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„Dreifachbestrafung“ bei Elfmetern fällt

Das International Football Association Board (IFAB) hat einige Änderungen im Fußballregelwerk beschlossen, die seit 1. Juni und damit auch für die Europameisterschaft in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) gelten. Wichtigste Neuerung: Die „Dreifachbelastung“ im Strafraum aus Elfmeter, Roter Karte und automatischer Sperre für den Übeltäter ist Geschichte.

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Künftig gibt es neben einem Strafstoß nur Gelb statt Rot. Zieht der Verteidiger aber am Trikot des Gegners oder versucht gar nicht erst, den Ball zu spielen, kann es weiterhin Rot geben - ebenso wie bei einer Tätlichkeit. Interpretationsspielraum ist also vorhanden.

Behandlungen auf dem Feld wieder erlaubt

Insgesamt verabschiedete das IFAB ein 95 Punkte starkes Reformpaket. So sind ab nun zum Beispiel kurze Behandlungen von verletzten Spielern auf dem Platz möglich. Sie sind erlaubt, wenn ein Spieler verletzt wird und das Foul mit einer Karte geahndet wurde. Bisher musste der verletzte Spieler erst einmal vom Feld, das Spiel ging in der Zwischenzeit weiter.

Foul von Gerard Pique (ESP) an Thiago Motta (ITA) während der UEFA EURO 2012

Reuters/Leonhard Foeger

Ist die Absicht, den Ball zu spielen, da, gibt es bei Fouls im Strafraum nur Gelb

Bei Elfmetern gibt es nun härtere Strafen gegen Verstöße bei der Ausführung. Stoppt der Schütze etwa beim Anlauf komplett ab oder schießt überraschend ein zweiter Spieler, gibt es einen Freistoß für die andere Mannschaft. Zudem kann es Gelb für den Schützen geben. Bewegt sich der Torhüter zu früh von der Linie nach vorne und geht der Ball dann nicht ins Tor, sieht der Schlussmann Gelb. Wiederholung gab es deshalb auch vorher schon.

Rote Karten vor Matchbeginn

Neu ist außerdem, dass der Schiedsrichter auch vor dem Spiel Rote Karten zeigen kann. Während der Halbzeit und nach dem Abpfiff ging das schon zuvor. Theoretisch ist ein Platzverweis jetzt möglich, sobald der Schiedsrichter das Spielfeld begutachtet. Wird ein Spieler vor dem Spiel ausgeschlossen, darf der Trainer dafür einen Ersatzspieler aufstellen.

Einen Vorteil dürfen Schiedsrichter nun mit nur einem gestreckten Arm anzeigen, bisher mussten sie beide Arme wie ein V nach vorne ausstrecken. Diese Änderungen soll den Schiedsrichtern das Laufen erleichtern.

Spielen auch ohne Schuh erlaubt

Beim Anstoß kann der Ball ab sofort in jede Richtung gepasst werden. Bisher musste der Ball erst in die gegnerische Hälfte gespielt werden. Für Trinkpausen - etwa wegen Hitze - können Schiedsrichter nun die Zeit stoppen und zu den 90 Minuten addieren. Offiziell war das bisher nicht erlaubt.

Einwürfe müssen mit beiden Händen gleich kräftig ausgeführt werden. Das System mit einer Stützhand, bei dem eine Hand den Ball schleuderte, ist damit verboten. Geht ein Schuh verloren, darf der Betroffene bis zur nächsten Unterbrechung weiterspielen. Bisher galt: Schuh weg, kicken verboten. Die Regelung galt zuvor schon für Schienbeinschoner.

Nicht regelkonforme Unterhosen verboten

Die Mittellinie ist ab sofort bei Abseitsfragen eine neutrale Zone. Berührt ein Spieler bei einem Konter die Mittellinie und noch nicht die gegnerische Hälfte, steht er nicht im Abseits. In der eigenen Hälfte gibt es sowieso kein Abseits. Der Status der Mittellinie in Abseitsfragen war zuvor nicht eindeutig geklärt gewesen.

Kurioseste Regeländerung ist wohl die Unterwäschereform: Sichtbare Unterhosen müssen ab Juni in der Farbe der Hose sein. Zudem muss solche Unterwäsche bei allen Spielern eines Teams dieselbe Farbe haben. Bei zweifarbigen Hosen können sich die Mannschaften für eine der Unterhosenfarben entscheiden. Ähnlich ist das bei Tape, mit dem sich Spieler zum Beispiel die Schienbeinschoner festbinden: Es muss ab jetzt in der Farbe des Stutzens sein.

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