Aus und vorbei in Paris
Österreich ist bei der EM 2016 in Frankreich mit einem Punkt aus drei Spielen bereits nach der Vorrunde ausgeschieden. Im dramatischen Finale der Gruppe F musste sich die ÖFB-Auswahl am Mittwoch in Saint-Denis Island mit 1:2 geschlagen geben. Nach dem 0:2 gegen Ungarn und dem 0:0 gegen Portugal hätte die Mannschaft von Cheftrainer Marcel Koller einen Sieg gebraucht. So wurde man nur Vierter und verpasste das erhoffte Achtelfinale.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
In einer äußerst schwachen ersten Spielhälfte der Österreicher brachte Jon Dadi Bödvarsson (18.) die Isländer in Führung. Dann verschoss Aleksandar Dragovic in der 37. Minute einen Foulelfmeter. 65.714 Zuschauer sahen nach der Pause eine bessere ÖFB-Auswahl - vor allem dank der Einwechslung von Alessandro Schöpf, der in der 60. Minute den Ausgleich erzielte und damit auch das erste Tor der Österreicher bei dieser EM. Dass es auch das letzte bleiben sollte, lag auch an einem Last-Minute-Kontertor durch Neo-Rapidler Arnor Ingvi Traustason (94.), nachdem Österreich auf den Sieg gedrückt hatte.
1:2-Niederlage gegen Island besiegelt EM-Aus
Das ÖFB-Nationalteam enttäuschte auch in der dritten EM-Partie und verlor gegen Island 1:2. Österreich verabschiedet sich damit sieglos vom Turnier in Frankreich.
Bitter enttäuscht müssen die Österreicher nun die vorzeitige Heimreise antreten, während Ungarn als überraschender Gruppensieger, Island und Portugal weiterkamen. Der erste EM-Sieg der ÖFB-Geschichte wurde verpasst. Das Achtelfinale blieb aufgrund der insgesamt zu schwachen Leistung über drei Partien ein Traum.
Startelf mit Dreierkette und Sabitzer
Koller hatte für eine Überraschung gesorgt. Der Schweizer setzte im entscheidenden Spiel auf eine Dreierkette. Die Abwehr wurde vom zuletzt gesperrten Dragovic, Sebastian Prödl und Martin Hinteregger gebildet. An den Außenpositionen spielten wie gewohnt Florian Klein und Christian Fuchs. Im zentralen Mittelfeld begannen Julian Baumgartlinger, Stefan Ilsanker und David Alaba, als Stürmer Marcel Sabitzer und Marko Arnautovic. Der an einer Knöchelverletzung laborierende Zlatko Junuzovic war Ersatz. Martin Harnik und Marc Janko mussten ebenso auf der Bank Platz nehmen.

APA/AFP/Franck Fife
Die Österreicher beenden die EM mit nur einem Tor und einem Punkt
Lattenkreuz rettet in zweiter Minute
Im gewaltigen Stade de France hatte bereits eine Stunde vor Anpfiff Gänsehautstimmung geherrscht. Als der polnische Schiedsrichter Szymon Marciniak die Partie anpfiff, verwandelten 30.000 Fans aus Österreich und 20.000 aus Island die EM-Finalarena in einen Hexenkessel. Noch nie in der ÖFB-Geschichte war das Team von so vielen Anhängern zu einem Match im Ausland begleitet worden. Nach nicht einmal zwei Minuten Spielzeit hatten die Österreicher schon den ersten Schrecken in den Gliedern. Johann Gudmundsson zog aus 20 Metern Entfernung ab, Goalie Robert Almer war völlig chancenlos, für ihn rettete das linke Lattenkreuz.
Riesenglück also nach der ersten Unsicherheit - es sollte nicht die letzte bleiben. Das ÖFB-Team war nervös, verunsichert und produzierte viele Fehlpässe. Wie aus dem Nichts dann trotzdem fast der Führungstreffer, als Arnautovic einem Rückpass auf Islands Keeper Hannes Halldorsson nachsprintete. Der verlor den Ball, Arnautovic brachte ihn aber nicht richtig unter Kontrolle. Die Hoffnung lebte also, obwohl die Isländer abgesehen von dieser Aktion viel ruhiger und sicherer agierten. Als Almer (15.) einen Eckball im Fünfer verpasste, wurde es brenzlig. Das ÖFB-Offensivspiel blieb zahnlos.
Island trifft ins rot-weiß-rote Herz
Ungenau, statisch, ohne Kreativität spielte die Koller-Elf. Island verteidigte kompakt und souverän. In der 18. Minute war es dann passiert: Ein weiter Einwurf von Kapitän Aron Gunnarsson wurde per Kopf verlängert zu Bödvarsson. Baumgartlinger war knapp vor dem Fünfer zu spät, die ÖFB-Innenverteidigung schlief und der isländische Stürmer schoss mehr oder weniger unbedrängt zum 1:0 ein. Das war das Schlimmste, das passieren konnte. Jetzt war die Verunsicherung noch größer, Fehlpässe am laufenden Band verhinderten einen geordneten Spielaufbau. Automatismen waren absolut keine zu erkennen. Es sah nicht gut aus.
Wenn es vereinzelt in Richtung isländischer Strafraum ging, war es Arnautovic, der ansatzweise gefährlich wurde. Ein von Halldorsson gefangener Schuss (29.), ein Kopfball (30.) über das Tor und ein weiterer zu hoch angetragener Weitschuss des Stoke-Legionärs (35.) brachten die nun weit zurückgezogenen Isländer aber auch nicht aus dem kompakten Konzept. Dann eine weite Vorlage von Baumgartlinger in den Strafraum auf Alaba, der von Ari Skulason gehalten und zu Boden gezogen wurde. Referee Marciniak entschied sofort auf Elfmeter (36.), eine richtige Entscheidung.
Dragovic schießt Elfer an die Stange
Dragovic legte sich den Ball nach heftigen isländischen Protesten auf den Punkt. Der Kiew-Legionär lief an, schoss nach links unten und traf die Stange. Es war im wahrsten Sinne des Wortes nicht auszuhalten, nichts lief bei dieser EM für die schwer enttäuschenden Österreicher. Eine Minute später jubelten die Isländer über das vermeintliche 2:0, aber Birkir Bjarnason war im Abseits gestanden. Nach einem Weitschuss von Baumgartlinger (42.), den Halldorsson über die Latte lenkte, war Pause. Noch 45 Minuten hatte Österreich, um das EM-Aus abzuwenden.

APA/AFP/Franck Fife
Die Stange verhinderte beim Elfmeter von Aleksandar Dragovic den Ausgleich
Umstellungen nach Pause - Schöpf bringt Schwung
Nach dem Seitenwechsel nahm Koller dringend nötige Umstellungen vor. Schöpf kam statt Prödl, Janko für Ilsanker ins Spiel. Schöpf brachte in der Zentrale gleich neuen Schwung, und der hätte bereits in der 47. Minute fast zum Ausgleich geführt. Ein Schuss von Alaba wurde gerade noch vor der Linie abgewehrt. Wenige Augenblicke später wurde Sabitzer bei einer Kopfballannahme im Strafraum vom fallenden Gegenspieler umgerissen. Trotz heftiger Elferproteste der Österreicher blieb das Pfeiferl des Schiedsrichters diesmal aber stumm.
Der erste gefährliche Schuss von Schöpf (53.) prallte von einem isländischen Kopf ab. Das ÖFB-Team hatte nun das Kommando übernommen, auch die österreichischen Fans waren nun wieder in Fahrt. Immer wieder war es Schöpf, der die Angriffe ankurbelte. Ein Weitschuss des starken Deutschland-Legionärs landete in den Händen von Halldorsson (55.). Island tat, was es schon gegen Ungarn und Portugal getan hatte, als man ebenfalls in Führung gegangen war. Die „Blauen“ verteidigten kompromisslos, waren kopfballstark und liefen wie aufgezogen.
Schöpf bricht den Bann
Fast eine Stunde war gespielt, als Schöpf aber mit einer herrlichen Einzelaktion in den Strafraum eindrang. Der Pass war von Arnautovic gekommen, Schöpf versetzte zwei Isländer und schoss aus zentraler Position mit links zum 1:1 ein (60.). Der Bann war gebrochen und nicht zufällig war es Schöpf, der dem Match mit seiner Einwechslung eine neue Note verliehen hatte. Alles war nun wieder möglich, die Spannung unerträglich. Almer rettete in der 65. Minute bravourös gegen Gylfi Sigurdsson. Janko (69.) verfehlte das Tor nach Hereingabe von Sabitzer nur ganz knapp.
Das Match wogte hin und her. Keinen der Zuschauer im Stadion hielt es mehr auf den Sitzen. Nun ging es buchstäblich um alles. Die Nerven lagen blank, aber Österreich war nun im Spiel. In der 72. Minute tauchte Schöpf nach Pass von Janko alleine vor dem isländischen Tor auf, scheiterte mit dem zu unpräzisen Abschluss jedoch an Halldorsson. Die Isländer standen schwer unter Druck, konterten nur noch ganz selten. Glück in der 75. Minute, als Klein eine Hereingabe von links im Strafraum an die Hand sprang und der Elferpfiff ausblieb. Dramatischer ging es kaum noch.
Dramatisches Finish mit Siegestor für Island
Für die letzte Viertelstunde brachte Koller noch Jakob Jantscher für Sabitzer. Ein 30-Meter-Freistoß von Alaba (80.) wurde von Halldorsson über die Latte gedreht. Dann prallten Hinteregger und der eingewechselte Neo-Rapidler Traustason heftig zusammen, konnten aber weiterspielen. Halldorsson sah Gelb wegen wiederholten Zeitschindens, die Minuten verrannen unerbittlich gegen Österreich. Die Isländer verteidigten mit Mann und Maus. Österreich suchte verzweifelt den Weg zum Tor, fand ihn aber nicht. Unzählige Flanken kamen in den Strafraum, wurden aber immer wieder abgewehrt.

Reuters/Christian Hartmann
Auch Torschütze Schöpf musste von Teamkapitän Fuchs getröstet werden
Vier Minuten wurden nachgespielt, und mittlerweile war das gesamte österreichische Team in die gegnerische Hälfte geeilt. Nur Almer war noch im Tor geblieben, und der sah sich in der letzten Minute alleine mit dem zurückeilenden Baumgartlinger einem Konter gegenüber. Drei Isländer stürmten auf das österreichische Tor zu, der Querpass kam und Traustason beendete mit dem 2:1 die letzten Träume der Österreicher. Nach dem Schlusspfiff sanken sie enttäuscht zu Boden, die EM ist für sie zu Ende.
Harald Hofstetter, ORF.at, aus Paris
EM, Gruppe F, dritter Spieltag
Mittwoch:
Island - Österreich 2:1 (1:0)
Saint-Denis, Stade de France, 65.714 Zuschauer, SR Marciniak (POL)
Torfolge:
1:0 Bödvarsson (18.)
1:1 Schöpf (60.)
2:1 Traustason (94.)
Island: Halldorsson - Saevarsson, Arnason, R. Sigurdsson, Skulason - Gudmundsson (86./Ingason), Gunnarsson, G. Sigurdsson, B. Bjarnason - Bödvarsson (71./E. Bjarnason), Sigthorsson (80./Traustason)
Österreich: Almer - Prödl (46./Schöpf), Dragovic, Hinteregger - Klein, Baumgartlinger, Ilsanker (46./Janko), Fuchs - Alaba - Sabitzer (78./Jantscher), Arnautovic
Gelbe Karten: Skulason, Sigthorsson, Arnason, Halldorsson bzw. Janko
Dragovic schoss einen Elfmeter an die Stange (37.).
Links: