Viele Ausfälle in der Defensive
Der belgischen Fußballnationalmannschaft wird schon seit einigen Jahren der Gewinn eines großen Titels zugetraut. Zwar geriet die Truppe mit Topstar Kevin de Bruyne zuletzt auch wegen zahlreicher Verletzungen etwas ins Straucheln. Speziell das nicht versiegende Reservoir an herausragenden Offensivspielern lässt die Landsleute aber auf den großen Wurf bei der EM in Frankreich hoffen.
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Die Auswahl um Kapitän Vincent Kompany und „Wirbelwind“ De Bruyne, die beide bei Manchester City ihr Geld verdienen, wird in Belgien bisweilen als „goldene Generation“ gefeiert - die nun erstmals einen bedeutenden Titel einheimsen soll. Bisher gab es lediglich Gold bei den Olympischen Spielen 1920. Im WM-Viertelfinale 2014 unterlag die Mannschaft von Trainer Marc Wilmots im Viertelfinale dem späteren Vizeweltmeister Argentinien nur hauchdünn mit 0:1.
Belgien ohne Kapitän Kompany zur EM
Allerdings ist Innenverteidiger Kompany wegen einer im Champions-League-Semifinale gegen Real Madrid erlittenen schweren Muskelverletzung in Frankreich nicht dabei. Neben dem Kapitän mussten auch die Verteidiger Nicolas Lombaerts, Björn Engels und Dedryck Boyata für die EM absagen.

Reuters/Action Images/Carl Recine
Kapitän Kompany verpasst die EM wegen einer schweren Muskelverletzung
„Ich bin nicht hier, um zu weinen, ich bin hier, um Lösungen zu suchen“, sagte Wilmots kürzlich zur Verletzungsmisere. Mit diversen Blessuren kämpften in dieser Saison auch Offensivkraft Eden Hazard, Torhüter Thibaut Courtois, Verteidiger Jan Verthongen (nicht im Kader) sowie De Bruyne. Immerhin bei De Bruyne zeigt die Leistungskurve nach ausgeheilter Knieverletzung wieder steil nach oben. „Kevin wird frisch sein, wenn die Euro beginnt“, versicherte der Nationaltrainer.
Die EM-Qualifikation meisterte Belgien als Sieger der Gruppe B vor Wales, Bosnien-Herzegowina, Israel, Zypern und Andorra. Nur auswärts gegen Wales setzte es eine 0:1-Niederlage, dazu kamen zwei Unentschieden. Dass die „Roten Teufel“ von November bis Anfang April an der Spitze der FIFA-Weltrangliste standen, war aber mehr der Berechnungsmethode geschuldet - das Team glänzte in der jüngeren Vergangenheit nicht wirklich.
Belgien ist in allen Mannschaftsteilen mit exzellenten Einzelspielern gespickt, viele hatten allerdings zuletzt Probleme. Christian Benteke, Wilmots’ präferierte Wahl als Mittelstürmer, wurde von Liverpool-Coach Jürgen Klopp zum „Bankarbeiter“ degradiert. Bei Manchester United verlor Marouane Fellaini seinen Stammplatz im zentralen Mittelfeld. Verteidiger Thomas Vermaelen war lange verletzt und präsentierte sich beim FC Barcelona, wenn er denn einmal zum Einsatz kam, als Schwachpunkt.
Beneidenswerte Personalreserven
Die Personalreserven, die Wilmots vor allem im Angriff zur Verfügung stehen, sind beneidenswert. Vom Abstieg von Benteke profitiert Everton-Stürmer Romelu Lukaku am meisten - dahinter lauern Michy Batshuayi von Olympique Marseille und Bentekes Liverpool-Kollege Divock Origi auf ihre Chance. Für die offensiven Außenbahnen in seinem 4-3-3-System kann Wilmots auf Dries Mertens (Napoli) und Yannick Carrasco (Atletico Madrid) bauen.
Steckbrief Belgien
- Teamchef: Marc Wilmots (seit 2012)
- Bekannteste Spieler: Eden Hazard, Thibaut Courtois (beide Chelsea), Kevin de Bruyne (Manchester City), Marouane Fellaini (Manchester United), Axel Witsel (Zenit St. Petersburg)
- FIFA-Weltrangliste: 2.
- EM-Teilnahmen: 5
- WM-Teilnahmen: 12
- Größte Erfolge: WM-Vierter 1986, Olympiasieg 1920
Dass Belgien Probleme hat, wenn die Bestbesetzung nicht verfügbar ist, wurde jedoch Ende März beim 1:2 gegen Portugal in Leiria deutlich, wo man in den ersten 30 Minuten förmlich an die Wand gespielt wurde. Es war die erste Niederlage seit Juni 2015, wobei eine Woche nach den Terroranschlägen von Brüssel nicht alle im roten Trikot ganz bei der Sache waren.
Schwierige Gruppe E
In Frankreich ist Belgien in der Gruppenphase in der schwierigen Gruppe E mit Italien, Irland und Schweden gelandet. Vor knapp zwei Jahren hätte man die Wilmots-Auswahl gut und gerne in einem Atemzug mit Weltmeister Deutschland als EM-Favorit bezeichnen können - heute erscheint der Durchmarsch bis zum Titel weniger realistisch.
EM-Kader Belgien
Tor: Thibaut Courtois (Chelsea/ENG), Simon Mignolet (Liverpool/ENG), Jean-Francois Gillet (FC Mechelen)
Abwehr: Toby Alderweireld (Tottenham/ENG), Jan Vertonghen (Tottenham/ENG), Thomas Vermaelen (FC Barcelona/ESP), Jason Denayer (Galatasaray Istanbul/TUR), Jordan Lukaku (Ostende), Thomas Meunier (FC Brügge), Laurent Ciman (Impact Montreal/CAN), Christian Kabasele (KRC Genk)
Mittelfeld: Moussa Dembele (Tottenham/ENG), Radja Nainggolan (AS Roma/ITA), Marouane Fellaini (Manchester United/ENG), Axel Witsel (Zenit St. Petersburg/RUS), Eden Hazard (Chelsea/ENG), Kevin De Bruyne (Manchester City/ENG), Dries Mertens (SSC Napoli/ITA), Yannick Carrasco (Atletico Madrid/ESP), Divock Origi (Liverpool/ENG)
Angriff: Michy Batshuayi (Olympique Marseille/FRA), Romelu Lukaku (Everton/ENG), Christian Benteke (Liverpool/ENG)
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