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Probleme mit dem Toreschießen

Ungarn dürfte Österreich am Dienstag (18.00 Uhr, live in ORF eins, im Livestream und im Euro-Liveticker) in Bordeaux im ersten EM-Gruppenspiel mit einem massiven Defensivkonzept begegnen. Die Ungarn, die erstmals seit WM 1986 bei einem Großereignis dabei sind, haben ihre Stärken nicht im spielerischen Bereich, sondern im Konter und bei Standardsituationen.

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„Ich weiß, was die österreichische Mannschaft kann. Wir werden aber auf sie vorbereitet sein“, versicherte Ungarns Teamchef Bernd Storck. Das ÖFB-Team sei nicht zuletzt ob der Qualität der Einzelspieler und deren internationaler Erfahrung der klare Favorit, meinte der Deutsche. „Wir wollen ihnen das Leben aber so schwer wie möglich machen.“

Ungarns Coach  Bernd Storck

Reuters/Regis Duvignau

Ungarns Teamchef Bernd Storck sieht Österreich in der Favoritenrolle

Von den zuletzt nicht sehr überzeugenden ÖFB-Testspielauftritten gegen Malta (2:1) und die Niederlande (0:2) lässt er sich nicht blenden. „Sie haben eine tolle Qualifikation gespielt, Marcel Koller hat eine super Arbeit geleistet“, betonte Storck. „In den Vorbereitungsspielen wurde auch viel getestet, deswegen bewerte ich das nicht über.“

Alaba stoppen als Erfolgsmittel

Für die ÖFB-Angreifer sehen sich die Ungarn gerüstet. „Wir haben uns sehr gut und sehr detailliert auf die Österreicher vorbereitet“, sagte Abwehrchef Richard Guzmics im Teamcamp in Tourrettes. „Sie haben ein sehr gutes Offensivspiel.“ Als gefährlichste Waffen machte der 29-Jährige von Wisla Krakau Marko Arnautovic und Marc Janko aus. „Arnautovic ist sehr gefährlich in allen seinen Aktionen. Und Janko ist üblicherweise der, der die Angriffe abschließt.“

Mögliche Auftsellung des ÖFB-Teams

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Die mögliche Aufstellung der Österreicher beim EM-Auftakt

Dazu gelte es, ÖFB-Star David Alaba in den Griff zu bekommen, meinte Linksverteidiger Mihaly Korhut. „Jedes Team hat seinen Anführer, seinen Schlüsselspieler, jemanden, der Spiele entscheiden kann.“ Bei den Österreichern sei das Alaba. „Wenn wir ihn stoppen können, wäre das sehr wichtig für uns.“

Mögliche Aufstellung von Ungarn

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Die mögliche Aufstellung der Ungarn gegen das ÖFB-Team

Der Anführer der Ungarn ist Balasz Dzsudzsak. Der Kapitän hat bisher 18 Länderspieltore erzielt - und gilt als Freistoßspezialist. „Er hat einen großartigen linken Fuß“, lobte Guzmics den Flügelspieler vom türkischen Erstligisten Bursaspor. Zudem sind auch die groß gewachsenen Innenverteidiger selbst nach ruhenden Bällen gefährlich. Guzmics: „Wir legen viel Wert darauf. Wir haben auch in unseren zwei Trainingslagern viel Standardsituationen trainiert.“

Stürmer, die keine Tore schießen

„Ich sehe uns auf einem guten Weg“, sagte Stürmer Adam Szalai. Als Torfabrik sind die Ungarn allerdings nicht gerade bekannt. In der Qualigruppe, die sie hinter Nordirland und Rumänien auf Platz drei abschlossen, gelangen in zehn Spielen elf Treffer, in den drei Testspielen dieses Jahres war es gerade einmal einer gegen Kroatien (1:1). Storck hat nicht weniger als fünf Mittelstürmer in seinem EM-Kader - dabei kommt in seinem 4-2-3-1-System nur einer zum Einsatz.

Adam Szalai (HUN)

AP/Martin Meissner

Stürmer Adam Szalai (hier beim 0:2 in Test gegen Deutschland) trifft nur selten

Der Deutsche dürfte wegen dessen internationaler Erfahrung auf Szalai setzen, obwohl dieser in der Heimat bereits als „Stürmer, der keine Tore schießt“ angezweifelt wird. Sein bisher letzter Pflichtspieltreffer gelang dem 28-Jährigen im Dezember 2014. In der vergangenen Saison traf er in der deutschen Bundesliga in 16 Einsätzen für Hoffenheim und Absteiger Hannover nie ins Schwarze.

Sprungbrett für Ungarns Hoffnungen

„Das erste Spiel ist für uns ganz wichtig“, betonte Dzsudzsak, der seinen Vorschusslorbeeren endlich auch auf internationaler Ebene gerecht werden will. Die neuen gefeierten Talente der Ungarn heißen Laszlo Kleinheisler (22) und Adam Nagy (20). Erstgenannter war bei Werder Bremen zuletzt der Ersatzmann für ÖFB-Spielmacher Zlatko Junuzovic. Letzterer gilt nach einer starken Saison bei Meister Ferencvaros Budapest als Kandidat für den Wechsel in eine europäische Topliga. Die EM soll als Sprungbrett dienen.

Kiraly wird bei EM-Debüt zum Rekordhalter

Eine lange Auslandskarriere bereits hinter sich hat Torhüter Gabor Kiraly. Der 40-Jährige avanciert mit seinem Einsatz gegen Österreich zum ältesten EM-Spieler der Geschichte. Von seinen drei bisherigen Länderspielen gegen das ÖFB-Team hat er noch keines verloren. „Das ist eine schöne Geschichte“, sagte der Routinier. „Aber das ist ein ganz anderes Team jetzt.“

Kiraly freut sich im Spätherbst seiner Karriere auf das erste große Turnier. „Nach 44 Jahren wieder bei einer EM zu spielen, ist speziell.“ 1972 waren die Ungarn zuletzt bei einer solchen vertreten. Dass es nun ausgerechnet gegen den alten Rivalen Österreich geht, passt ins Bild. Kein Länderspielduell in Europa ist öfter ausgetragen worden. Kiraly: „Österreich ist schon ein spezieller Gegner.“

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