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Flucht vor Regen in die Champagnerkeller

Eine Nacht mit Dauerregen und Fluglärm in der Einflugschneise von Lille hat gereicht. Das Euromobil zog im Norden von Paris weiter seinen Kreis. Die frühere Krönungsstadt Reims in der Champagne war das nächste Ziel, ehe es in die Hauptstadt zum letzten Gruppenspiel Österreichs gegen Island zurückgeht. Ob das ÖFB-Team bei der EM noch am Champagner, dem Getränk der Sieger, nippen wird, steht in den Sternen. Wir haben jedenfalls schon erkundet, welcher dafür infrage kommen würde.

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Denn das Familienunternehmen Taittinger hat die Euromobil-Crew am Montag zu einem ausführlichen Rundgang empfangen. Seit seiner Gründung im Jahr 1931 produziert das Haus Taittinger in Reims Champagner. Ihre Wurzeln hat die Familie allerdings in Österreich, genauer in Wien, vor etwa 500 Jahren. Deshalb spricht die Familie selbst ihren Namen auch so aus, wie man es in Österreich würde. In Frankreich und auch international wird die Marke freilich französisch ausgesprochen.

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Jour 13

Reims war Euromobil-Pflichtreiseziel. Im Haus Taittinger mit österreichischen Wurzeln schlägt das Herz der Champagne. Die Keller sind UNESCO-Weltkulturerbe.

Ihr Champagner werde in 150 Länder exportiert, wie uns Generaldirektor und Exportchef Clovis Taittinger, dessen Mutter aus Innsbruck stammt, berichtete. Sechs Millionen Flaschen werden jährlich produziert. 220 Mitarbeiter arbeiten für eines der letzten Champagnerhäuser in Familienbesitz. 290 Hektar umfasst das Weingut in der Gegend um Reims. Die spektakuläre Kellerei befindet sich in der Stadt im früheren Benediktinerkloster Saint-Nicaise. Unglaubliche 30 Millionen Flaschen Champagner lagern in den Kellergewölben - oder besser „schlafen“ dort, wie es „Directeur General“ Taittinger formuliert.

Keller über 14 Kilometer lang

Die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Keller sind auch die eigentliche Hauptattraktion. Der ältere Teil wurde von den Römern vor fast 2.000 Jahren in den Kreidefelsen geschlagen. Der jüngere Teil wurde von den Mönchen im 13. Jahrhundert angelegt. Auf vier Kilometer Länge ziehen sie sich unter dem Gutshaus und dessen Gartenanlagen hin. Im Zentrum von Reims kommen noch einmal zehn Kilometer Kellerlänge dazu. Der klassische Taittinger Brut Reserve lagert in diesen historischen Kreidebrüchen zumindest drei Jahre, ehe er langsam aus dem Schlaf in Richtung Verkauf „gerüttelt“ wird - auf unzähligen Holzrüttelpulten.

Der Ursprung: 40 Prozent Pinot Noir, 40 Prozent Chardonnay, 20 Prozent Pinot Meunier. Et voila: Fertig ist die Cuvee, der Hefe beigegeben und die danach in den Kellern zur Ruhe gebettet wird. „Neben der Produktion von Champagner sehen wir eine unserer Hauptaufgaben auch darin, diese Keller zu erhalten“, so Catherine Bernier, die im Haus seit 20 Jahren die Gäste- und Kundenführungen organisiert. Sie führte uns durch Tausende Jahre alte Gänge, über Steinstufen aus längst vergangener Zeit in die Nischen, wo die edelsten Tropfen lagern.

Der Chef drückt Österreich die Daumen

Die handlichen Fünf- und Drei-Liter-Flaschen für wohlfeile 300 Euro aufwärts nennt das Haus Taittinger „Mathusalem“. Für Autorennen die klassischen 1,5-Liter-Magnumflaschen, auch für die FIFA produzierte man schon den WM-Champagner für Brasilien 2014. Clovis Taittinger ist selbst ein „riesiger Fußballfan“, der aufgrund der Herkunft seiner Urahnen auch für Österreich die Daumen drückt. „Ich hoffe sehr, dass ihr erst im Finale gegen Frankreich verliert“, verabschiedete er uns lachend. Das war unser Stichwort, wir mussten weiterziehen in Richtung Paris.

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Eine Ehrenrunde um die Kathedrale von Reims

Um die zehn Grad hat es in den Champagner-Kreidekellern gleichbleibend, was für die Reife äußerst wichtig ist. Um kein Grad wärmer ist es draußen dieser Tage im Norden Frankreichs - auch gleichbleibend. Der Regen prasselt ebenso verlässlich auf uns ein, was sich wiederum auf den „Reifegrad“ im Euromobil nicht gerade förderlich auswirkt. Aber lassen wir das. Die herrliche Kathedrale von Reims, wo über Jahrhunderte die französischen Könige gekrönt wurden, war auch im Regen beeindruckend. Frohen Mutes geht es zurück nach Paris, wo sich Österreichs Kicker für ihre Fans ebenfalls zu „Königen“ krönen könnten - mit einem Sieg über Island.

Harald Hofstetter, ORF.at, aus dem Euromobil

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