Einziger Kandidat bei Wahl am Freitag
Die Rückkehr von Uli Hoeneß an die Spitze des FC Bayern München erfolgt zu einem besonderen Zeitpunkt. Der wirtschaftlich weiterhin unantastbare Krösus der deutschen Bundesliga zeigt sich nach Jahren der nationalen Dominanz sportlich plötzlich verwundbar. Eine Woche vor Hoeneß’ programmiertem Comeback als Vereinspräsident verloren die Bayern die Tabellenführung an RB Leipzig.
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Nach seiner verbüßten Haftstrafe möchte sich der 64-Jährige am Freitag von den Mitgliedern erneut zum Präsidenten des größten Sportvereins in Deutschland wählen lassen. 2014 war Hoeneß wegen Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern schuldig gesprochen und zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Seit Februar dieses Jahres ist der ehemalige Aktive auf Bewährung frei.
Hoeneß-Comeback bei Bayern
Beim FC Bayern gibt es diese Woche ein vielbeachtetes Comeback. Uli Hoeneß wird am Freitag wohl wieder zum Präsidenten des deutschen Rekordmeisters gewählt.
Ein Comeback, das elektrisiert
Sein Fokus sei auf die Mitgliederversammlung gerichtet, ist im Verein zu hören. Seit Wochen feile er an seiner Rede. Er sei durchaus angespannt, verriet Hoeneß, dessen Wahl als einziger Kandidat nicht infrage steht. Das Comeback des Jahrzehnts im deutschen Fußball elektrisiert alle im Verein und auch in der Bundesliga. „Sie erhält ein Gesicht zurück, das ihr gefehlt hat“, sagte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler.
270 Tage nach der vorzeitigen Entlassung aus der Haft kann Hoeneß einen Schlussstrich unter das dunkelste Kapitel seines Lebens ziehen. Mit 64 wollte er „noch nicht aufs Altenteil“, wie er dem „kicker“ sagte. „Das deutliche Wort wird weiter mein Markenzeichen sein“, kündigte er an. „Die Bundesliga gewinnt durch Uli Hoeneß eine charismatische, kompetente, starke und streitbare Stimme zurück“, sagte Hoffenheims Mäzen, Dietmar Hopp. „Mit Uli kracht es dann auch ab und zu mal wieder“, prophezeite Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Reuters/Lukas Barth
Karl Hopfner sprang ab 2014 als Bayern-Präsident ein
Aus seiner Vita streichen kann er den größten Fehler seines Lebens nicht. „Er wird sich wegen seiner Vorgeschichte aber sicher auch auf Angriffe einstellen müssen, die nichts mit seinem Amt zu tun haben“, sagte sein langjähriger Intimfeind Christoph Daum. „Ich wünsche ihm persönlich, dass er als Präsident glücklich und zufrieden wird.“
„Das war’s noch nicht“
Im Audi Dome, der Heimstätte der von Hoeneß protegierten FC-Bayern-Basketballer, dürften Hoeneß am Freitagabend Jubel und lautstarke „Uli“-Sprechchöre gewiss sein. Eine emotionale Inthronisierung ist angesagt, gemäß jenem berühmten Satz, den Hoeneß am 2. Mai 2014 am selben Ort den Mitgliedern trotzig zum Abschied auf Zeit zugerufen hatte: „Ich werde für alles geradestehen. Und dann, wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war’s noch nicht.“
Bayern-Präsidenten seit 1962
- Wilhelm Neudecker (1962 bis 1979)
- Willi O. Hoffmann (1979 bis 1985)
- Fritz Scherer (1985 bis 1994)
- Franz Beckenbauer (1994 bis 2009)
- Uli Hoeneß (2009 bis 2014)
- Karl Hopfner (2014 bis 2016)
- Uli Hoeneß (ab 2016)
Hoeneß wird wieder Karl Hopfner (64) ablösen, der seinen Platzhalter spielen durfte, aber konsequent das Angebot ablehnte, wieder in der zweiten Reihe in Hoeneß’ Präsidium mitzuwirken. Der FC Bayern hat auch in den zwei Jahren ohne seinen Übervater gut funktioniert. Hoeneß aber braucht sein Lebenswerk. Das dokumentiert ein Satz, den er im November 2013 auf der Mitgliederversammlung vor seiner Verurteilung sagte: „Ich werde diesem Verein dienen - bis ich nicht mehr atmen kann!“
Rummenigge muss Macht wieder teilen
Mit Hoeneß als Präsidenten und später auch wieder Aufsichtsratsboss werden sich die Machtstrukturen beim Rekordchampion wieder verändern. Karl-Heinz Rummenigge hat als Vorstandsvorsitzender den Verein zuletzt als Führungsfigur praktisch alleine präsentiert, geprägt und globalisiert. Rummenigge und Hoeneß kennen sich seit Jahrzehnten. Die Alphatiere haben es immer verstanden, Macht zu teilen. Es werde sich gar nicht so viel dramatisch ändern in der Zusammenarbeit zwischen Uli und ihm, versicherte Rummenigge.
AP/Andreas Rentz
Rummenigge verspricht eine gute Zusammenarbeit mit Hoeneß
Der 61-Jährige hat seinen Vertrag als Vorstandschef bis 2019 verlängert. So lange wird auch Hoeneß’ neue Amtszeit gelten. Sie werden dafür sorgen müssen, den FC Bayern fit für die Zeit nach ihnen zu machen. Das könnte und sollte gelingen. Beide befürworten etwa, dass Kapitän Philipp Lahm (33) nach seiner Karriere als Profi in die Vereinsführung eingebunden wird. Lahm begrüßt das Hoeneß-Comeback natürlich auch: „Uli ist für den Verein so was von wichtig. Ohne ihn wäre der FC Bayern nicht da, wo er jetzt steht.“
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