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Weinend raus, dann weinend zum Triumph

Finaldrama um Cristiano Ronaldo mit Happy End und vielen Tränen - zuerst vor Schmerzen, dann aus Freude über den ersehnten Titel. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wurde Portugals Superstar beim EM-Endspiel gegen Frankreich in der 25. Minute vom Feld getragen. Der Schock kam schon nach sieben Minuten mit einer harten Attacke von Dimitri Payet. Der Franzose rammte Ronaldo um, traf das linke Knie, und Schiedsrichter Mark Clattenburg pfiff nicht. Das Spiel war für Ronaldo vorbei.

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Der 31-Jährige ließ sich das Gelenk bandagieren, kehrte noch einmal auf das Spielfeld zurück. Doch dann das unmissverständliche Signal: Ronaldo warf seine Kapitänsbinde auf den Rasen. Sogar die Gegner Paul Pogba und Blaise Matuidi trösteten ihn. Vor zwölf Jahren hatte Ronaldo als 19-Jähriger nach dem 0:1 im EM-Finale gegen Griechenland bitter geweint. Und jetzt dieses jähe Aus. Der große Traum vom Titel mit Portugal - und er konnte nicht mehr helfen.

Ronaldo weint

APA/AFP/Martin Bureau

Das Finale endete für Ronaldo, noch ehe es richtig begonnen hatte

Vor Anpfiff der Verlängerung war Ronaldo dann wieder da. Mit einer Kniemanschette bandagiert, umarmte er seine Kollegen, streichelte Köpfe, motivierte. Vor Raphael Guerreiros Freistoß (108.) übernahm er quasi die Anweisungen von Trainer Fernando Santos. Dann traf Eder - und Ronaldo weinte vor Glück. Er hüpfte durch die Coaching-Zone, gab Anweisungen, war nicht mehr zu halten.

Wie immer der große Reibebaum

Ronaldo hatte bei dieser EM wie immer polarisiert. Ein schwacher Start gegen Island, inklusive Lästereien über den kleinen Gegner. Ein Elfmeterfehlschuss bei der Nullnummer gegen Österreich - dann aber zwei Tore gegen Ungarn, die Portugal als Gruppendrittem den Einzug ins Achtelfinale sicherten. Im K.-o.-Duell mit Kroatien fügte er sich der Teamorder - absolute Defensive. Im Viertelfinale gegen Polen das gleiche Muster. Und dann der spektakuläre Kopfballtreffer im Halbfinale gegen Wales.

Ronaldo weint

APA/AFP/Martin Bureau

Mit Tränen der Freude endete das Finale für den verletzten Superstar

Der neue EM-Rekordspieler stellte mit Treffer Nummer neun auch den Uralttorrekord von Michel Platini aus dem Jahr 1984 ein. Brechen konnte er ihn bei diesem Turnier nun nicht mehr. Sein Trainer Santos hatte aber schon gesagt: Ronaldo wird noch viele Jahre für Portugal spielen. Die EM war auch Ronaldos Bühne für alles, was nur bedingt mit Fußball zu tun hatte. Er spaltete die große Fangemeinde. Sympathisch, wie viel Zeit er sich nahm, für freche Flitzer, die ein Selfie mit ihm wollten.

Die Geschichte des Finales

Die Witwe von Ex-Spieler Stefano Borgonovo lud er zum Finale ein. Medial gut platziert erklärte er, warum er als Blutspender kein Tattoo hat. Doch da sind auch die anderen Bilder. Der eitle Poser nach seinem Kopfballtor gegen Wales. Das Lamentieren auf dem Platz. Der Schnösel, der genervt ein Reportermikro in einen See wirft. Nun bleibt auch dieses EM-Bild von Ronaldo hängen: Ein Häuflein Elend auf dem Rasen in Saint-Denis - auch noch mit einem der vielen lästigen Falter im Gesicht, die durch die Endspielarena flogen. Und wenige Stunden später das große Glück.

Portugal-Spieler jubeln

APA/AP/Michael Sohn

Eder wendete für Portugal alles zum Guten

Zehn Jahre musste er bei WM- und EM-Spielen nicht ausgewechselt werden. Im EM-Finale reichte es nur zu acht Ballkontakten, zählten die Statistiker schnell. Der im Halbfinale besiegte Teamkollege von Real Madrid, Gareth Bale, schrieb bei Twitter: „Schrecklich, Cris so runtergehen zu sehen. Hoffe, es ist nichts zu Schlimmes.“ Wie schlimm die Verletzung ist, ist am Abend noch unklar. Doch der Triumph von Saint-Denis vertrieb alle Schmerzen.

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