Ungefährdetes 3:0 gegen Türkei
Spanien steht nach Gastgeber Frankreich und Italien als dritter Achtelfinalist der EM fest: Der Titelverteidiger ließ am Freitagabend am zweiten Spieltag der Gruppe D der Türkei mit einem 3:0-Erfolg vor 33.409 Zuschauern in Nizza keine Chance und stieg mit sechs Punkten aus zwei Spielen auf.
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Die Spanier übernahmen in einer einseitigen Partie früh die Kontrolle und zogen ihr bekanntes Tiqui-taca auf. Sie profitierten davon, dass die Türken ihnen trotz defensiver Ausrichtung relativ viel Platz ließen. Nach 35 Minuten fand der Ball durch Alvaro Morata erstmals den Weg ins Tor. Nolito erhöhte wenig später auf 2:0 (37.), kurz nach Wiederanpfiff traf Juve-Stürmer Morata erneut. Danach ließen die Spanier gegen die harmlosen Türken nichts mehr anbrennen.
Den Iberern reicht am Dienstag im letzten Vorrundenspiel schon ein Remis gegen Verfolger Kroatien, um die Gruppe zu gewinnen. Die Türken hingegen halten bei null Punkten und brauchen zum Abschluss neben einem Sieg gegen Tschechien für den Aufstieg noch Schützenhilfe aus anderen Gruppen.
Titelverteidiger vertraut Erfolgself
Die Aufstellungen der beiden Mannschaften boten keine Überraschungen. Spaniens Teamchef Vicente del Bosque vertraute jener Elf in 4-3-3-Formation, die zum Auftakt Tschechien mit 1:0 besiegt hatte. Die Spanier hofften allerdings, dass sich das Sturmtrio mit David Silva, Morata im Zentrum und Nolito diesmal als durchschlagskräftiger als am ersten Spieltag erweisen würde. Die Stürmer „müssten mehr Tore erzielen“, forderte Del Bosque.
Morata bringt Spanien in Führung
Spaniens Stürmer nahmen sich die Kritik zu Herzen, Alvaro Morata sorgte nach 35 Minuten für die Führung des Titelverteidigers.
Auch die Türken setzten auf dem Papier auf eine 4-3-3-Formation, die einzige Änderung nahm Trainer Fatih Terim im Angriff vor und ersetzte gegenüber dem 0:1 gegen Kroatien Cenk Tosun durch den in China engagierten Burak Yilmaz.
Spanien zieht Powerplay auf
Eine Überraschung bot dafür der Spielbeginn, denn der erste Angriffsversuch ging von den Türken aus. Sergio Ramos konnte sich nur mit einem Foul helfen und kassierte gleich Gelb. Das Spiel verlagerte sich jedoch sofort in die türkische Hälfte, Morata gab nach sechs Minuten den ersten Warnschuss ab.
So richtig gefährlich wurde es dann nach elf Minuten, als Gökhan Gönül beim Rettungsversuch vor Morata einen Stanglpass von Jordi Alba an die Stange lenkte. Beim darauf folgenden Eckball war Gerard Pique zur Stelle, sein Kopfball ging aber übers Tor. Die Spanier hatten klar das Kommando übernommen und zogen ihr gewohntes Powerplay auf.
Einlullen als Taktik?
Der Druck blieb aber nicht konstant hoch, und so ermöglichten die Spanier den Türken vereinzelte Gegenstöße, die aber allesamt bald versandeten. Nach 25 Minuten verzeichnete der Titelverteidiger knapp 60 Prozent Ballbesitz - überraschend wenig. Gepflegte Langeweile machte sich zwischenzeitlich am Spielfeld breit, die Fans halfen sich mit rhythmischem Klatschen und Schlachtgesängen, unterbrochen von einem lauten Raunen, als Nolitos Schuss knapp das Tor verfehlte.
Auch Spanien-Goalie David de Gea war rechtzeitig wach, als es galt, einen weiten Pass auf Yilmaz gerade noch abzufangen. Auf der Gegenseite traf Nolito nach einem Stanglpass von Juanfran das Tor nicht.
Tore nach Durchhänger
Die Spanier erhöhten nun wieder die Schlagzahl, Lohn war das Führungstor durch Morata. Der Juventus-Angreifer war nach einer Flanke von Nolito seinem Bewacher enteilt und köpfelte unbedrängt ins lange Eck ein. Gegen Tschechien wurde die Geduld der Spanier noch 87 Minuten lang auf die Probe gestellt, nun dauerte es nur 35 Minuten bis zum ersten Torjubel.
Nolito vollendet Doppelschlag
Nur drei Minuten nach dem 1:0 erhöht Nolito nach einem Abwehrfehler auf 2:0 und stellt damit die Weichen auf Sieg.
Damit waren die türkische Abwehr und der Bann gebrochen: Eine Flanke von Cesc Fabregas verlängerte Mehmet Topal unfreiwillig in den Lauf von Nolito, der nur drei Minuten nach dem Führungstreffer auf 2:0 erhöhte. Mit einem klassischen Doppelschlag hatte der Titelverteidiger für die Vorentscheidung gesorgt. Zwei Treffer vor der Pause waren bei dieser EM bisher nur den Slowaken gelungen.
3:0 mit Wiederanpfiff
Die Türkei, die dringend Punkte brauchte, versuchte mit der Einwechslung von Nuri Sahin statt Hakan Calhanoglu neuen Schwung zu finden, am Spielgeschehen änderte sich jedoch nichts. Einen Steilpass von Strippenzieher Andres Iniesta auf den im Abseits stehenden Jordi Alba legte dieser auf Morata quer, der aus kurzer Distanz zum 3:0 einschob (48.). Referee Milorad Mazic ließ den Treffer gelten.
Treffer mit Schönheitsfehler
Morata eröffnete die zweite Spielhälfte mit dem Tor zum 3:0. Der Treffer hätte aber wegen Abseits nicht zählen dürfen.
Mit dem Mut der Verzweiflung kamen die Türken nun plötzlich doch zu Chancen. Yilmaz hatte das 1:3 am Fuß, sein Schuss fiel aber zu kümmerlich aus. Es blieb jedoch bei einzelnen Nadelstichen des Außenseiters, den Ton gaben weiter die Spanier an, die sich nun sichtlich befreit in den gegnerischen Strafraum kombinierten. Für Silva hatte es sich ausgedribbelt, der ManCity-Spieler musste für Bruno Soriano Platz machen. Der Villarreal-Spieler agierte deutlich defensiver, stellte sich jedoch gleich mit einem guten Weitschuss ein.
Feierstimmung auf den Rängen
Teamchef Del Bosque dürften seine Spieler in der Abwehr dem Gegner zu viel Platz gelassen haben, unter Druck oder gar in Gefahr gerieten sie aber nie. In der Offensive sollte Koke statt Cesc Fabregas frischen Wind bringen, denn der Titelverteidiger ließ mit der 3:0-Führung im Rücken die letzte Konsequenz vermissen. Bei den Türken war sie in diesem Spiel ohnehin nie vorhanden, auch wenn sie nun öfters in Richtung des gegnerischen Strafraums kamen.
Die Zuschauer auf den Rängen feierten schon eine Viertelstunde vor Schluss, „La Ola“ rollte durchs Stadion. Auf dem Rasen tat sich hingegen weniger, die Spanier schoben meist den Ball hin und her. Del Bosque half nach und wechselte auch noch Cesar Azpilicueta ein. Dieser konnte sich in der 87. Minute gleich bei einem der gefährlichsten Angriffe der Türken bewähren, als er einen Schuss des durchbrechenden Sahin blockte. Den Nachschuss setze Sahin dann neben das Tor. Gegen das spanische Tiqui-taca war an diesem Abend kein Kraut gewachsen, mit dem 14. ungeschlagenen EM-Spiel in Folge ließ der Titelverteidiger Lust auf mehr erkennen.
Oliver Mück, ORF.at
EM, Gruppe D, zweite Runde
Sonntag:
Spanien - Türkei 3:0 (2:0)
Nizza, Stade de Nice, 33.400 Zuschauer, SR Mazic (SRB)
Torfolge:
1:0 Morata (34.)
2:0 Nolito (37.)
3:0 Morata (48.)
Spanien: De Gea - Juanfran, Pique, Ramos, Alba (81./Azpilicueta) - Fabregas (71./Koke), Busquets, Iniesta - Silva (64./Soriano), Morata, Nolito
Türkei: Babacan - Gönül, Topal, Balta, Erkin - Calhanoglu (46./Sahin), Tufan, Inan (70./Malli), Özyakup (62./Sahan), Turan - Yilmaz
Gelbe Karten: Ramos bzw. Tufan, Yilmaz
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