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Generalproben für WM-Play-off
Es wäre aber nicht Szilagyi, wenn nicht auch in diesem Satz Understatement mitschwingen würde. Der Sohn des langjährigen Krems-Trainers Istvan Szilagyi und gebürtiger Ungar, der als Sechsjähriger nach Österreich kam, zeigt sich stets von der zurückhaltenden Seite. Sich in den vielzitierten „Dienst der Mannschaft“ zu stellen, war und ist für Szilagyi wichtiger als diverse Egotrips: „Es bringt nichts, den Lautsprecher zu spielen, wenn man selbst volle Hosen hat.“

GEPA/Franz Pammer
Seit 18 Jahren ist Szilagyi im ÖHB-Team nicht mehr wegzudenken
„Für mich war relativ früh klar, dass ich kein Einzelsportler bin“, betonte Szilagyi. Die Einschätzung sollte sich als richtig erweisen. Mit TUSEM Essen (2005) und Gummersbach (2009) gewann er zweimal den EHF-Cup, mit THW Kiel die Champions League (2007), abgerundet wird die Sammlung mit zwei Triumphen im Cup der Cupsieger (2010 mit Gummersbach, 2012 mit Flensburg).
Kernspieler im Johannesson-System
In 199 Länderspielen für das A-Nationalteam erzielte er in 18 Jahren 892 Treffer für Österreich, führte die Mannschaft nicht nur 2010 zu Platz neun bei der Heim-Europameisterschaft, sondern auch zu zwei Weltmeisterschaften 2011 und 2015 und einer EM 2014. Nur Ewald Humenberger (246), Patrick Fölser (218) und Andreas Dittert (203) haben mehr Partien für Rot-Weiß-Rot absolviert.
ÖHB-Teamchef Patrekur Johannesson, der Szilagyi nach verletzungsbedingten Absagen im letzten Jahr am Samstag beim 20:26 bei Europameister Deutschland wieder zur Verfügung stand, weiß um die Bedeutung seines Routiniers. „Es ist für mich als Trainer und für die Mannschaft sehr wichtig, eine solche Persönlichkeit und einen sehr guten Handballspieler wie ihn in den eigenen Reihen zu haben“, sagte der Isländer.
Szilagyi möchte „den Geist weitertragen“
Ein Rückzug aus dem Nationalteam war für Szilagyi nie ein Thema. „Für mich war immer klar, dass ich, solange ich Profi bin, auch dem Team zur Verfügung stehe“, sagte er. Gerade jetzt, da das Team im Umbruch ist, sehe er seine Rolle nicht zuletzt darin, „den Geist weiterzutragen“. Den Geist jener Kerntruppe also, die den Handball-Männern seit 2010 zu bisher ungekannten Höhenflügen verhalf.
„Es war schön, die Entwicklung des österreichischen Handballs zu sehen. Zwischen damals und heute liegen Welten“, stellte Szilagyi zufrieden fest. Mit dem Nationalteam hat der Routinier im Juni ein großes letztes Ziel: Gegen den mehrfachen Europameister Dänemark ist man im WM-Play-Off klarer Außenseiter. „Ich möchte jedes einzelne Spiel genießen. Alle stehen in der Verantwortung, das Bestmögliche aus sich herauszuholen, um gegen Dänemark die kleine Chance auf die WM zu nützen“, sagte er.
Rollenwechsel beim Club möglich
Mit dem im Sommer auslaufenden Vertrag beim deutschen Bundesligisten Bergischer HC, könnte aber auch die Profikarriere Szilagyis enden. Vorerst gilt es aber, den drohenden Abstieg abzuwenden. „Ich bin noch nie abgestiegen“, betonte er. Ein Gang in die zweite Liga könnte auch eine Planänderung der Zukunft bedeuten. Denn die sieht Szilagyi derzeit bei seinem aktuellen Verein.
„Ich könnte mir mehrere Dinge vorstellen. Etwa als nur sporadisch spielender Kotrainer, aber auch als sportlicher Leiter“, präzisierte Szilagyi. Aber - und da kam wieder der Teamplayer im Spielmacher zum Vorschein - erst gelte es genau zu besprechen, „was für den Verein am besten“ sei.