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Klare Sache

Belgien hat am Samstag im zweiten Spiel der EM-Gruppe-E ein anderes Gesicht als bei dem schwachen Auftritt zum Auftakt gegen Italien gezeigt. Die „Roten Teufel“, vor dem Turnier ein Anwärter auf den Titel, schlugen Irland in Bordeaux glatt mit 3:0 (0:0) und haben damit beste Karten für den Aufstieg ins Achtelfinale. Romelu Lukaku (48., 70.) mit einem Doppelpack und Axel Witsel (61.) sorgten für die Tore.

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Nach einer ersten Hälfte, in der Belgien vor 39.500 Zuschauern das Spiel kontrollierte, aber den Weg zum Tor nicht fand, konnten die „Roten Teufel“ in der zweiten Hälfte den Torbann bei dieser EM schließlich doch brechen. Gegen harmlose und immer schwächer werdende Iren schienen sie fast nach Belieben zu Toren zu kommen. Irland muss daher im letzten Spiel am Mittwoch (21.00 Uhr, live in ORF eins) gegen Italien noch punkten, soll der Traum vom Achtelfinale nicht einer bleiben.

1:0 Lukaku (48.)

De Bruyne setzt sich im Konter auf der rechten Seite durch, Lukaku verwertete dessen Pass überlegt zum 1:0.

Elf Fußballer sind noch kein Team

Die „goldene Generation“ der Belgier stand hingegen nach der 0:2-Niederlage gegen Italien schon vor der Partie unter Druck. Belgien brauchte in Bordeaux gegen Irland unbedingt drei Punkte, wenn es eine Zitterpartie am letzten Spieltag gegen Schweden vermeiden wollte. Marc Wilmots dirigiert zwar ein Team von Hochbegabten, das gegen Italien jedoch eine seelenlose Vorstellung gegeben hatte.

Gegen Irland sprach für Belgien zumindest schon einmal die Statistik. Bei großen Turnieren hat Belgien eine positive Bilanz. In sieben Spielen bei Welt- und Europameisterschaften gab es zwei Siege und fünf Unentschieden. Den bis dato letzten Sieg erkämpften die Iren 1966 (3:2) in einem Freundschaftsmatch. Und auch in diesem Spiel gab Belgien von Beginn an das Tempo vor, ohne sich jedoch zwingende Chancen zu erarbeiten.

Belgien drückt an, Irland hält dagegen

17 Spieler der englischen Premier League standen auf dem Feld, neun bei Irland und acht bei Belgien. Doch diesem „Klassentreffen“ fehlten die erinnerungswürdigen Momente. Das Geschehen der ersten Hälfte ist daher mit wenigen Worten zusammengefasst: Belgien drückte im Gegensatz zum enttäuschenden Auftritt beim 0:2 gegen Italien an, Irland hielt dagegen. In der 41. Minute rettete Wes Hoolahan, der beim 1:1 gegen Schweden noch als Torschütze auftrat, bei einem Kopfball von Toby Alderweireld auf der Linie.

Eden Hazard

APA/AP/Hassan Ammar

Eden Hazard (im Bild) war mit Kevin de Bruyne der Taktgeber in Belgiens Spiel

Bei den Belgiern lief das Spiel vor allem über Kevin de Bruyne und Eden Hazard. 8:1 lautete die Bilanz der Schüsse auf das Tor zugunsten der Belgier, 70:30 das Ballbesitzverhältnis, und bei den angekommenen Pässen führte der EM-Mitfavorit Belgien mit 223:75. Doch was nutzte die klare Überlegenheit, wenn dabei nichts Zählbares herauskam. Das sollte sich in der 48. Minute ändern.

Lukaku und Witsel nehmen Maß

De Bruyne, der absolute Aktivposten bei den Belgiern, zog auf der rechten Flanke Richtung irisches Tor und sah den sich freilaufenden Romelu Lukaku in der Mitte, der überlegt und präzise von der Strafraumgrenze ins linke untere Eck zum 1:0 (48.) traf. Darren Randolph im Tor der „Boys in Green“ streckte sich vergeblich. Das Ergebnis auf der Anzeigentafel hatte sich also doch noch dem Spielverlauf angepasst.

2:0 Witsel (61.)

Axel Witsel trifft per Kopf zum 2:0 für Belgien - sträflich vernachlässigt von der irischen Abwehr.

Mousa Dembele musste in der 57. Minute verletzt vom Rasen humpeln, für ihn kam Roma-Mittelfeldspieler Radja Nainggolan. Belgiens Spiel litt aber unter diesem Wechsel keineswegs. In der 61. Minute flankte Thomas Meunier in die Mitte des Strafraums, wo Witsel sich unbemerkt von den Iren hingeschlichen hatte. Der Legionär von Zenit St. Petersburg köpfelte wuchtig und platziert zum 2:0 (61.) ein.

3:0 und Deckel drauf

Irland öffnete daraufhin zwangsweise das Spiel, um vielleicht doch noch ein Tor zu erzielen, doch darauf hatte Belgien nur gewartet. In der 70. Minute war es neuerlich Everton-Torjäger Romelu Lukaku, der sich nach Vorarbeit von Eden Hazard vom Elferpunkt das Eck nur aussuchen musste, in das er zum 3:0 einschieben wollte.

3:0 Lukaku (70.)

Wieder ein Konter über die rechte Seite, diesmal über Hazard. Wieder der Pass zur Mitte - zweiter Treffer von Lukaku.

Die stimmgewaltigen und feierfreudigen irischen Fans konnten ihrem Team auch keinen Impuls mehr verleihen, und so ging das Spiel unaufgeregt in die Zielgerade. Als Schiedsrichter Cüneyt Cakir aus der Türkei abpfiff, war das für Irland eine Erlösung und für Belgien der Schlusspunkt unter einem Spiel, das den Beweis erbracht hatte, dass Belgien doch nicht zu Unrecht zu den EM-Mitfavoriten gezählt wird.

Martin Wagner, ORF.at

EM, Gruppe E, zweite Runde

Samstag:

Belgien - Irland 3:0 (0:0)

Stade de Bordeaux, 39.500 Zuschauer, SR Cüneyt Cakir (TUR)

Torfolge:
1:0 R. Lukaku (48.)
2:0 Witsel (61.)
3:0 R. Lukaku (70.)

Belgien: Courtois - Meunier, Alderweireld, Vermaelen, Vertonghen - Witsel, Dembele (57./Nainggolan) - Carrasco (64./Mertens), De Bruyne, Hazard - R. Lukaku (83./Benteke)

Irland: Randolph - Coleman, O’Shea, Clark, Ward - Hendrick, Whelan, McCarthy (62./McClean), Brady - Hoolahan (71./McGeady) - Long (79./Keane)

Gelbe Karten: Vermaelen bzw. Hendrick

Tabelle:
1. Italien * 3 2 0 1 3:1 6
2. Belgien * 3 2 0 1 4:2 6
3. Irland * 3 1 1 1 2:4 4
4. Schweden 3 0 1 2 1:3 1
* im Achtelfinale

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