„Nati“ kann mit Aufstieg planen
Die Schweizer Nationalmannschaft hat nach dem zweiten Spieltag vier Punkte auf dem Konto - und damit gute Karten auf den Aufstieg ins Achtelfinale. Am Mittwoch holten die Eidgenossen ein 1:1 gegen Rumänien. Knapp eine Stunde lang taten sie sich sehr schwer, ehe am Ende noch der Sieg möglich gewesen wäre.
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Am Beginn hatten es die Schweizer Fans leicht - sie mussten sich keine neuen Namen einprägen: Die Startelf war dieselbe wie jene beim 1:0-Erfolg gegen Albanien. Rumäniens Teamchef Anghel Iordanescu stellte mit gleich vier Veränderungen in der Offensive hingegen großzügig um. Verständlich, schließlich galt es, gegen die Schweiz einen anderen Matchplan als gegen Gastgeber Frankreich zu verfolgen.
Der äußerte sich auch gleich in den ersten Spielsekunden: Gabriel Torje stürmte nach dem Anpfiff sofort die rechte Flanke entlang und brachte den Ball zur Mitte. An Präzision mangelte es jedoch dabei, sein Abspiel fand keinen Abnehmer.
Die Schweizer stellten sich unterdessen im gewohnten 4-2-3-1-Format auf, pressten die rumänischen Gegner im Spielaufbau mit vier Spielern an und versuchten bei eigenem Ballbesitz entsprechende Löcher für Schnittstellenpässe zu finden.
Seferovic nimmt Kontakt zum Tor auf
Erstmals gelang das Vorhaben in der sechsten Spielminute: Eintracht-Frankfurt-Angreifer Haris Seferovic nahm einen Pass von Blerim Dzemaili mustergültig an, versetzte seinen Gegenspieler mit einem Haken - und schlenzte den Ball Richtung Kreuzecke, der nur haarscharf am Pfosten vorbeistrich.
(18.) Stancu trifft vom Punkt zum 1:0
Nach einem Foulspiel von Lichtsteiner an Chipciu verwandelt Stancu den fälligen Elfmeter zum 1:0 für Rumänien.
Zehn Minuten später kam Seferovic zu einer Topchance: Xherdan Shaqiri ließ mit einer Körpertäuschung die rumänische Hintermannschaft stehen und steckte auf Seferovic durch, der aus zentraler Position den Ball am Tor vorbeisetzte.
Lichtsteiner zupft, Chipciu fällt, Stancu verwandelt
In Minute 18 stellte Schweiz-Kapitän Stephan Lichtsteiner den Spielverlauf auf den Kopf: Der Routinier von Juventus Turin zupfte im Strafraum am Trikot von Alexandru Chipciu - und das in unmittelbarer Nähe von Schiedsrichter Sergej Karasew, der sofort mit einem Elfmeterpfiff reagierte. Bogdan Stancu trat zum Strafstoß an, verlud Schweiz-Goalie Yann Sommer und stellte trocken auf 1:0 (19.) - weil er auch gegen Frankreich getroffen hatte, übernahm er mit seinem zweiten Tor die Führung in der Torschützenliste.
Als direkte Folge griffen die Schweizer noch wütender an. Kurz nach dem Anstoß auf der Mittelauflage war Fabian Schär aus aussichtsreicher Position im rumänischen Strafraum, zog wuchtig ab, verpasste aber das Gehäuse knapp. Die Rumänen reagierten auf die forscheren Offensivbemühen mit resoluterem Körpereinsatz. Logische Folge: Gelbe Karten für Andrei Prepelita und Chipciu binnen zwei Minuten.
Sapunaru mit der Topchance zum 2:0
Ein Revanchefoul der Schweizer für das harte Einsteigen führte in der Folge beinahe zum 2:0 für die Außenseiter: Nach dem Freistoß aus dem Halbfeld übernahm Cristian Sapunaru den Ball mit einem satten Schuss, der die Außenstange touchierte und danach ins Aus kullerte.
Doch auch die Schweizer kamen zu einer Chance: Nach einem Foul an Dzemaili gab es einen Freistoß aus knapp 20 Metern Entfernung - Wolfsburg-Legionär Ricardo Rodriguez trat an, der um die Mauer gezirkelte Ball landete aber in den Armen von Rumäniens Schlussmann Ciprian Tatarusanu.

Reuters/Kai Pfaffenbach
Schweiz-Torhüter Yann Sommer ist mit den Darbietungen seiner Vorderleute unzufrieden - und macht seinem Unmut Luft
Nach einiger Unordnung in der Abwehr glückte den Schweizern vor dem Pausenpfiff ein weiterer guter Vorstoß: Lichtsteiner stieß zur Grundlinie durch und legte halbhoch zurück, wo Dzemaili den Ball per Kopf übernahm und nur knapp das Ziel verfehlte.
Rumänen nach der Pause gefährlicher
In Hälfte zwei stellte Iordanescu um: Für den angeschlagenen defensiven Mittelfeldspieler Mihai Pintili kam Ovidiu Hoban aufs Feld. Die Schweizer kamen dagegen unverändert aus der Kabine - auch was die Unsicherheit in der Abwehr anging. Der neue Mann der Rumänen kam gleich in der ersten Minute gefährlich in den Strafraum, der Schuss ging aber weit am langen Eck vorbei.
In Minute 53 erzielten die Schweizer dann sogar beinahe selbst das 0:2. Nach einer scharfen Flanke in den Strafraum versuchte Abwehrchef Johan Djourou zu klären und verfehlte das Tor seines Teamkollegen Sommer nur knapp. Nach vorne ging ähnlich wenig - bezeichnend dafür eine Szene von Spielgestalter Granit Xhaka, der einen eigentlich einfachen Pass zu Rodriguez ohne Not ins Aus spielte.
(57.) Mehmedi zieht zum 1:1 ab
Nach einem Eckball kommt der Ball ideal zu Admir Mehmedi, der den Ausgleich zum 1:1 macht.
Mehmedis Ausgleich wie aus dem Nichts
Völlig wider den Spielverlauf stand es plötzlich 1:1: Nach einem Corner klärte die rumänische Hintermannschaft, doch der Ball kam zu Admir Mehmedi. Der Eidgenosse nahm am Strafraumeck volles Risiko, zog volley ab - und der Ball schlug exakt im Kreuzeck zum Ausgleich ein (57.). Der von Schweiz-Teamchef Petkovic bereits für die Einwechslung vorbereitete Angreifer Breel Embolo durfte in der Folge wieder auf der Bank Platz nehmen und kam erst einige Minuten später ins Spiel.
Dann fand sich der Teamkollege von Marc Janko bei Basel aber sofort im Spiel ein - und lieferte eine gefährliche Aktion im Strafraum (65.). Mit seiner Einwechslung hatte das Spiel der Schweizer schlagartig mehr Tiefe. Der von zahlreichen Topclubs umworbene 19-Jährige sprintete oft in die Tiefe und riss die Viererkette der Rumänen entsprechend oft auf. In Minute 68 bewies er zudem mit einem gefährlichen Kopfball, dass er auch im Luftkampf versiert ist - die passende Maßflanke stammte von Kapitän Lichtsteiner.
Eidgenossen drängen im Finish auf Sieg
Kurz darauf musste Schweiz-Goalie Sommer wieder einmal sein gesamtes Können unter Beweis stellen - ein Freistoß aus 35 Metern von Gabriel Torje wurde zum Flatterball. Doch Sommer konnte den erst nach links und dann nach rechts drehenden Ball gerade noch zur Seite abwehren. (70.). Aus dem Spiel heraus glückte nach dem Ausgleich jedoch nichts mehr.
Die Schweizer versuchten in der letzten Viertelstunde, noch einen Sieg - und damit den sicheren Achtelfinal-Einzug - einzufahren. Shaqiri kam etwa alleine im 16er zum Ball, schloss jedoch zu überhastet mit einem Seitfallzieher ab, statt den Ball kontrolliert aufs Tor zu bringen. Nach einem Foul von Dragos Grigore an Embolo versuchte sich Shaqiri erneut - diesmal landete sein Freistoß aus 24 Metern Entfernung in der rumänischen Mauer.
In den Schlussminuten suchten die Rumänen nochmals ihr Glück mit einer kontrollierten Schlussoffensive, um doch noch den Siegestreffer zu erzwingen - mehr als ein Eckball oder Fernschüsse wollten dabei aber nicht gelingen. Somit geht es wohl im letzten Spiel gegen Albanien um die Chance zum Achtelfinale - bei einem etwaigen Sieg und dann vier Punkten wäre das Weiterkommen wohl fix.
Mario Wally, ORF.at
EM, Gruppe A, zweite Runde
Mittwoch:
Rumänien – Schweiz 1:1 (1:0)
Paris, Parc des Princes, 38.989 Zuschauer, SR Karasew (RUS).
Torfolge:
1:0 Stancu (18./Elfmeter)
1:1 Mehmedi (57.)
Rumänien: Tatarusanu - Sapunaru, Chiriches, Grigore, Rat (62./Filip) - Prepelita, Pintilii (45./Hoban) - Torje, Stancu (84./ Andone), Chipciu - Keserü
Schweiz: Sommer - Lichtsteiner, Schär, Djourou, Rodriguez - Behrami, G. Xhaka – Shaqiri (91./ Tarashaj), Dzemaili (83./Lang), Mehmedi – Seferovic (84./Embolo)
Gelbe Karten: Prepelita, Chipciu, Keseru, Grigore bzw. Xhaka, Embolo
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