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Geld „macht es leichter“

Die ersten Weichen hat RB Leipzig nach dem Aufstieg in die Bundesliga bereits gestellt: Für den neuen Trainer Ralph Hasenhüttl überweisen die „Bullen“ 1,5 Millionen Euro an Ingolstadt. Gemeinsam mit Aufstiegstrainer und Sportdirektor Ralf Rangnick soll der Österreicher die Ostdeutschen zum Bayern-Jäger formen.

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Begonnen hatte die Erfolgsstory des offiziell als RasenBallsport Leipzig e. V. firmierenden Clubs vor sieben Jahren: Red Bull ließ sich vom Fünftligisten SSV Markranstädt drei Herren-Mannschaften, den Trainerstab sowie die Spiellizenz übertragen und erklärte, 100 Millionen Euro investieren und in die Bundesliga aufsteigen zu wollen. Was folgte, war beinahe ein Durchmarsch, der mit dem Einzug in die höchste deutsche Spielklasse am Sonntag fixiert wurde.

Terrence Boyd, Stefan Ilsanker und Trainer Ralf Rangnick (Leipzig)

GEPA/Kerstin Kummer

Bierdusche für den Coach: Rangnick musste das Ritual über sich ergehen lassen, weil er sich beim Fluchtversuch eine Zerrung zuzog

Während das Projekt in der nach Profifußball dürstenden Region Leipzig überaus wohlwollend angenommen wurde, setzte es im Rest des Landes Anfeindungen. Fans der alten Schule witterten „modernen Fußball“ in Reinkultur und feindeten den Verein und seine Spieler an, wo immer es ging. Selbst Testspiele mussten deswegen abgesagt werden.

Red Bull von „50+1“-Regel unbeeindruckt

Dass der DFB die Verwendung des Sponsornamens untersagte und der Konzern seine Abkürzung RB auf „RasenBallsport“ ummünzte, änderte daran naturgemäß nichts. Auch der Vorwurf, dass Red Bull, freilich nicht als einziger Club, die „50+1“-Regel aushebeln würde, stand und steht im Raum. Die Regel besagt, dass jeder Verein die Mehrheit an seiner Profifußballabteilung halten muss. Damit soll übermäßiger Einfluss von Kapitalgebern in den Vereinen verhindert werden.

Von diesbezüglichen Bedenken hat man sich in Leipzig allerdings stets ebenso wenig beirren lassen wie von den zahlreichen untergriffigen Aktionen gegnerischer Fans. Der Aufstieg verlief dank vergleichsweise überbordender Budgets ebenso schnell wie (fast) unaufhaltsam. Lediglich zwei „Ehrenrunden“ in der Regionalliga (4. Spielklasse) und eine in der zweiten Bundesliga kamen den „Bullen“ dazwischen. Mit Trainer Peter Pacult (2011 bis 2012) und den Spielern Roman Wallner (2012) und Niklas Hoheneder (2012 bis 2015) wirkten im Lauf der Jahre auch drei Österreicher auf diesem Weg mit. Nun sind es mit Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker zwei ÖFB-Teamkicker, die entscheidenden Anteil am Vorstoß ins Oberhaus hatten. Mit Georg Teigl und Stefan Hierländer stehen zwei weitere Österreicher im Aufstiegskader.

Gekommen, um zu bleiben

Dass RB Leipzig ein Marketingvehikel des Getränkekonzerns und also ein „Projekt“ sei, das dementiert man beim Club vehement. „Ein Projekt, das ist etwas zeitlich Begrenztes“, sagte etwa Rangnick und versicherte: „RB Leipzig wird keine temporäre Erscheinung sein. Das wird eine ganz langfristig ausgerichtete Geschichte.“ Davon ist offenbar auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung überzeugt. Der traf sich einst mit Mateschitz und erklärte gegenüber der ARD: „Ich habe das Gefühl mitgenommen, die Gewissheit mitgenommen, dass es sich um ein langfristiges, perspektivisches Engagement handelt.“

Dass man gerade erst für 33 Millionen Euro unweit der eigenen Arena eine Trainingsakademie auf Weltklasseniveau errichtet hat, spricht jedenfalls nicht gegen diesen Eindruck. Auch ein Blick auf die Besucherzahlen zeigt, dass der „Dosenkick“ in Leipzig durchaus angenommen wird. Über 28.000 Zuschauer kamen in der laufenden Saison im Schnitt in die 43.000er-Red-Bull-Arena. „Unser Stadion wird wohl immer ausverkauft sein, und RB wird auch zu den Clubs gehören, die die meisten Fans zu Auswärtsspielen mitbringen“, sagte Rangnick im Hinblick auf die kommende Saison im Oberhaus.

Rangnick: „Kann der Gartenarchitekt sein“

Für Rangnick, der seit 2012 in Leipzig als Macher werkt und mit einer seiner ersten Amtshandlungen die Trennung von Pacult setzte, ist es wohl auch ein persönlicher Triumph. „Ich habe zwar keinen grünen Finger, kann aber der Gartenarchitekt sein“, meinte er. Er will RB nicht nur irgendwie und irgendwo in der Bundesliga etablieren, sondern ganz oben. Die Mateschitz-Millionen sind dafür nicht die Bedingung. Aber: „Sie machen es uns leichter als anderen“, räumte Rangnick ein.

Die finanziellen Voraussetzungen in Leipzig sind zweifelsohne besser als bei so manchem künftigen Konkurrenten. Nicht zuletzt bei Transfers können die Sachsen in andere Dimensionen vorstoßen als ein Großteil der deutschen Profivereine. Selbst für Hasenhüttl blätterte man eine Ablöse in Höhe von kolportierten 1,5 Millionen Euro auf den Tisch, die höchste, die bisher für einen Trainertransfer in Deutschland bezahlt wurde.

Mintzlaff: „Potenziale ausschöpfen“

Dass man bereits zu Zweitligazeiten zweistellige Millionenbeträge für Transfers und hohe Beraterkosten gezahlt habe, „diskutiert keiner weg“, sagte Vorstandschef Oliver Mintzlaff kürzlich. Und behauptete dennoch: „Wenn alle Vereine mal ihre Spielergehälter offenlegen würden, dann sind wir höchstwahrscheinlich nicht auf Rang eins in der zweiten Liga.“

Die finanziellen Möglichkeiten sorgen allemal dafür, dass die Rahmenbedingungen in Leipzig top sind. Auch weil das Team hinter dem Team immer größer wird. Das Stammpersonal von 124 Angestellten soll nach dem Aufstieg aufgestockt werden, „um die Potenziale, die der Verein mitbringt, abschöpfen zu können“, wie es Mintzlaff ausdrückt. Die VIP-Logen in der Arena sind für die neue Saison jedenfalls fast ausverkauft.

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