Ukraine nur eine Halbzeit ebenbürtig
Weltmeister Deutschland hat am Sonntagabend einen erfolgreichen Start in die EM hingelegt. Das Team von Joachim Löw setzte sich in Lille gegen die Ukraine mit 2:0 durch und übernahm damit die Führung in Gruppe C. Nach dem Führungstor durch Shkodran Mustafi (19.) musste der Favorit aber bis in die Schlussphase bangen, ehe der eben erst eingewechselte Bastian Schweinsteiger in der Nachspielzeit die Entscheidung besorgte.
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Die überraschend starken Ukrainer agierten vor 43.000 Zuschauern im Stade Pierre Mauroy zumindest eine Halbzeit ebenbürtig und fanden in der ersten Hälfte sogar zahlreiche gute Chancen vor. Löw griff auf die erwartete Startformation zurück. Torhüter Manuel Neuer vertrat den rekonvaleszenten Schweinsteiger als Kapitän.

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Bastian Schweinsteiger durfte gleich nach seinem ersten Ballkontakt jubeln
In der Innenverteidigung bot der DFB-Bundestrainer Jerome Boateng und Mustafi auf. Vorne setzte Löw auf Thomas Müller, Mesut Özil und Julian Draxler im offensiven Mittelfeld, davor bildete Mario Götze die Solospitze. In der Startelf standen zehn Weltmeister von Brasilien 2014 und als einziger Turnierneuling Linksverteidiger Jonas Hector.
Ukraine mit erster Chance
Das erste Rufzeichen setzte aber die Truppe von Michail Fomenko. Spielmacher Jewgeni Konopljanka zwang Neuer mit einem schönen Volley zu einer Glanzparade (4.). Der Welttorhüter konnte den Ball gerade noch um die Stange lenken. In der 13. Minute gab es dann erstmals richtige Gefahr vor dem ukrainischen Tor: Eine Draxler-Flanke legte Müller per Kopf für Hector ab, dessen Schuss Goalie Andrej Pjatow aber bändigen konnte.
Mustafi köpfelt Führungstor
Sechs Minuten später stand es doch 1:0: Nach einem Freistoß von Toni Kroos war der nur durch die Verletzungen von Mats Hummels und Antonio Rüdiger in die Startelf gerutschte Valencia-Legionär Mustafi zur Stelle und köpfelte den Favoriten mit seinem ersten Tor im Nationalteam in Führung.
(19.) Mustafi lässt Weltmeister jubeln
Der aufgerückte Innenverteidiger Shkodran Mustafi brachte Deutschland nach einem Freistoß von Toni Kroos per Kopf in Führung.
Neuer war es zu verdanken, dass der Ukraine durch Jewgeni Chatscheridi nicht postwendend der Ausgleich gelang. Der DFB-Ersatzkapitän faustete den Kopfball des Dynamo-Kiew-Verteidigers nach einem Corner über die Latte (27.). Im Gegenzug vergab Sami Khedira die Riesenmöglichkeit auf das 2:0: Der Versuch des nach einem herrlichen Kroos-Pass alleine vor Pjatow zum Schuss gekommenen Juventus-Legionärs fiel aber zu schwach aus (29.).
Ukrainer halten dagegen
Die Ukrainer hielten aber erneut dagegen: Bei einem Konopljanka-Schuss sprang Boateng für den bereits geschlagenen Neuer ein und rettete mit größter Mühe wenige Zentimeter vor der Linie (37.). Nur eine gute Minute später zappelte der Ball dann im deutschen Netz, der englische Schiedsrichter Martin Atkinson versagte dem Tor wegen einer klaren Abseitsstellung von Artjom Fedezki aber die Anerkennung (39.). Die letzte Chance vor dem Pausenpfiff hatte ebenfalls der Außenseiter: Kapitän Wjatscheslaw Schewtschuk konnte sie aber nicht nützen (43.).

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Jerome Boateng bewahrte den Weltmeister gerade noch vor dem Ausgleich
Deutsche drängen auf Vorentscheidung
Mit zunächst unveränderten Aufstellungen ging der offene Schlagabtausch nach dem Seitenwechsel weiter - wenn auch nunmehr mit leichten Vorteilen für die Deutschen. Pjatow verhinderte das zweite Gegentor mit einer Parade bei einem gut angetragenen Draxler-Schuss (48.). Ein Kroos-Versuch streifte die Oberkante der Latte (52.).
Die Ukrainer wurden mit einem Freistoß von Jaroslaw Rakizki wieder gefährlich, Neuer war aber zur Stelle (57.) - ebenso wie wenig später Pjatow gegen Khedira (61.). Ein Kopfball von Draxler ging deutlich drüber (69.). Der für Draxler in der 78. Minute eingewechselte Andre Schürrle konnte seine erste Möglichkeit nicht verwerten (82.). Auch Özil nützte einen Kroos-Lochpass nicht zur Vorentscheidung (87.).
In Bedrängnis geriet der Favorit nur noch durch einen unvorsichtigen Kopfballrückpass von Mustafi. Der ansonsten herausragende Neuer hatte nach einem rettenden Check gegen Jewgeni Selesnjow Glück, dass Referee Atkinson auf einen durchaus möglichen Elfmeterpfiff verzichtete (88.).
Perfekter Einstand für Schweinsteiger
In der 90. Minute durfte dann auch Schweinsteiger EM-Luft schnuppern - so dachten zumindest die deutschen Fans in Lille. Gleich mit seinem ersten Ballkontakt traf der „Edeljoker“ nach Vorlage des bis dahin unauffälligen Özil (92.). Der 31-Jährige war wegen einer langwierigen Knieverletzung monatelang außer Gefecht gewesen und bei seinem Club Manchester United in der abgelaufenen Saison nur zu sporadischen Einsätzen gekommen.
(92.) Schweinsteiger setzt glanzvollen Schlusspunkt
Der erst kurz zuvor eingewechselte Bastian Schweinsteiger fixierte nach einem Konter das 2:0 für den Weltmeister.
Damit konnten die Deutschen ihre tolle Serie bei EM- und WM-Auftaktspielen fortsetzen: Seit der EM 2008 in Österreich und der Schweiz konnten unter der Leitung des ehemaligen FC-Tirol- und Austria-Wien-Trainers alle fünf Partien gewonnen werden - und das mit einem imposanten Torverhältnis von insgesamt 13:0. In der Folge gelang übrigens jeweils zumindest der Einzug ins Halbfinale.
Rudolf Srb, ORF.at
EM, Gruppe C, erste Runde
Sonntag:
Deutschland - Ukraine 2:0 (1:0)
Lille, Stade Pierre Mauroy, 43.000 Zuschauer, SR Atkinson (ENG)
Torfolge:
1:0 Mustafi (19.)
2:0 Schweinsteiger (92.)
Deutschland: Neuer - Höwedes, Boateng, Mustafi, Hector - Khedira, Kroos - Müller, Özil, Draxler (78./Schürrle) - Götze (90./Schweinsteiger)
Ukraine: Pjatow - Fedezki, Chatscheridi, Rakizki, Schewtschuk - Sidortschuk, Stepanenko - Jarmolenko, Kowalenko (74./Sintschenko), Konopljanka - Sosulja (66./Selesnjow)
Gelbe Karten: Keine bzw. Konopljanka
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