„Das Unmögliche möglich machen“
China ist im Fußball noch ein klassisches Entwicklungsland. Dank milliardenschwerer Investitionen soll der Weltranglisten-84. aber an die Spitze heranführt und der große Traum von Staatspräsident und Fußballfan Xi Jinping erfüllt werden - Weltmeister werden. Die „Sport am Sonntag“-Doku „Die Milliarden-Mission: China erobert die Fußballwelt“ hat sich die Entwicklung im Reich der Mitte angeschaut.
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Zurzeit hinkt das chinesische Nationalteam, zuletzt 2002 bei einer WM dabei, den eigenen Ansprüchen allerdings noch hinterher. In der Asienqualifikation zur Endrunde 2018 in Russland belegt es nur den letzten Platz. Die Verantwortlichen glauben aber weiter an die Chance und setzen seit Oktober auf Neo-Coach Marcello Lippi. Der Italiener, der seine Heimat 2006 zum WM-Titel und den chinesischen Spitzenclub Guangzhou Evergrande zwischen 2012 bis 2014 zu drei Meistertiteln führte, will „das Unmögliche möglich machen“.
Know-how wird aus Europa importiert
Am Geld scheitert es jedenfalls nicht. Innerhalb weniger Jahre wurden unzählige Projekte und Kooperationen gestartet. So wird beispielsweise an mehr als 20.000 Schulen schwerpunktmäßig Fußball unterrichtet. Das 173 Mio. Euro teure Prestigeobjekt steht im Süden Chinas in Qingyuan: die mit Abstand größte Fußballschule der Welt mit 2.600 Schülern, die auf über 50 Fußballplätzen dem Ball nachlaufen können. Das Know-how wird aus Spanien importiert. Zwei Dutzend Trainer der Jugendakademie von Real Madrid sind hier aufgrund einer Kooperation tätig und sollen die chinesischen Talente zu Stars von morgen formen.

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im Süden Chinas in Qingyuan steht die größte Fußballschule der Welt
Der Clubfußball ist jedenfalls - zumindest finanziell - bereits an der Spitze angekommen und lehrt sogar die englischen Premier League auf dem Transfermarkt das Fürchten. „China wird zu einem Fußballgiganten heranwachsen“, ist sich der deutsche Spielervermittler Christian Stecher im ORF-Interview sicher. „Plangemäß - wie es in China üblich ist - soll der ganze Fußballsektor auf 200 Milliarden Euro Jahresumsatz angehoben werden. Das ist eine Dimension, in der sich ganz Europa widerspiegelt.“
TV-Hinweis
Die „Sport am Sonntag“-Dokumentation "Die Milliarden-Mission: China erobert die Fußballwelt“ von Toni Oberndorfer ist on demand in tvthek.ORF.at zu sehen.
Super League mischt Transfermarkt auf
Schon jetzt sticht die chinesische Super League die europäischen Spitzenclubs und sogar die englische Premier League im Rennen um zahlreiche Topstars immer wieder aus. Stars wie der Brasilaner Hulk, der Italiener Graziano Pelle und der Argentinier Ezequiel Lavezzi sind den Lockrufen aus China bei kolportierten Jahresgehältern von bis zu 20 Mio. Euro bereits erlegen. Und es werden in Zukunft sicherlich noch mehr werden. Nicht zuletzt auch weil sogar die zweite chinesische Liga für neue Spieler mehr ausgibt als die deutsche Bundesliga.

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Hulk spielt zumindest finanziell in einer Liga mit Ronaldo und Co.
Auch zwei Spieler mit Österreich-Vergangenheit mischen in der chinesischen Liga bereits kräftig mit. Seit Sommer steht der Wiener Rubin Okotie in der zweiten Liga bei Beijing Enterprises unter Vertrag, bereits seit Jänner 2015 geht der Ex-Salzburger Alan eine Klasse höher für Meister Guangzhou Evergrande erfolgreich auf Torjagd. „China ist ein Riesenland und hat ein Riesenpotenzial. Aber es gibt enormen Aufholbedarf. Man merkt, wie viel sie in die Nachwuchsarbeit und Akademien investieren“, betonte Okotie.
„China hat enormes Potenzial“
Alan, in der abgelaufenen Saison für Serienmeister Guangzhou insgesamt 14-mal erfolgreich, war nach seinem für die heimischen Fans überraschenden Wechsel von Salzburg nach China zunächst einmal vom unerwartet hohen Niveau angetan. „Das hat mich selbst positiv überrascht. Speziell in meiner Mannschaft. Da spielen viele chinesische Nationalspieler“, betonte der 27-Jährige. „Die Liga ist gut und sie wächst. Es kommen viele namhafte Spieler aus dem Ausland hierher. China hat enormes Potenzial.“

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Alan (r.) spielt bei Guangzhou unter anderen mit Landsmann Robinho
Der Alan-Club gilt als Zentrum und Prunkstück des chinesischen Clubfußballs. Der Verein, im Besitz der Immobiliengruppe Evergrande und des Onlinehandelsriesen Alibaba, ist nach manchen Schätzungen mit drei Milliarden Euro sogar der reichste Club der Welt. Kein Wunder also, dass neben Topspielern auch zahlreiche Trainer bereit waren, das China-Abenteuer zu wagen. Der größte Name auf der Betreuerbank ist dabei der Brailianer Luiz Felipe Scolari, der 2015 Fabio Cannavaro als Cheftrainer bei Guangzhou ablöste.
„Unser Präsident hat einen Traum“
Das Ziel bleibt allerdings, dass man in naher Zukunft auch mit der Nationalmannschaft zu den „Big Playern“ im Fußball gehört. „Unser Präsident Xi Jinping hat einen Traum“, sagte Jiangnan Liu, Direktor der Fußballakademie Evergrande in Qingyuan. „Dass China einmal der Gastgeber einer WM sein soll, sich wieder für eine WM qualifizieren soll und wohl das am schwierigsten zu erreichende Ziel: einmal Fußballweltmeister zu werden.“
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