„Du hast Werder geprägt“
Nach 35 Jahren hat sich Willi Lemke endgültig aus verantwortlichen Positionen bei Werder Bremen verabschiedet. Der 70 Jahre alte langjährige Werder-Manager wurde am Montagabend zusammen mit dem früheren Bremer Meisterspieler Hans Schulz und Werner Brinker aus dem Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligisten verabschiedet.
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„Du hast Werder geprägt“, sagte Clubpräsident Hubertus Hess-Grunewald auf der Mitgliederversammlung des Clubs. Lemke war zwischen 1981 und 1999 Werder-Manager und seit 2003 Mitglied des Aufsichtsrates, den er zudem zwischen 2005 und 2014 leitete. Sein Abschied aus dem Kontrollgremium geschah nicht freiwillig, der 70-Jährige wurde wie Schulz und Brinker nicht mehr zur Wahl vorgeschlagen.
Ex-Profi Schulz gehörte dem Gremium seit 1999, Brinker seit 2004 an. Die Mitglieder des Stammvereins wählten stattdessen die von einer Wahlkommission vorgeschlagenen Kurt Zech, Andreas Hoetzel und Thomas Krohne bei elf Gegenstimmen und 19 Enthaltungen in das Kontrollgremium. Der frühere deutsche Teamspieler Marco Bode bleibt Vorsitzendes des Aufsichtsrates.
Sechsstündige Marathonsitzung
Zum Abschied gab es auch für Lemke noch einmal ein Novum. „Sechs Stunden bei einer Jahreshauptversammlung habe ich auch noch nie erlebt“, sagte er weit nach Mitternacht nach einer Marathonsitzung, die das Ende bei seinem Herzensverein endgültig besiegelte: „Ich gehe schon wehmütig von Bord. Die sportliche Situation ist grottenschlecht. Das tut sehr weh. Jetzt kann ich mich nicht mehr einbringen.“
„Historisch“ war eine Beschreibung für die Mitgliederversammlung des Stammvereins des Drittletzten der deutschen Bundesliga, die von den Verantwortlichen in der Nacht auf Dienstag oft bemüht wurde. Historisch, weil der wohl berühmteste Funktionär, den Werder je hatte, nach mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr in verantwortlicher Position gewünscht ist. Und historisch, weil die Kritikkultur bei Werder Einzug gehalten hat - was die Versammlung in die Länge zog.
Es rumort an der Basis. Daran konnte auch der erste Gewinn (2,8 Millionen Euro) seit 2011 nichts ändern. „Wir haben ein schlechtes Gefühl in der Magengrube“, erklärte Präsident Hess-Grunewald nach vier Bundesliga-Pleiten in Serie. Doch die Unzufriedenheit liegt nicht nur an der wieder einmal sportlich schwierigen Situation vor dem brisanten Nordderby am Samstag beim Tabellenletzten Hamburger SV. Auch die Aufsichtsratswahl und damit indirekt Lemkes Abschied sorgten für kritische Stimmen.
Lemke schmerzt der Abschied
Lemke machte ziemlich deutlich, dass ihn der Abschied schmerzte: „Wenn man mich gebeten hätte, hätte ich ja weitergemacht. Aber das wollte man nicht. Das habe ich zu akzeptieren.“ Hess-Grunewald deutete bei seiner Verabschiedung an, warum der stets unbequeme Lemke künftig kein Amt mehr haben soll: „Du warst streitbar, bist streitbar und wirst immer streitbar bleiben.“
Lemke verlässt den Club in schwierigen Zeiten. Bemerkenswert offen gestand Sportchef Frank Baumann nach nur wenigen Monaten im Amt eigene Fehler ein, etwa das Festhalten an Trainer Viktor Skripnik nach dem mühevoll geschafften Klassenerhalt im Sommer. „Ich übernehme die Verantwortung dafür als Geschäftsführer Sport“, sagte Baumann demütig und bekam dafür Applaus.
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