dennoch war Zidane, wenn er auf den Cheftrainerposten angesprochen wurde, zuletzt immer ausgewichen. Noch im November hatte „Zizou“ gemeint, dass er sich die Rolle derzeit noch nicht zutraue. Nun hat er sich dennoch dazu entschlossen, dem Ruf von Perez Folge zu leisten.

Spanische Primera Division

18. Runde

Samstag, 2. Jänner:
Espanyol Barcelona FC Barcelona 0:0
Atletico Madrid Levante 1:0
Malaga Celta Vigo 2:0
Sonntag, 3. Jänner:
Rayo Vallecano Real Sociedad 2:2
Betis Sevilla Eibar 0:4
Granada FC Sevilla 2:1
La Coruna Villarreal 1:2
Bilbao Las Palmas 2:2
Valencia Real Madrid 2:2
Montag, 4. Jänner:
Gijon Getafe 1:2

Abschlusstabelle 2015/16

1. FC Barcelona 38 29 4 5 112:29 91
2. Real Madrid 38 28 6 4 110:34 90
3. Atletico Madrid 38 28 4 6 63:18 88
4. FC Villarreal 38 18 10 10 44:35 64
5. Athletic Bilbao 38 18 8 12 58:45 62
6. Celta Vigo 38 17 9 12 51:59 60
7. FC Sevilla 38 14 10 14 51:50 52
8. FC Malaga 38 12 12 14 38:35 48
9. Real Sociedad 38 13 9 16 45:48 48
10. Betis Sevilla 38 11 12 15 34:52 45
11. UD Las Palmas 38 12 8 18 45:53 44
12. FC Valencia 38 11 11 16 46:48 44
13. Espanyol Barcelona 38 12 7 19 40:74 43
14. SD Eibar 38 11 10 17 49:61 43
15. Deportivo La Coruna 38 8 18 12 45:61 42
16. FC Granada 38 10 9 19 46:69 39
17. Sporting Gijon 38 10 9 19 40:62 39
18. Rayo Vallecano 38 9 11 18 52:73 38
19. FC Getafe 38 9 9 20 37:67 36
20. UD Levante 38 8 8 22 37:70 32
Champions League: FC Barcelona, Real Madrid, Atletico Madrid, FC Sevilla (EL-Sieger)
CL-Qualifikation: Villarreal
Europa League: Bilbao, Celta Vigo
Absteiger: Rayo Vallecano, Getafe, Levante
Aufsteiger: Alaves, Leganes, Osasuna

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