„Die Spieler scharren mit den Hufen“
Die lange Zeit des Wartens und der Vorbereitung auf das EM-Auftaktspiel am Dienstag in Bordeaux gegen Ungarn (18.00 Uhr, live in ORF eins und im Euro-Liveticker mit Livestream) ist vorbei. Der Worte sind genug gewechselt, die Wahrheit liegt nun auf dem Rasen des Stade de Bordeaux. Dort erwartet das ÖFB-Team mit Ungarn im ersten Spiel in Gruppe F eine heikle Aufgabe.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Abgereist aus der sonnigen Provence ist die österreichische Nationalmannschaft an der wechselhafte Atlantikküste angelangt. Auch das Abschlusstraining ging kurzzeitig bei einem heftigen Wolkenbruch über die Bühne. Der Vorfreude auf den Tag X tat das aber keinen Abbruch. „Die Spieler scharren schon mit den Hufen und sind richtig heiß darauf, dass es endlich losgeht“, sagte Teamchef Marcel Koller bei der abschließenden Pressekonferenz.
Fit für EM-Auftakt gegen Ungarn
Bei der EM wird es für das ÖFB-Team heute ernst. Zum Turnierauftakt geht es um 18.00 Uhr in Bordeaux gegen Ungarn. Die Mannschaft von Marcel Koller gilt als Favorit, laut dem Teamchef sind alle Spieler fit und hochmotiviert.
Von Übermotivation hält der Schweizer nichts. Vielmehr forderte Koller einen klare Fokussierung seiner Spieler. „Sie müssen das Spiel bewusst angehen, damit sie unsere Vorgaben umsetzen können“, sagte Koller, der mit einer gewissen Anspannung rechnet. „Es wird am Anfang wahrscheinlich ein wenig Nervosität da sein. Ich hoffe, dass wir sie schnell ablegen und zu unserem Spiel finden.“
„Auf uns wartet eine Heidenarbeit“
Dass Ungarn das ÖFB-Team in die Favoritenrolle geschoben hat, damit kann der Schweizer nichts anfangen. „Wir müssen unser Spiel machen, es wird auf dem Platz entschieden. Ungarn wird sehr gut vorbereitet sein. Kleinigkeiten werden den Ausschlage geben“, so Koller. „Ungarn ist eine sehr gute Mannschaft, es wird beinhart. Auf uns wartet eine Heidenarbeit“, sagte ÖFB-Kapitän Christian Fuchs, der aber auch den Eindruck hat, dass alle seine Kollegen „auf den Punkt da sind“.

APA/Rober Jaeger
ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs ist schon ganz auf das Spiel konzentriert
Defensiv stark, gut organisiert, im Konter und bei Standards gefährlich: So charakterisieret Koller den Gegner. „Auch individuell haben sie den einen oder anderen Spieler, der dir wehtun kann. Wir wollen uns aber auf unseren Fußball konzentrieren, so werden wir das angehen“, versprach der Teamchef, der alle Spieler seines 23-Mann-Kaders einsatzbereit meldete. Ähnlich äußerte sich Fuchs. „Wir werden uns auf uns konzentrieren und versuchen, das Maximum rauszuholen. Wenn wir an unsere Leistungsgrenze gehen, haben wir gute Chancen zu gewinnen“, sagte der Kapitän.
„Wir dürfen nicht blind anrennen“
Gefragt sind Disziplin, Aggressivität und Konzentration. Auch ein Geduldspiel steht aufgrund der taktischen Ausrichtung der Ungarn, die im Play-off beim 1:0-Auswärtssieg in Norwegen und beim 2:1-Heimerfolg die Norweger überrumpelt und dabei ihre Qualitäten unter Beweis gestellt haben, im Raum. „Kalkuliertes Risiko“ nennt Julian Baumgartlinger daher einen Spielansatz.
Um diesen umzusetzen, braucht es Balance zwischen Offensive und Defensive. „Wir werden viel Ballbesitz haben und mit vielen Spielern in der Offensive sein, aber wir dürfen nicht blind anrennen. Ballverluste werden passieren, deswegen müssen wir auch gut organisiert und hellwach sein, damit wir ihn schnell zurückerobern. Beim schnellen Umschalten muss die Abstimmung passen“, sagte Verteidiger Florian Klein.
Defensives Mittelfeld mit wichtiger Aufgabe
Eine gewichtige Rolle wird dem defensiven Mittelfeld mit David Alaba und Baumgartlinger zukommen. „Auch David hat seine Aufgaben in der Defensive, die nimmt er auch immer wieder wahr. Das wird auch bei der EM so sein. Meine Rolle ist unverändert. Ich werde versuchen, dass die Balance in der Mannschaft stimmt, und werde in beide Richtungen meine Stärken einbringen.“

GEPA/Philipp Brem
Julian Baumgartlinger will sich um die „Balance“ in der Mannschaft kümmern
Die erste Linie der Verteidigung beginnt bei Zlatko Junuzovic. Abgesehen davon sieht der 28-Jährige einen guten Start in die Partie als essenziell an. „Die ersten Pässe müssen präzise sein, wir müssen gut nach vorne kommen, Löcher aufreißen und uns gut und viel bewegen. Wir dürfen uns auch nicht durch Fehler beeinflussen lassen, die werden passieren. Wichtig ist, dass wir die dann auch gemeinsam ausmerzen“, so Junuzovic.
ÖFB-Sieg wäre historischer Erfolg
Im geschichtsträchtigen Duell gegen die Ungarn, es hat bereits 136-mal stattgefunden, geht es in der Hauptstadt der historischen Region Aquitanien um nichts weniger als den ersten Sieg einer österreichischen Nationalmannschaft bei einer Europameisterschaft. Es wäre überdies der erste ÖFB-Erfolg bei einer Endrunde seit dem 2:1 gegen die USA im Jahr 1990. „Es wird die Mannschaft gewinnen, die mehr tut und die Chancen nutzt“, sagte Koller, der auch auf die Unterstützung der Fans setzt.
Christian Wagner, ORF.at, aus Bordeaux
Links: