Mediziner nimmt Schuld auf sich
Der 13. Oktober 2016 war zwar kein Freitag, für Therese Johaug war er dennoch ein Unglückstag. Am Donnerstag wurde bekannt, dass die 28-jährige Weltcup-Gesamtsiegerin im August einen positiven Dopingtest abgegeben hatte. Der Norwegerin wurde der Missbrauch des anabolen Steroids Clostebol nachgewiesen. Ein Fehler des Mannschaftsarztes lässt Johaug nun verzweifeln.
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Bei einer Trainingskontrolle der norwegischen Anti-Doping-Agentur (NADA) am 16. September im italienischen Livigno ging Johaug den Fahndern ins Netz. In ihrem Urin wurde das anabole Steroid Clostebol nachgewiesen. Am Donnerstag machte die 28-Jährige, die in der Vorsaison mit 17 Siegen überlegen zum Gesamtweltcup gelaufen war, gemeinsam mit Vertretern des norwegischen Verbandes in Oslo die schockierende Nachricht öffentlich, die sie selbst am 4. Oktober erhalten hatte.

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Johaug konnte ihre Enttäuschung über den Test nicht zurückhalten
Johaug konnte und wollte ihre Tränen über den positiven Dopingbefund gar nicht verstecken. „Ich bin am Boden zerstört. Es ist eine für mich schwierige und unwirkliche Situation“, sagte die Staffel-Olympiasiegerin von Vancouver 2010. Ob und wie lange die Langläuferin nun gesperrt wird, ist noch offen. Der norwegische wie auch der internationale Skiverband (FIS) ließen in ersten Reaktionen verlautbaren, dass man erst einmal abwarten wolle.
Arzt entschuldigt sich
Die Norwegerin betonte ihre Unschuld in der Causa. Eine Aussage, die man nach positiven Dopingproben von Sportlern immer wieder hört. Im Fall Johaug nahm der norwegische Mannschaftsarzt sofort die Schuld auf sich. Fredrik Bendiksen hatte der Langläuferin die Wundcreme Trofodermin, die das verbotene Steroid enthält, zur Versorgung ihrer von der Sonne verbrannten Lippe verordnet.
Skurrile Entschuldigung nach positivem Test
Die norwegische Langläuferin Therese Johaug liefert einen positiven Dopingtest und darauf eine sehr skurrile Entschuldigung. Eine im Training verwendete Lippenschutzcreme soll schuld sein.
„Sie hat die Creme nicht illegal verwendet, ich habe sie ihr gegeben“, sagte Bendiksen, der sich dafür einsetzen will, dass Johaug ungestraft aus der Causa herauskommt. „Therese ist eine verantwortungsvolle Sportlerin, die sorgfältig und genau alles prüft, was sie tut. Sie sagt die Wahrheit, in meinen Augen ist sie unschuldig.“ Laut eigener Angabe hatte Bendiksen nur die Inhaltsangabe auf der Schachtel überprüft.

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Bendiksens Nachlässigkeit wurde Johaug offenbar zum Verhängnis
Bei der Veröffentlichung des Testergebnisses wurde allerdings die fragliche Creme präsentiert. Auf der Schachtel prangt groß das Wort Doping - als Warnschild markiert. „Es war mein persönlicher Fehler als Arzt“, sagte Bendiksen, „ich übernehme die volle Verantwortung.“ Der Mediziner trat als erste Konsequenz von seinem Posten als Mannschaftsarzt der Norweger zurück. Johaug selbst wollte ihre Verantwortung an dem positiven Test aber nicht komplett abschieben. Als Sportlerin sei sie sich der Verantwortung dafür bewusst, welche Medizin sie benutze.
Erinnerungen an Fall Sundby
Johaug ist der zweite norwegische Langlaufstar in diesem Sommer, der bei einem Dopingtest durchfiel. Martin Johnsrud Sundby, Weltcup-Gesamtsieger der Saison 2014/15, wurde gleich zweimal positiv auf Salbutamol getestet und verlor nach einem Urteil des internationalen Sportgerichtshofes CAS seinen Gesamtsieg bei der Tour de Ski 2015. Sundby wurde zusätzlich ab 11. Juli 2016 für zwei Monate gesperrt.
Der norwegische Verband und die FIS hatten sogar von einer Strafe abgesehen. Denn der 32-Jährige hatte das in Sportlerkreisen weitverbreitete Asthmamedikament mit ärztlicher Genehmigung verwendet. Der norwegische Skiverband übernahm die Verantwortung. Bei der Anmeldung des Nasensprays war es zu einem Fehler gekommen. „Ich weiß, dass ich nichts falsch gemacht habe“, sagte Sundby damals. Die FIS hatte das Verfahren gegen den Norweger daraufhin zwar eingestellt, die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) jedoch erfolgreich beim CAS Einspruch erhoben.
Geht es nach der FIS, ist Sundby auch kein überführter Dopingsünder. Der Olympiadritte im Skiathlon von 2014 hatte schon vor seiner Sperre betont, aufgrund seiner Probleme seien ohne das Medikament weder Training noch Wettkämpfe möglich. Auch Norwegens Seriensiegerin Marit Björgen hat Vorwürfe wegen des Gebrauchs des Asthmasprays stets zurückgewiesen.
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