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„Werde deswegen nicht ausflippen“

Es war der Lohn eines sensationellen Jahres 1995: Am 12. Februar 1996 spuckte die ATP-Weltrangliste erstmals einen Österreicher als Nummer eins der Tenniswelt aus. Thomas Muster hatte im Jahr davor nicht nur bei den French Open seinen einzigen Grand-Slam-Titel gewonnen, sondern insgesamt auch zwölf Turniere.

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Thomas Muster hielt bei 4.474 Punkten und lag vor den beiden US-Riesen Pete Sampras (4.465) und Andre Agassi (4.379) sowie der deutschen Tennislegende Boris Becker (4.145). Was sich auch 20 Jahre später wie die Creme de la creme des Sports liest, untermauert eindrucksvoll die historische Bedeutung dessen, was der damals 28-jährige Steirer erreicht hatte.

Thomas Muster mit Pokal nach Gewinn der French Open (1995)

GEPA/Ingrid Gerencser

Mit dem Triumph in Paris ebnete Muster den Weg auf den Tennisthron

Muster verbrachte diesen Tag für ihn nicht ungewöhnlich auf einem Tennisplatz, doch der Schauplatz war sehr wohl nicht alltäglich: Österreichs Davis-Cup-Team war damals in der ersten Runde der Weltgruppe in Johannesburg zu Gast. Regen hatte am Samstag das Doppel unterbrochen, und da der Rasen völlig überflutet war, konnte die Partie erst am Montag in der Halle auf Hartplatz fortgesetzt werden.

Auch am Triumphtag gelassen

Und so kam es, dass Muster ausgerechnet an seinem ersten Tag als Nummer eins Davis-Cup spielte - und standesgemäß Wayne Ferrera in 2:56 Stunden mit 7:5 6:7 (5/7) 6:4 7:6 (7/4) niederrang. Muster hatte auf 2:2 ausgeglichen, in der Folge verlor aber Gilbert Schaller gegen Marcos Ondruska und Österreich den Länderkampf. Muster reagierte damals wie üblich gelassen: „Ich bin dafür bekannt, dass ich mit den Füßen am Boden bleibe. Ich habe seit Jahren auf dieses Ziel hingearbeitet und werde deswegen nicht ausflippen. Dafür bin ich schon zu alt und zu reif.“

Sechs Wochen auf dem Tennisthron

Zumal Muster erst eine Verschiebung im Turnierkalender bereits am 12. Februar zur neuen Nummer eins gemacht hatte: Agassi verlor nämlich seine Punkte vom vorjährigen Turniersieg in San Jose, was Muster reichte, um als damals 13. Profi ganz oben zu stehen. Muster, der am Ende seiner Karriere insgesamt 44 Titel zu Buche stehen hatte, blieb insgesamt sechs Wochen an der Spitze dieser Weltsportart. Seither schaffte es bei den Herren lediglich Jürgen Melzer im April 2011 zumindest in die Top Ten (8.). Österreich bisher einziger Major-Sieger im Einzel holte 1996 noch sieben Titel.

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