Jetzt historischer Finalsieg im Visier
Nach dem Einzug ins Endspiel der Champions League sind bei Atletico Madrid alle Dämme gebrochen. Noch lange nach der 1:2-Niederlage am Dienstag im Semifinal-Rückspiel gegen die Bayern und dem damit verbundenen Aufstieg dank der Auswärtstorregel feierten Spieler und Trainerteam auf dem Rasen und jubelten über ein Happy End in einem wahren Thriller.
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„Es war wie im Film“, jubelte Trainer Diego Simeone, als er die an Dramatik schwer zu überbietende Partie Revue passieren ließ. Seine Mannschaft wurde von den Bayern über weite Strecken an die Wand gespielt und schaffte während der gesamten Partie gerade einen gelungenen Konter - der aber reichte, um das Finalticket zu buchen. „Wir haben dem Sturm der Bayern standgehalten“, lautete das Resümee des Argentiniers.
Kritik erzeugt Unverständnis
Auf gerade einmal 28 Prozent Ballbesitz brachten es die Madrilenen - und hatten damit sogar einen besseren Wert als in ihren drei vorangegangenen Champions-League-Partien. „Wir haben heute eine stürmende und eine verteidigende Mannschaft gesehen“, gab Simeone zu. Für den 46-Jährigen steht die Abwehrarbeit im Mittelpunkt, während Bayern-Coach Josep Guardiola als Offensivverfechter gilt.

APA/AFP/John Macdougall
Unbändige Freude nach dem Semifinal-Coup in München
Die Frage nach der unterschiedlichen Auffassung von Fußball im Vergleich zum Katalanen wies Simeone aber brüsk zurück. „Ich verstehe diese Frage nicht. Wir praktizieren auch Kurzpassspiel. Und wir haben immer das Ziel, zu gewinnen.“ Kritik an der Spielweise seiner ausgefuchsten Truppe ließ der Coach nicht gelten. „Wir haben zwei der drei besten Mannschaften Europas ausgeschaltet“, sagte Simeone und verwies damit auf den Viertelfinal-Sieg gegen Titelverteidiger FC Barcelona. „Wir haben es bis ins Finale geschafft. Das zeigt, dass wir gute Leistungen geboten haben.“
Torres: „Völlig verdient“
Die Krönung der außergewöhnlichen Champions-League-Saison soll nun am 28. Mai im Mailänder Meazza-Stadion erfolgen, wenn es im Endspiel gegen Real Madrid oder Manchester City geht. „Es ist egal, gegen wen wir spielen. Wir sind stolz auf das, was wir erreicht haben. Und vielleicht ist im Finale diesmal das Schicksal auf unserer Seite“, sagte Simeone mit Blick auf das Endspiel vor zwei Jahren.
Damals führte Atletico bis wenige Sekunden vor Schluss gegen Real Madrid mit 1:0, musste dann aber noch in die Verlängerung, in der sich der Stadtrivale mit 4:1 durchsetzte. Laut Fernando Torres, der so wie Thomas Müller einen Elfmeter vergab, soll dieses Szenario diesmal vermieden werden. „Wir sind völlig verdient weitergekommen. Jetzt haben wir die Chance, einen Erfolg zu feiern, den es noch nie in der Clubgeschichte gegeben hat.“
Champions League fehlt in Sammlung
Schon 1974 war man ganz nahe dran an einem Triumph im wichtigsten Europacup-Bewerb, doch dann retteten sich die Bayern im Finish in ein Wiederholungsspiel um den Meistercup, das sie mit 4:0 gewannen. 42 Jahre später zahlte man es den Münchnern heim - dennoch wollte Simeone nicht von einer Revanche sprechen. „Es geht nicht um Revanche, sondern darum, dass wir uns eine Möglichkeit erkämpft haben, die Champions League zu gewinnen.“
Die Königsklasse ist der einzige Bewerb, der dem seit 2011 amtierenden Trainer in seiner Sammlung noch fehlt. Mit Atletico holte Simeone als Coach bereits die spanische Meisterschaft (2014), den spanischen Cup (2013), den spanischen Supercup (2014), die Europa League (2012) und den europäischen Supercup (2012). Außerdem könnte sich neuerlich der spanische Meistertitel ausgehen: Zwei Runden vor Schluss liegen die „Colchoneros“ auf Platz zwei hinter dem punktegleichen FC Barcelona.
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