Znenahlik nimmt Liga in die Pflicht
Die A-WM 2017 in Köln und Paris geht ohne österreichische Beteiligung über die Bühne. Die 1:2-Niederlage in Katowice am Freitag gegen Slowenien besiegelte das Schicksal des Nationalteams. Die heißt auch im nächsten Jahr Division IA. Für den ORF-Experten Peter Znenahlik ist der verpasste Aufstieg angesichts der heimischen Situation logisch: „Wir sind momentan dort, wo wir hingehören.“
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An das letzte Mal, als Österreich bei einer B-WM den Aufstieg verpasste, können sich jüngere Fans gar nicht mehr erinnern. 1991 in Ljubljana wurde eine ÖEHV-Auswahl so wie 2016 Vierter und blieb zuletzt zweitklassig. Danach folgte bei sechs Versuchen immer der Aufstieg. Zuletzt gelang das sogar fünfmal in Folge. Allerdings stieg man postwendend auch immer ab. In Katowice fehlte, trotz starker Leistung, am Ende ein Tor gegen die Slowenen, um sich zumindest Platz zwei zu sichern.

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Für Znenahlik kam der verpasste Aufstieg letztlich nicht überraschend
Entscheidend war aber letztlich die 0:1-Niederlage gegen die Gastgeber. „Den Aufstieg hat man im Endeffekt gegen Polen verspielt“, so Znenahlik, „gegen Slowenien war ich positiv überrascht. Die Mannschaft hat Kampfgeist und Charakter gezeigt.“ Davor ließ man allerdings zu viele Chancen ungenützt. „Man hat gegen Korea einen Punkt hergeschenkt, man hat gegen Polen Punkte hergeschenkt, und daher ist es so passiert“, so der ehemalige Stürmer, der selbst 93-mal - darunter bei der B-WM 1991 - das rot-weiß-rote Trikot trug.
Tore eine Frage der Routine
Vor allem ein Manko des österreichischen Teams war in Katowice nicht schönzureden: die eklatante Abschlussschwäche. In fünf Spielen erzielte man nur zehn Tore - den erfolgreichen Versuch von Konstantin Komarek im Penaltyschießen gegen Südkorea nicht mitgerechnet. Mit einem Schnitt von zwei Toren pro Spiel lässt sich im Eishockey nur schwer etwas gewinnen. Die Abschlussschwäche wurde dem Team auch vergangenes Jahr bei der A-WM in Prag am Ende zum Verhängnis.
„Es ist oft zu hektisch, und teilweise ist es sicher auch Unvermögen. Es ist aber auch eine Frage der Routine“, so Znenahlik, der sich aber gut in die Situation der Spieler versetzen kann: „Ich bin als ehemaliger Stürmer der Letzte, der einem einen Vorwurf macht, wenn er kein Tor schießt.“ Die fehlende Routine führte laut Znenahlik auch zu entscheidenden Fehlern: „Eine Mannschaft, die so wenig Tore schießt, darf sich keine Geschenke leisten.“

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Auch gegen Slowenien litt Österreich unter seiner Abschlussschwäche
Dass - abgesehen von den NHL-Akteuren - einige Spieler, wie etwa Dominique Heinrich, Thomas Raffl und Thomas Hundertpfund, verletzungsbedingt fehlten, lässt der ORF-Experte nicht als Ausrede gelten: „Das sind natürlich schon Spieler, die dieser Mannschaft mehr Qualität geben. Aber sie waren verletzt, sie waren nicht da, daher braucht man darüber gar nicht nachdenken. Wir haben mit der Mannschaft gespielt, die da war.“
„Drecksarbeit“ für drittklassige Legionäre
Der Grund, warum die Mannschaft, die da war, das Ziel Aufstieg verpasste, liegt laut Znenahlik an der Situation in der heimischen Liga. „Ich will während der Saison sehen, dass viele Österreicher zum Einsatz kommen“, so der 53-Jährige, „nicht nur für die Drecksarbeit und bei Situationen, wenn die Kanadier Luft brauchen, damit sie keinen Burnout haben.“ Im Powerplay, sei die fehlende Eiszeit besonders zu bemerken: „Wie sollen sie es können, wenn sie es nie spielen. Bei einer WM werden sie dann ins kalte Wasser geworfen. Das gehört geändert, die Burschen haben Potenzial.“
Zenahlik geht daher mit den Trainern hart ins Gericht. Die kommen bei den österreichischen Clubs in der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) aus Kanada. „Es geht mir zu einfach, dass die kanadischen Trainer sagen, der ist nicht stark genug. Ein kanadischer Trainer ist auch dazu da, österreichische Spieler besser zu machen und nicht nur, um zu zeigen, die Österreicher sind nicht stark genug“, so der gebürtige Wiener.
Österreich bleibt zweitklassig
Österreichs Nationalmannschaft verlor das entscheidende Spiel der Division IA im polnischen Katowice gegen Slowenien mit 1:2.
Znenahliks Lösungsvorschlag: „Es sollte angedacht werden, mehr österreichische Trainer zu verpflichten.“ Denn dann würden die heimischen Talente vielleicht besser gefördert. „Wenn man einen kanadischen Trainer holt, muss man ihm die Vorgabe geben: Du arbeitest mit unseren Jungen. Es kann nicht sein, dass sie nur dasitzen und zuschauen und auf dem Eis irgendwelche drittklassigen Legionäre ihr Unwesen treiben“, so der Experte.
Ratushny will Teamchef bleiben
Weil das Wort „Weckruf“ zuletzt in der politischen Diskussion oft gefallen ist, bemüht Znenahlik es auch in seiner Bilanz: „Das sollte den Clubs wirklich einmal zu denken geben. Das Nationalteam ist international das Aushängeschild Österreichs. Da sollte man alles versuchen, dass diese Spieler mehr Eiszeit bekommen.“ Trotzdem versucht Znenahlik auch positiv zu bleiben: „Dass wir momentan in der A-Gruppe nichts verloren haben, ist augenscheinlich, aber man muss nach vorne schauen.“
Die B-WM 2017 soll auch in Österreich über die Bühne gehen, wenn es nach dem Willen des scheidenden Verbandsbosses Dieter Kalt geht. Finanzielle Details gilt es vorher aber noch abzuklären. Wien gilt als Favorit, die renovierte Grazer Halle eine überlegenswerte Alternative. Davor wartet Anfang September aber noch das Qualifikationsturnier in Lettland auf die Nationalmannschaft.
Ob der Teamchef dann noch immer Daniel Ratushny heißen wird, ist noch nicht vollständig geklärt. Der Kanadier hat noch einen Vertrag bis Sommer 2017. Sowohl der österreichische Verband als auch der Kanadier wollen die Zusammenarbeit unbedingt fortsetzen. Allerdings wechselt Ratushny als Clubcoach zum HC Lausanne in die Schweiz. „Ich hoffe, dass ich bleiben darf“, sagte Ratushny nach dem letzten WM-Spiel in Katowice, „es ist ein Privileg für mich, Teamchef zu sein und mit diesen Spielern zu arbeiten.“ Gute Nachricht: Ein offizielles Veto aus Lausanne gibt es bisher noch nicht.
Karl Huber, ORF.at, aus Katowice
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