„Es wird ganz, ganz schwer“
Reines „Catenaccio“ war gestern, guter Offensivfußball samt stabiler Defensive ist heute: Italiens Nationalteam hat mit dem 2:0-Sieg im Achtelfinale gegen Titelverteidiger Spanien bei der EM in Frankreich eine deutliche Duftmarke gesetzt. Im Viertelfinale wartet mit Deutschland aber eine noch schwierigere Hürde.
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Auf Teamchef Antonio Conte wartet wieder viel Arbeit. Gilt es doch, ein Rezept für das Duell mit dem Weltmeister - am Samstag (21.00 Uhr, live in ORF eins und im Euro-Liveticker mit Livestream) in Bordeaux - zu finden. „Wir bekommen es nun mit der besten Mannschaft bei dieser EM zu tun. Es ist klar, dass sie der Favorit sind. Es wird ganz, ganz schwer“, sagte Conte.
Seine Elf müsse etwas Außergewöhnliches schaffen. Und das nicht in Bestbesetzung: Daniele de Rossi droht wegen einer Hüftverletzung auszufallen, sein Ersatzmann Thiago Motta ist gesperrt. „Das ist ein großer Schlag“, so Conte.
Klare Niederlage in EM-Vorbereitung
Die beiden Teams trafen in der EM-Vorbereitung am 29. März in München aufeinander, da behielten die Deutschen klar mit 4:1 die Oberhand. „Sie haben uns im März einen Tritt gegeben. Wir brauchen eine außergewöhnliche Vorstellung“, sagte Giorgio Chiellini. Und Kapitän Gianluigi Buffon ergänzte: „Deutschland ist auf dem Papier stärker als wir, aber dann gibt es den Platz, und manchmal gibt der andere Antworten.“

Reuters/Michaela Rehle
Im Test Ende März gab es für Italien eine 1:4-Schlappe gegen Deutschland
Die Statistik spricht dafür, sind die Italiener doch bei Großereignissen gegen Deutschland noch unbesiegt. „Deutschland, du machst uns keine Angst“, titelte der „Corriere dello Sport“. „Wir sind nicht der Alptraum der Deutschen, wir sind ihr Trauma, ihre fußballerische Tragödie.“ Die Halbfinal-Niederlagen bei der WM 2006 (0:2 nach Verlängerung) und EM 2012 (1:2) dürften auch Joachim Löw noch in unschöner Erinnerung sein.
„Wir haben kein Italien-Trauma“
Der deutsche Teamchef möchte die Premiere gegen Italien mit aller Macht erzwingen und wischte die deprimierende DFB-Turnierbilanz ohne Sieg gegen den Angstgegner vor dem Viertelfinale kämpferisch beiseite. „Wir haben kein Italien-Trauma. Die Vergangenheit ist kalter Kaffee“, sagte der Chefcoach des Weltmeisters.
Löw blickt dem Länderspielklassiker mit einem „guten Gefühl“ entgegen. „Ich glaube, dass die beiden bisher besten Mannschaften des Turniers jetzt gegeneinander spielen. Das Spiel wird sehr eng sein“, sagte der 56-jährige Ex-Trainer der Wiener Austria und des FC Tirol voraus. „Wir müssen ein bisschen tüfteln im Trainerteam“, so Löw über die Suche nach dem Matchplan, um erstmals bei einer WM- bzw. EM-Endrunde Italien zu schlagen.
Italien besser als vor vier Jahren
Nach dem souveränen 3:0 im Achtelfinale gegen die Slowakei sei es allerdings falsch, „in absolute Euphorie zu verfallen“, mahnte Löw energisch, „Bescheidenheit und Demut ist das Gebot der Stunde.“ Die aktuelle italienische Mannschaft sei besser als jene der Jahre 2008, 2010 - und auch 2012, als Deutschland im Halbfinale in Warschau gegen den vierfachen Weltmeister ausschied.
Dieses 1:2 sei auch für ihn persönlich „eine gute Lehre“ gewesen, so Löw. Unter Conte habe das italienische Team gelernt, nicht mehr nur auf seine Defensive zu bauen. „Er hat erkannt, dass man mit ‚Catenaccio‘ allein kein Turnier gewinnt“, sagte Löw anerkennend.
Löw setzt auf Khediras Insiderwissen
Italien-Insider Sami Khedira, der bei Juventus Turin spielt, kommt eine Schlüsselrolle beim Spiel und auch während der Vorbereitung zu. „Er wird immer dynamischer“, lobte Löw den Mittelfeldspieler. „Er wird mir auch Informationen geben können, die ich nicht habe.“ Bastian Schweinsteiger wird dagegen ein Helfer von der Ersatzbank bleiben. Der Kapitän akzeptiere, dass er momentan nicht von Anfang an spiele, so Löw. Personelle Umstellungen in der Startformationen schloss er dennoch nicht aus.
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