Stenmark rückt wieder ins Rampenlicht
Den Namen Ingemar Stenmark kennt in Schweden jedes Kind. Wiewohl nicht ausschließlich wegen seiner zwei olympischen Goldmedaillen oder den 86 Weltcup-Siegen und Vorsprüngen, die bis dato unerreicht sind. „Kinder erkennen mich, weil ich letztes Jahr bei ‚Dancing Stars‘ mitgemacht habe“, scherzte der Schwede anlässlich seines 60. Geburtstags an diesem Freitag.
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Dabei war Stenmark nie eine „Rampensau“. Die Öffentlichkeit, Medien, TV-Shows: Viele Jahre konnte er damit gar nichts anfangen. Doch Schwedens Sportler des vergangenen Jahrhunderts, lange Zeit als öffentlich einsilbiger Einzelgänger abgestempelt, hat durchaus einen feinen Sinn für Humor - das bekam auch Lindsey Vonn, die derzeit 76 Weltcup-Siege auf dem Konto hat und Stenmark den Siegrekord vermutlich abluchsen wird, bei einem Treffen zu spüren.

Corbis/Uffe Ringblom
„Dancing Star“ Stenmark mit seiner Tanzpartnerin Cecilia Ehrling
Mitte Februar trafen die beiden einander erstmals am Rande des City-Events in Stockholm. „Wir haben darüber gesprochen, ob sie schwedische Vorfahren hat. Sie kommt aus Minnesota, da sind viele Schweden hin ausgewandert. Aber sie meinte, sie hat norwegische Vorfahren. Dafür hat sie von mir einige Sprüche kassiert“, lachte Stenmark - in Anspielung auf die historische Rivalität zwischen beiden Ländern.
Bisher unerreichte Rekorde
An Vonns Bewunderung für den noch immer drahtigen Mann mit den kurzgeschorenen Haaren änderten die Scherze auf ihre Kosten nichts. „Er ist so ein netter Kerl“, meinte Vonn nach dem Treffen, „ein unglaublicher Athlet, eine Legende.“ Stenmarks Rekordvorsprünge wird selbst Vonn nicht übertreffen können. Mit unerreichten 3,16 Sekunden Vorsprung gewann er 1982 den Slalom in Kitzbühel, 4,06 Sekunden waren es beim Riesentorlauf in Jasna 1979.
Dass Vonn seine 86 Siege übertreffen wird, bezweifelt der seit Mitte Jänner ein zweites Mal verheiratete Vater zweier Töchter jedoch nicht. „Wenn sie sich nicht noch einmal verletzt. Ich hoffe, sie kommt wieder zurück“, betonte Stenmark. „Ich habe vor mehr als 25 Jahren aufgehört mit dem Skifahren. Mein Rekord ist mir inzwischen nicht mehr so wichtig. Und wenn sie ihn holt, dann hat sie das auch verdient.“

AP
Mit 86 Siegen im Gepäck trat Stenmark im März 1989 in Shigakogen ab
Bei den Herren sieht er natürlich vor allem Österreichs fünffachen Weltcup-Gesamtsieger Marcel Hirscher als potenziellen Nachfolger. „Ich denke, dass auch er jemand ist, der meine 86 Weltcup-Siege überbieten kann. Er ist ja erst 27. Er hat noch zehn Jahre an der Spitze, wenn er die Motivation hat“, meinte Stenmark. Hirscher hat es bisher auf 39 Weltcup-Siege gebracht.
FIS greift regulierend ein
So dominant wie einst Stenmark ist derzeit aber weder Vonn noch Hirscher. Sieben Jahre hintereinander und insgesamt achtmal holte er die kleine Kristallkugel im Slalom, das gleiche gelang ihm im Riesentorlauf. Nach Stenmarks drittem Weltcup-Gesamtsieg 1977/78 änderte der Skiweltverband (FIS) sogar die Regeln und wertete zeitweise nur noch drei Rennen je Disziplin, um Stenmarks Seriensiege im Gesamtweltcup zu unterbinden, was auch gelang - trotz weiter ausreichend Siegen und Podestplatzierungen in Slalom und Riesentorlauf gewann er die große Kristallkugel nicht mehr.
Im Jänner 1981 wagte er sich deswegen sogar auf die legendäre Streif in Kitzbühel. „Aber nur einmal. Das war ziemlich beängstigend. Kein gutes Gefühl. Ich habe es für die Punkte in der Kombination gemacht.“ 10,72 Sekunden hinter dem kanadischen Sieger Steve Podborski wurde Stenmark 34. Die Kombination beendete er als Dritter und arbeitete damit auch in diesem Wettkampf an seiner unglaublichen Ausbeute. In 15 Jahren startete er bei 231 Rennen und erreichte dabei eine Podestquote von 67 Prozent.
Den letzten seiner Siege holte Stenmark im Februar 1989 in Aspen, drei Wochen später beendete er in Shigakogen in Japan mit Platz vier im Riesentorlauf seine Karriere. „Als ich aufgehört habe, da war ich müde und hatte keine Lust mehr auf den Weltcup“, erzählte Stenmark. „Ich bin in den Alpen auch zehn Jahre lang nicht mehr Ski gefahren. Heutzutage kann ich es aber wieder genießen.“
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