Weltcup-Spitzenreiter im Vorteil
Nach zehn Jahren Pause kehrt der alpine Skiweltcup dieses Wochenende nach Japan zurück. Naeba ist Schauplatz eines Herren-Riesentorlaufs (Samstag) und -Slaloms (Sonntag, jeweils 2.00 und 5.00 Uhr MEZ, live in ORF eins). Laut Wetterprognose soll der befürchtete Regen zumindest am Samstag ausbleiben. Das ist gut für Marcel Hirscher, denn der letzte Riesentorlauf ist schon „ewig“ her.
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Während Österreichs Technikspezialisten direkt aus Europa zu ihrem Japan-Kurztrip anreisten, kam Hirscher von den Speed-Rennen aus Südkorea. In Jeongseon hatte er vergangenen Sonntag mit seinem siebenten Platz im Super-G den Vorsprung auf den norwegischen Slalom-Dominator Henrik Kristoffersen auf 134 Punkte ausgebaut.
Am Samstag geht das Duell Hirschers gegen die Verfolger Kristoffersen und dessen Landsmann Kjetil Jansrud (270 Zähler zurück) weiter. Diesmal aber mit Vorteil für den Salzburger - denn Hirscher fuhr im ersten Saisonviertel im Riesentorlauf überragend. Nach Platz drei in Sölden gewann er in Beaver Creek, Val d’Isere und Alta Badia. Nur der folgende Parallelbewerb ging daneben. Danach machten die Absagen in Adelboden und Garmisch-Partenkirchen den ganzen Jänner zu einem schwarzen „Riesenloch“.
Kein Freund von Zahlenspielen
Wie sehr der Weltcup-Führende dieses Manko wettmachen und in seiner aktuellen Paradedisziplin gleich wieder auf Topniveau fahren kann, wusste er selbst nicht. „Ich hatte seit Alta Badia drei RTL-Trainings. Den Rest kann ich nicht beantworten, das wird die Zeitnehmung am Samstag für mich erledigen“, lautete sein Schluss.

GEPA/Wolfgang Grebien
Den letzten RTL entschied Hirscher am 20. Dezember in Alta Badia für sich
Nach dem verletzungsbedingten Aus für den im Weltcup immer noch auf Platz zwei liegenden Aksel Lund Svindal sind Hirscher mit Kristoffersen und Jansrud zwei weitere Norweger als Verfolger geblieben. Wer nun der gefährlichere „Elch“ bei Hirschers Versuch, als erster Skirennläufer den Gesamtweltcup fünfmal in Folge zu gewinnen, ist, wollte der gesundheitlich noch immer etwas angeschlagene Österreicher nicht beurteilen. „Im Endeffekt sind das alles Zahlenspielspekulationen“, winkte Hirscher ab. „In erster Linie heißt es, gesund bleiben und konstant Leistungen erbringen. Daher lautet mein Motto: Nicht Rechnen, sondern Skifahren.“
Wetter sollte keine Probleme bereiten
Aufatmen herrschte bei den Veranstaltern wegen des Wetters. Nach anfänglichem Sonnenschein mit zweistelligen Minustemperaturen folgte zweitägiger Schneefall und Sturm, der am Start der Rennpiste zu Windverfrachtungen mit bis zu einem Meter Höhe führte. Das unerwünschte Weiß wurde aber wieder entfernt, und der für das Wochenende angekündigte Temperaturanstieg samt Regen soll nun erst Sonntagnachmittag in Naeba eintreffen.
„Wir haben ein gutes Fundament und sind wieder auf der harten Eispiste“, gab Markus Waldner, Renndirektor des Internationalen Skiverbandes (FIS), nach den Säuberungsarbeiten auf der Piste Entwarnung. „Speziell mit dem Riesentorlauf hatten wir zuletzt ja immer etwas Pech. Ich bin aber sicher, dass wir nun tolle Rennen erleben werden.“
Japan-Comeback nach zehn Jahren
Zuletzt hatte es 2006 in Shigakogen ein Herren-Weltcup-Rennen in Japan gegeben. Damals siegte der Österreicher Reinfried Herbst im Slalom ex aequo mit dem Finnen Kalle Palander. Naeba war zwar 1973 der erste japanische Weltcup-Ort überhaupt gewesen. Nach 1975, also vor 41 Jahren, wurde aber nur noch in Furano, Morioka, Happo One und Shigakogen gefahren - fast ständige Wetterkapriolen inklusive. Heuer gastieren die Rennläufer in Naeba in einem riesigen Hotelkomplex mit rund 3.800 Betten über 40 Restaurants.
Auch ÖSV-Herren-Chef Andreas Puelacher flog von Korea direkt nach Japan. Puelacher hofft, dass sich seine Läufer trotz der Zeitdifferenz von acht Stunden in Form zeigen. „Der RTL-Hang ist sehr anspruchsvoll, vor allem, wenn es eisig wird“, sah der Coach für Hirscher und Co. gute Voraussetzungen. Der Slalom sei hingegen trotz künstlicher Wellen eher auf der einfachen Seite. Puelacher: „Da wird es schwer, schnell zu sein.“
Auf eine aktive Zeitumstellung verzichtete Österreichs Technikteam - man reiste stattdessen so knapp wie möglich an. Puelacher ist überzeugt, dass trotzdem alle in Bestform sind. „Marcel ist sicher unser Bester. Aber wir haben nicht nur ihn, sondern im Slalom Junge wie Marco Schwarz, Manuel Feller, Christian Hirschbühl oder Marc Digruber. Sie kommen mit den Startnummern immer weiter nach vorne, da erwarte ich einiges“, sagte er. Ähnlich sei es im Riesentorlauf. „Auch da haben wir gute Leute. Ich hoffe, dass sich der Aufwärtstrend im Technikbereich fortsetzt.“
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