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Geburtstagsfeier auf dem Bärenberg

Der alpine Skiweltcup wird am 5. Jänner 50 Jahre alt, gefeiert wird während der Rennen in Zagreb. Der Donnerstag mit dem Herren-Slalom markiert den Tag, an dem 1967 in Berchtesgaden das erste Weltcup-Rennen überhaupt stattgefunden hat. Alle 51 Gesamtsieger wurden nach Kroatien eingeladen, 17 sagten zu.

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Am Mittwochabend, dem Vorabend des Herren-Rennens, bestritten die Stars von früher ein Skirennen auf einer 150 Meter langen Straßenskipiste inmitten der kroatischen Hauptstadt. Bei der Exhibition dabei waren unter anderen Janica und Ivica Kostelic, Jean Claude Killy, Karl Schranz, Marc Girardelli, Alberto Tomba, Marcel Hirscher, Annemarie Moser-Pröll, Pernilla Wiberg, Petra Kronberger, Tina Maze, Renate Götschl und Michaela Dorfmeister. Die Strecke wird danach für Kinderskikurse genutzt werden.

Überblick auf den Slalom im Zagreb

GEPA/Matic Klansek

Der Bärenberg in Zagreb darf sich über die Weltcup-Geburtstagsfeier freuen

„Das ist eine tolle Geschichte, und wir sind stolz, dass es uns mit diesem Fest zufällig getroffen hat“, so der kroatische Alpinchef und Pool-Direktor Vedran Pavlek. Auch Zagreb musste in der jüngeren Vergangenheit mehrmals seine Weltcup-Rennen absagen. Umso erfreuter ist man, diesmal alle Register in und außerhalb der Stadt ziehen zu können. Alleine die Weltcup-Rennen vor den Toren der kroatischen Hauptstadt verbrauchen ein Budget von 3,2 Millionen Euro.

Geburtsstunde auf der Seidlalm

Der Wunsch, den Skirennsport für die Zuschauer verständlicher zu machen und so etwas wie einen jährlichen „Weltmeister“ zu küren, war Anlass gewesen, warum man seinerzeit über eine Jahreswertung wie in der Formel 1 nachdachte. Im Jänner 1966 fand während einer Trainingspause auf der Kitzbüheler Seidlalm jenes vorentscheidende Gespräch statt, an das heute eine Messingtafel am Eingang erinnert. Darauf stehen die Namen von Serge Lang (FRA), Bob Beattie (USA), Honore Bonnet (FRA) und dem Österreicher Sepp Sulzberger.

Bei der WM im Sommer 1966 in Portillo wurde der vor allem vom französischen Journalisten Lang protegierte und für andere Sportarten richtungsweisende Weltcup beschlossen. Offiziell anerkannt wurde die neue „Punkte-WM“ aber erst beim FIS-Kongress 1967. Das historische erste Rennen, den Slalom am 5. Jänner 1967 in Berchtesgaden, gewann der Tiroler Heinrich „Heini“ Messner. Die Damen starteten zwei Tage später in Oberstaufen mit einem Slalom-Sieg der Kanadierin Nancy Greene. Klassiker wie Wengen, Kitzbühel, Sestriere und Madonna di Campiglio waren von Beginn an dabei.

Von der „One-Man-Show“ zum Profizirkus

In der Debütsaison fanden je 17 Rennen für Damen und Herren in den drei Disziplinen Abfahrt, Riesentorlauf und Slalom statt, gefahren wurde von Jänner bis März mit dem Finale in Jackson Hole in den USA. Auch Vail und Franconia waren damals im Kalender. Heute dauert der Weltcup von Oktober bis März, der aktuelle Rennkalender 2016/17 umfasst jeweils 38 Veranstaltungen. Aus der „One-Man-Show“ des langjährigen Weltcup-Chefs Lang ist längst ein millionenschwerer Profizirkus geworden, der von zwei hauptberuflichen Weltcup-Direktoren des Internationalen Skiverbandes (FIS) geleitet wird.

Georg Streitberger auf der Streif

APA/Robert Jäger

Kitzbühel zählt zu den Highlights im Kalender und schüttet das meiste Preisgeld aus

Dazugekommen sind im Laufe der Zeit neue Disziplinen wie 1982 der Super-G als zweite Speed-Disziplin. Die Kombination hatte in der Anfangszeit einen großen Stellenwert, heute ist sie ein eigener, aber von wenigen geliebter Bewerb. Es gibt fünf Herren sowie sechs Damen, die Siege in allen fünf Wertungen geschafft haben. Es gab auch schon Saisonen mit Rennen im (europäischen) Sommer. Man fuhr in Las Lenas in den argentinischen Anden, in Australien (1989) und auch Neuseeland (1990). Schon 1973 hatte man erstmals Japan einen Besuch abgestattet. In fünf Jahrzehnten haben in 25 Ländern fast 3.200 Weltcup-Rennen stattgefunden.

Österreich die klare Nummer eins

Österreichs Skiverband hat den Weltcup als Plattform genutzt, um sich als Skination Nummer eins zu etablieren. Von den bisher 50 Nationenwertungen hat der ÖSV 37 gewonnen und war 13-mal Zweiter. Seit 27 Jahren ist Österreich in dieser Wertung ungeschlagen. Erster österreichischer Weltcup-Gesamtsieger war Karl Schranz. Der Tiroler hatte 1966 die letzte Vorgängerwertung gewonnen, der dafür vergebene und mit Brillanten besetzte Ski gehört zu seinen Lieblingstrophäen.

Karl Schranz, 1972

APA/AFP/Karl Schranz

Für Schranz ist der Weltcup zwar sehr gut, aber nicht perfekt

Die Einführung des Weltcups war freilich auch eine Zäsur. Große Sieger sind dadurch in den Hintergrund gerückt. Das gilt auch für Schranz. „Ich bin zehn Jahre davor auch schon erfolgreich Rennen gefahren. Hochgerechnet hätten ich und der Anderl Molterer oder der (Henri, Anm.) Duvillard mehrere Weltcups gewonnen, hätte es ihn früher gegeben“, so Schranz. „Aber so ist das eben, wenn eine Zeitrechnung bei null beginnt. Wir waren praktisch die vor Christi Geburt.“

Schranz hält den heutigen Weltcup für ein sehr gutes Produkt, hat aber Verbesserungsvorschläge. Die Abfahrt müsste seiner Meinung nach als sehr risikoreiche Disziplin punktemäßig besser bewertet werden, und Gesamtweltcup-Sieger dürfe nur jemand werden, der in allen Disziplinen gepunktet hat, so Schranz. Ob es einen Besten aller Zeiten gibt, will der Tiroler nicht beurteilen. „Es ist wie beim Boxen. Jede Epoche hat ihre Besten gehabt.“

Kasper ärgert Kommerzialisierung

Wie der Weltcup in 50 Jahren aussehen könnte, kann sich aktuell kaum jemand vorstellen. „Kommt ganz darauf an, ob es dann noch Schnee hat“, sagte Kasper beim Saisonstart in Sölden. Der Topfunktionär aus der Schweiz bedauert aber zumindest eine Entwicklung. Grundübel, so Kasper, sei das Geld und die Kommerzialisierung. „Wenn hinter jedem Läufer zwei Anwälte mit einer Aktentasche herlaufen, hat das nicht mehr viel mit Sport zu tun. Früher haben wir ein Bier auf der Skihütte getrunken und das Problem gelöst. Heute geht alles nur noch über Gerichte.“

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