ÖLV-Bestmarke zertrümmert
ÖLV-Ass Ivona Dadic hat am Samstag bei den Leichtathletik-EM in Amsterdam sensationell die Bronzemedaille im Siebenkampf gewonnen. Die 22-jährige Oberösterreicherin brachte es nach dem abschließenden 800-m-Lauf auf 6.408 Punkte und qualifizierte sich mit dem neuen österreichischen Rekord auch für die Olympischen Spiele in Rio. Aufzeigen konnte auch Verena Preiner als Siebente.
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Gold ging mit einem ebenfalls nationalen Rekord von 6.626 Punkten an die niederländische Lokalmatadorin Anouk Vetter, Silber sicherte sich mit 6.458 die Französin Antoinette Nana Djimou. Die Niederländerin Nadine Boersen, die vor den 800 m nur 15 Punkte hinter Dadic lag, verzichtete wegen Magenproblemen auf ein Antreten.

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Mit einer sensationellen Leistung eroberte Dadic im Siebenkampf EM-Bronze
„Mit einer Medaille habe ich sicher nicht spekuliert, aber ich weiß halt, dass da noch vieles drinnen ist im Siebenkampf. Jetzt ist einmal ein bisserl was aufgegangen, deswegen sind viele Punkte rausgekommen am Schluss“, jubelte die Mehrkämpferin aus Oberösterreich. „Ich werde um mein Leben rennen. Wenn ich jetzt schon so nah bin, will ich mir die Medaille nicht gerne nehmen lassen.“
Österreichische EM-Medaillen
Gold: Liese Prokop, Fünfkampf (1969 Athen) - Ilona Gusenbauer, Hochsprung (1971 Helsinki)
Silber: Herma Bauma, Speerwurf (1950 Brüssel)
Bronze: Karl Kotraschek, Dreisprung (1938 Paris) - Maria Sykora, 400 m (1969 Athen), Hermann Fehringer, Stabhochsprung (1990 Split) - Stephanie Graf, 800 m (1998 Budapest) - Beate Schrott, 100 m Hürden (2012 Helsinki) - Ivona Dadic, Siebenkampf (2016 Amsterdam)
Rot-weiß-rote Sportgeschichte
47 Jahre nach Lise Prokop 1969 in Athen im Fünfkampf gibt es für Österreich damit wieder eine EM-Medaille im Mehrkampf. Es ist das erst neunte Edelmetall in der Geschichte von 23 Freiluft-Europameisterschaften für den ÖLV, die erste seit der Bronzenen von Beate Schrott 2012 in Helsinki. Die Hürdensprinterin war damals im Finale allerdings Vierte geworden, die Medaille hat sie erst im Oktober 2015 nach einer nachgewiesenen Dopingverfehlung und Suspendierung der ursprünglich erstplatzierten Türkin Nevin Yanit erhalten.
Dadic hatte in Amsterdam in allen sieben Disziplinen größere Weiten und Höhen erzielt und war niedrigere Zeiten gelaufen als im Mai in Götzis, wo sie mit dem österreichischen Rekord von 6.196 Punkten nur vier Zähler an der Rio-Norm vorbeigeschrammt war. „Der Gregor hat in den letzten sechs Wochen das ganze Training so koordiniert und eingeteilt, dass ich sehr gut vorbereitet war“, sagte Dadic, die rund um Haupttrainer Gregor Högler (Athletik, Kraft, Wurf) auf Philipp Unfried (Lauf), Inga Babakowa (Hoch) und Wolfgang Adler (Weit, 800 m) bauen kann.
Dadic nutzt Gunst der Stunde
Dadic nutzte in Amsterdam auch die Gunst der Stunde. Wegen der Sommerspiele im August in Rio de Janeiro hatten doch zahlreiche Topathletinnen auf ein EM-Antreten verzichtet. So auch die britische Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill und ihre Landsfrau Katarina Johnson-Thompson, die Lettin Laura Ikauniece-Admidina, die Deutschen Carolin Schäfer und Claudia Rath sowie die Belgierin Nafissatou Thiam (trat im Hochsprung an/4.). Gemessen an der Jahresweltbestenliste setzte sich mit Vetter dann auch die Siebenkämpferin mit der zweitbesten heuer erreichten Punktezahl aller gemeldeten Athletinnen durch.

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Dadic setzte am Samstag dort fort, wo sie am Freitag aufgehört hat
Mit ihrer hohen Punktzahl bot Dadic - 2015 bei der U23-EM in Tallinn ebenfalls Bronzemedaillengewinnerin - allerdings eine Vorstellung, die bei Olympischen Spielen für einen Top-Acht- bis Top-Zwölf-Rang gut ist. „Es ist eine sehr hohe Leistung, die sie gebracht hat, mit den Punkten lässt sich das natürlich gut vergleichen. Bei EM und Olympia geht es um Medaillen, da schaut man nicht, wer aller nicht am Start war“, merkte Högler an.
Fehlstart und Blessur kein Hindernis
Souverän steckte die großgewachsene Athletin am Freitag auch einen - allerdings einer Konkurrentin zugeschriebenen - Fehlstart in der Auftaktdisziplin 100 m Hürden weg. Und auch eine leichte Blessur am Samstag im Weitsprung, weshalb sie sogar auf den dritten Versuch verzichtete.
„Ich habe mir den Fuß beim zweiten Versuch etwas gestaucht, aber das war es mir wert für die Weite. Ich wollte dann aber auch im Hinblick auf Olympia nicht riskieren, das ich mir wehtue, das zahlt sich wegen vielleicht zehn Zentimetern mehr nicht aus“, traf sie eine nachvollziehbare Entscheidung. Mit ihren 22 Jahren hat sie bereits zwei Meniskusoperation (2013) hinter sich, aber auch die Olympiateilnahme 2012 in London (25.).
Preiner zeigt als Siebente auf
Eine herausragende Leistung lieferte auch die zweite österreichische Siebenkämpferin Preiner ab. Die 21-jährige Oberösterreicherin katapultierte sich im abschließenden 800-m-Lauf in der zweitschnellsten Zeit von 2:12,03 Minuten noch vom zwölften auf den siebenten Platz nach vorne und erreichte eine persönlicher Bestleistung von 6.050 Punkten.
Leichtathletik-EM in Amsterdam
Siebenkampf: |
1. |
Anouk Vetter |
NED |
6.626 |
|
13,29 - 1,74 - 15,69 - 23,89 - 6,38 - 55,76 - 2:21,50 |
|
|
2. |
Antoinette Nana Djimou |
FRA |
6.458 |
|
13,26 - 1,71 - 16,17 - 24,92 - 6,31 - 51,72 - 2:19,33 |
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|
3. |
Ivona Dadic |
AUT |
6.408* |
|
13,83 - 1,77 - 14,10 - 24,11 - 6,32 - 47,92 - 2:12,83 |
|
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4. |
Xenia Krizsan |
HUN |
6.266 |
5. |
Györgyi Zsivoczky-Farkas |
HUN |
6.144 |
6. |
Katerina Cachova |
CZE |
6.051 |
7. |
Verena Preiner |
AUT |
6.050 |
|
13,94 - 1,71 - 13,51 - 24,64 - 5,68- 48,31 - 2:12,03 |
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