„Bayern hat eine große Zukunft“
Nach seinem bittersten Sieg mit dem FC Bayern hat Josep Guardiola erst einmal mit seinen traurigen Spielern gelitten. Später präsentierte sich der Katalane in der Münchner Allianz-Arena bei aller Enttäuschung über das dritte Halbfinal-K.-o. in der Champions League nicht als ein in München gescheiterter Trainer, sondern als stolzer Verlierer eines mitreißenden Dramas.
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Auch wenn noch zwei Titel zu gewinnen sind, hob Guardiola nach dem 2:1 (1:0) gegen Atletico Madrid zu einer flammenden Abschiedsrede an. „Ich habe mein Bestes getan. Ich habe mein Leben gegeben für diese Mannschaft. Ich bin stolz. Es war eine Ehre, mit diesen Spielern zu arbeiten. Diese Spieler sind wow“, sagte Guardiola. Seine dreijährige Mission in München bleibt ohne Champions-League-Endspiel und ohne den Königsklassentitel unvollendet, aber seine Arbeit war für ihn nicht sinnlos.

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Im Trainerduell mit Simeone zog Guardiola den Kürzeren
„Ich habe eine fantastische Zeit erlebt. Ich bereue nichts. Bayern München hat eine große Zukunft mit diesen Spielern, mit dieser Mentalität“, sagte Guardiola. Ernten soll nun sein Nachfolger. „Ich hoffe, Carlo (Ancelotti) kann das Finale erreichen“, sagte Guardiola. Weder ihm noch den leidenschaftlich kämpfenden und besonders vor der Pause grandios aufspielenden Bayern-Stars war nach diesem irren Halbfinal-Rückspiel etwas vorzuwerfen. Die 90 Minuten hatten mit ihrem ständigen Auf und Ab, Intensität, drei Toren und zwei vergebenen Elfmetern alles geboten.
Lahm: „Was soll man der Mannschaft vorwerfen?“
Es war ein Fußballfest, allerdings eines ohne Happy End für den zweimaligen Champions-League-Sieger (2001, 2013). „Es tut weh. Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir nicht im Finale spielen“, sagte Robert Lewandowski, dessen Siegestor zum 2:1 nach dem 0:1 in Madrid wegen der Auswärtstorregel nicht reichte. Atletico jubelte so nach hochemotionalen 95 Minuten und 23 Sekunden, weil Antoine Griezmann „ein Geschenk“ (Lewandowski) der anstürmenden Bayern zum 1:1-Ausgleich annahm.

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Alle Anweisungen und Motivationsversuche von Guardiola nutzten nichts
„Wir mussten leiden“, gestand Atletico-Trainer Diego Simeone. „Ich habe in der ersten Hälfte gegen den besten Gegner in meiner Karriere gespielt. Unfassbar, wie Bayern da aufgetreten ist“, sagte der Argentinier. Bis zum Abpfiff war alles möglich in einem Kampf, den Welttorhüter Manuel Neuer mit seiner Parade beim Foulelfmeter von Fernando Torres offen gehalten hatte. „Was soll man der Mannschaft vorwerfen? Wenn man so dominant war, ist schon eine große Enttäuschung da“, sagte Philipp Lahm, der Kapitän.
Bayern-Frust auch wegen Schiedsrichter
Karl-Heinz Rummenigge entlud den Frust in einer überzogenen Kritik an Schiedsrichter Cüneyt Cakir. Das entscheidende Tor von Griezmann fiel aus abseitsverdächtiger Position, beim Elfer foulte Javi Martinez Atletico-Angreifer Torres vor der Strafraumlinie. „Wir fühlen uns auch ein bisschen betrogen. Der Schiedsrichter hat keine glückliche Figur abgegeben“, beschwerte sich der Bayern-Chef. Ein Delegierter der UEFA habe die Schiedsrichterleistung als „Schande“ bewertet. „Wir hätten es verdient gehabt, nach Mailand zu gehen.“
Tatsache ist, Bayerns Alptraum-Triple wurde real, der Fluch in Halbfinal-Spielen mit Guardiola setzte sich fort: 2014 K. o. gegen Real Madrid, 2015 Aus gegen den FC Barcelona - und nun das dritte K. o. gegen ein Team aus Spanien. Immer fehlte das wichtige Auswärtstor im Hinspiel. Aber nur gegen Atletico war das Aus wirklich unglücklich. Ob im Fußball am Ende nur Titel zählen, wurde Guardiola gefragt. „Für die Welt, für die Leute, für die Journalisten ja“, lautete die Antwort. „Natürlich war es mein Ziel, ein Finale zu erreichen.“
Double als letztes Ziel mit Bayern
Aber seine Münchner Zeit mag „Pep“ nicht nur an Endspielen und Pokalen messen. Titel seien für ihn „Nummern“. Ihm gehe es um das Spiel, die Umsetzung von Ideen, die Entwicklung einer Mannschaft. „Wir haben eine tolle Champions League gemacht“, resümierte der 45-Jährige, der im Sommer nach England zu Manchester City zieht.
Vorher wird er noch dreimal als Trainer auf der Bayern-Bank sitzen. Mit großer Sicherheit wird er den dritten Meistertitel im dritten Jahr feiern. Und am 21. Mai, in seinem Abschiedsspiel, das eigentlich eine Woche später in Mailand stattfinden sollte, kommt es noch zu einem Finale. In Berlin werden die Bayern dann gegen den nationalen Erzrivalen Borussia Dortmund um den DFB-Pokal kämpfen. „Wir können immer noch mit dem Double rausgehen aus der Saison“, sagte Lahm. Im Moment der großen Leere und Traurigkeit war das aber für alle Bayern ein schwacher Trost.
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