Licht und Schatten bei Olympia
Mit einer Bronzemedaille im Segeln hat Österreich Aufnahme in den Medaillenspiegel der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro gefunden. Die Erwartungshaltung war weit größer, viele Athleten bewegten sich in ihrem Leistungsbereich, manche überraschten, einige enttäuschten schwer.
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Badminton: Gemeinsam fünf Spiele und kein Satzgewinn - das Abschneiden von Elisabeth Baldauf und David Obernosterer war wenig berauschend. Die für sie neuen olympischen Ablenkungen, die ungewohnte Beeinträchtigung durch die wehende Klimaanlage und die fehlende Matchpraxis gegen Topleute gaben die beiden Vorarlberger als Hauptgründe für die 0:2-Niederlagen an.
Beachvolleyball: Beide Herren-Duos schieden im Achtelfinale aus. Die höher eingeschätzten Clemens Doppler/Alexander Horst scheiterten in der ersten K.-o.-Runde an einem starken kubanischen Team. Die Routiniers hatten davor in der Gruppenphase aber einen Prestigeerfolg gegen die brasilianischen Weltmeister und schließlich auch Olympiasieger Alison/Bruno gefeiert. Alexander Huber/Robin Seidl durften mit einem geteilten neunten Rang hingegen zufrieden sein, für die Außenseiter war gegen das starke US-Duo Dalhausser/Lucena erwartungsgemäß Endstation.
Bogenschießen: Schon die Qualifikation der gebürtigen Luxemburgerin Laurence Baldauff war ein Erfolg, die erste einer Österreicherin in diesem Sport seit 1984. Stunden vor der Eröffnung war sie in der Platzierungsrunde im Mittelpunkt gestanden, in der ersten K.-o.-Runde kam gegen die olympiaerprobte Inderin Bombayla Devi Laishram mit 2:6 das Aus. Die 41-jährige Baldauff denkt nun daran, mit dem Bogenschießen aufzuhören.

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Für Laurence Baldauff war bereits die Qualifikation ein Riesenerfolg
Fechten: Florettfechter Rene Pranz brachte seinen Angriff nicht durch und verlor nach umkämpften 27 Minuten sein erstes Gefecht. In der Vorbereitung und Qualifikation habe er um Welten besser gefochten, gab er sich selbstkritisch. Allerdings war dem vorentscheidenden Punkt seines brasilianischen Gegners eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung vorausgegangen.
Gewichtheben: Olympianeuling Sargis Martirosjan landete im durch Dopingfälle ausgedünnten Feld der Klasse bis 105 kg mit persönlicher Zweikampfbestleistung an der elften Stelle. Mit dem eigenen Rekord erreichte er zwar eines der selbst gesteckten Ziele, der Vorstoß unter die besten sechs misslang aber deutlich.
Golf: Bernd Wiesberger startete schlecht ins erste Olympiaturnier seit mehr als 100 Jahren. Der mit hohen Ambitionen angetretene Burgenländer steigerte sich im nicht top besetzten Feld von 60 Spielern aber immerhin noch deutlich auf den elften Endrang. Außenseiterin Christine Wolf begann im Damen-Turnier stark, nach Runden von 71 und 69 folgten allerdings schwache 77 und 76. 25 Schläge hinter der Siegerin belegte sie Platz 43.

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Bernd Wiesberger verbesserte sich nach verpatztem Auftakt noch auf Platz elf
Judo: Nur als Außenseiter nach Rio gereist waren die Routiniers. So verloren Sabrina Filzmoser (Klasse bis 57 kg) und - nach nur 27 Sekunden - und Ludwig Paischer (bis 60 kg) denn auch ihren ersten Kampf, ebenso wie Debütant Daniel Allerstorfer (über 100 kg). Die 24-jährigen Neulinge Bernadette Graf (bis 70 kg) als Fünfte und Kathrin Unterwurzacher (bis 63 kg) als Siebente schrieben an, hatten sich jeweils aber mehr erhofft. Im technisch-taktischen Bereich gilt es noch zu arbeiten.
Kanu: Im Wildwasser-Kajak-Einer verpasste Mitfavoritin Corinna Kuhnle als Fünfte wie schon 2012 die erhoffte Medaille. Der erst 19-jährige Debütant Mario Leitner legte als 13. eine weitere Talentprobe ab. Die wegen der russischen Dopingcausa erst Ende Juli nominierten Flachwasserpaddlerinnen verpassten die Finalläufe. Viktoria Schwarz belegte im Kajak-Einer über 200 m nach einer schweren Verletzung im Vorfeld Rang 21. Ana Roxana Lehaci/Yonne Schuring wurden im Zweier über 500 m Elfte. Im Einer trat die dort aussichtsreichere Schuring wegen einer Erkrankung nicht mehr an.
Leichtathletik: Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger als hervorragender Sechster war ein Höhepunkt im ÖOC-Team. Siebenkampf-EM-Bronzemedaillengewinnerin Ivona Dadic (21.) und Zehnkämpfer Dominik Distelberger (19.) blieben unter den Erwartungen. Hürdensprinterin Beate Schrott rechtfertigte als Vorlauf-45. ihre Nominierung nicht. Andrea Mayr lief am Sterbetag ihres Vaters den emotionalsten Marathon ihres Lebens (64.). Jennifer Wenth bekam über 5.000 m den Finalaufstieg nach Protest geschenkt, war erwartungsgemäß auf verlorenem Posten, wurde als 16. aber nicht Letzte und blieb unter 16 Minuten.

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Lukas Weißhaidinger warf sich in Rio als Sechster ins Rampenlicht
Pferdesport: Dressurreiterin Victoria Max-Theurer musste im letzten Moment auf Ersatzpferd Della Cavalleria umsatteln. Die 13-jährige Oldenburgerstute ging international erst in ihren fünften Grand Prix. Das Duo hinterließ einen starken Eindruck, mehr als Rang 33 war aber nicht drinnen und auch nicht realistisch gewesen.
Radsport: Im Zeitfahren lieferte Georg Preidler als 16. eine gute Vorstellung ab. In den von schweren Stürzen gekennzeichneten Straßenrennen gab es für ihn Rang 44, für Stefan Denifl (Aufgabe) und Martina Ritter (46.) war erwartungsgemäß nichts zu holen. Im Mountainbike-Bewerb am Schlusstag musste Alexander Gehbauer nach einem schweren Sturz aufgeben.
Ringen: Im Viertelfinale der griechisch-römischen Gewichtsklasse bis 85 kg war für Amer Hrustanovic Endstation. In Anbetracht der Auslosung landete er mit Rang zehn im Bereich seiner Möglichkeiten.
Rudern: Europameisterin Magdalena Lobnig kam bei ihren ersten Spielen wie erhofft ins Einer-Finale, in dem sie sich aber mit dem sechsten und letzten Platz begnügen musste. Für Bernhard und Paul Sieber im Leichtgewichts-Doppelzweier setzte es eine Enttäuschung. Die selbst ernannten Goldaspiranten wurden nach verpasstem Einzug in den Endlauf Letzte im B-Finale und damit Gesamtzwölfte.
Schießen: Der fünfte Platz von Olivia Hofmann im Kleinkaliber-Dreistellungsmatch war eine der positiven Überraschungen für Rot-Weiß-Rot. Die Tirolerin verpasste mit dem Luftgewehr als Zehnte das Finale nur hauchdünn, von ihren drei ebenfalls erstmals bei Olympia angetretenen männlichen Teamkollegen gelang Alexander Schmirl als Luftgewehr-15. der beste Auftritt. Skeet-Schütze Sebastian Kuntschik kam bei seinem Debüt nicht über Rang 26 hinaus.

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Olivia Hofmann sorgte mit Platz fünf für eine positive Überraschung
Schwimmen: Die Synchronschwimmerinnen Anna Maria und Eirini Marina Alexandri überzeugten im Duett mit dem Finaleinzug und wurden Zwölfte. Bei den Beckenschwimmern war bei acht Starts durchwegs im Vorlauf Endstation. Am besten aus dem Sextett schnitt Felix Auböck ab, der über 200 m Kraul das Semifinale nur hauchdünn verpasste und über 400 m nach einem mutigen Anfangstempo „blau“ ging (25.). Das Linz-Quartett Lisa Zaiser (26.), Jördis Steinegger (29.), Lena Kreundl (30.) und David Brandl (40.) blieb ebenso klar über seinen Bestleistungen wie Birgit Koschischek (39.).
Segeln: Der Nacra 17 mit Thomas Zajac und Tanja Frank gewann mit Bronze die einzige Medaille für das ÖOC-Team in Rio, womit die vermeintlich schwächste Karte des Segelteams stach. Die in den letzten Jahren überragenden 470er-Damen Lara Vadlau/Jolanta Ogar (9.) enttäuschten ebenso wie das 49er-Duo Nico Delle Karth/Niko Resch (12.), das es nicht einmal ins Medal Race schaffte. Die 470er-Herren Matthias Schmid/Florian Reichstädter wurden Achte.

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Zajac/Frank retteten mit Bronze die Ehre der rot-weiß-roten Segler
Tennis: Mit zwei Siegen ins Viertelfinale vorgestoßen, durften Oliver Marach und Alexander Peya schon ein bisschen mit einer Doppel-Medaille spekulieren. Gegen Marc Lopez/Rafael Nadal waren der Steirer und der Wiener bei einem 3:6 1:6 aber überfordert, die Spanier marschierten danach bis zum Olympiasieg durch.
Tischtennis: Zwei fünfte Plätze im Team-Bewerb können sich sehen lassen. Die Damen Liu Jia, Sofia Polcanova und Li Qiangbing zeigten mit einem 3:1-Sieg gegen die Niederlande auf, im Viertelfinale gegen Japan reichte es nur zum Gewinn zweier Sätze. Die Herren Stefan Fegerl, Robert Gardos und Daniel Habesohn jubelten über ein 3:1 gegen Portugal, unterlagen aber Deutschland mit 1:3. Enttäuschend war das Einzel, es gelang nur Liu Jia ein Sieg. Sie wurde Neunte.

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Fahnenträgerin Liu Jia gelang Österreichers einziger Sieg im Einzel
Triathlon: Übermannt von seinen olympischen Emotionen lief bei Thomas Springer wenig zusammen, er belegte Rang 47. Enttäuscht haben auch Österreichs Damen: Sara Vilic wurde nur 37., Julia Hauser auf der Radstrecke überrundet und aus dem Rennen genommen.
Turnen (Kunstturnen, Rhythmische Gymnastik): Ein Sturz am Ende der Stufenbarren-Kür kostete Lisa Ecker eine höhere Punktezahl und bessere Platzierung als Rang 43. Gymnastin Nicol Ruprecht wurde nach fehlerfreier Leistung von den Wertungsrichtern nur mit 67,748 Punkten und Platz 20 bedacht und konnte das nicht nachvollziehen.
Wasserspringen: Einen schlechten Tag bei widrigen bis irregulären Windbedingungen erwischte Constantin Blaha vom 3-m-Brett. Der 28-Jährige, der das Finale als Ziel ausgegeben hatte, verpasste als 27. unter 29 Teilnehmern den Einzug ins Halbfinale klar.
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