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New England dreht Endspiel gegen Atlanta

Die New England Patriots haben sich am Sonntag (Ortszeit) nach einer historischen Aufholjagd zum fünften Mal den Titel in der National Football League (NFL) gesichert. In der dramatischsten und erstmals erst in der Verlängerung entschiedenen Super Bowl der Geschichte setzten sich die Patriots gegen die Atlanta Falcons mit 34:28 durch. Im dritten Viertel lag New England mit 3:28 in Rückstand und schaffte ein noch nie dagewesenes Comeback.

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Im Mittelpunkt stand dabei im NRG Stadium in Houston Tom Brady. Der 39-jährige Quarterback zeigte in der entscheidenden Phase seine Qualitäten und wurde mit mehreren Rekorden belohnt. Brady überholte die Legenden Joe Montana sowie Terry Bradshaw und ist der erste Quarterback der NFL-Geschichte mit fünf Super-Bowl-Ringen. Selbiges gilt für Headcoach Bill Belichick. Überdies warf Brady mit seinem insgesamt 43 angekommen Pässen für 466 Yards und übertraf damit den Rekord von Kurt Warner aus dem Jahr 2000 (414 Yards).

Tom Brady

APA/AP/Darron Cummings

Zum bereits fünften Mal durfte Brady die Vince Lombardi Trophy stemmen

„Das ist alles absolut unfassbar“

Für seine Leistung wurde Brady auch zum vierten Mal in seiner Karriere zum MVP der Super Bowl gewählt. Den Titel hätte sich allerdings auch James White verdient gehabt. Der Runningback fing 14 Pässe für 110 Yards und einen von Bradys zwei Touchdowns. Überdies kam White zweimal per Lauf in die Endzone, darunter zur Entscheidung in der Verlängerung. „Das ist alles absolut unfassbar“, sagte Brady nach dem fünften Sieg in seinem siebenten Finale, der ihn wohl endgültig zum größten Quarterback aller Zeiten machte.

Die Falcons, die drei Viertel lang sowohl offensiv als auch defensiv eine beeindruckende Leistung zeigten, stehen hingegen nach ihrem zweiten Endspiel erneut mit leeren Händen da. Angesichts der klaren Führung wähnten sie sich wohl zu früh als Sieger. „Wir haben uns gemeinsam zurückgekämpft. Das war ein harter Kampf, aber wir hatten nie das Gefühl, dass wir aus dem Spiel wären. Atlanta hat ein großes Team, Hut ab. Aber wir haben eben ein paar Spielzüge mehr gemacht als sie“, erklärte Brady die Gründe für den Triumph.

New-England-Spieler jubeln

APA/AP/Chuck Burton

Nach dem entscheidenden Touchdown gingen den Patriots die Emotionen durch

Atlantas Offensive zündet im zweiten Viertel

Das Duell der besten gegen die drittbeste Offensive der regulären Saison begann unerwartet, denn zunächst dominierten die Verteidigungsreihen. Falcons-Runningback Devonta Freemann lieferte mit einem Lauf über 37 Yards zwar das erste Highlight der Partie, der Angriff führte aber letztlich nicht zum Erfolg, womit Atlanta erstmals seit acht Spielen beim ersten Ballbesitz keinen Touchdown erzielen konnte. Da auch die Falcons defensiv sehr konsequent spielten, ging das erste Viertel ohne Punkte zu Ende.

Die explosive Offensive der Falcons zeigte dann aber schnell ihr wahres Gesicht und landete gleich dreimal in der Endzone. Der Weg dafür wurde aber von der Defensive geebnet, die zwei Ballverluste erzwang. Zunächst nutzte Atlanta einen Fumble von Patriots-Runningback LeGarrette Blount eiskalt aus. Nach zwei Pässen von Matt Ryan auf Receiver Julio Jones und Läufen von Freeman stand Atlanta kurz vor der Endzone. Freemann vollendete aus fünf Yards zur Führung. Die Patriots waren damit erstmals seit dem zwölften Spieltag der regulären Saison mit einem Rückstand konfrontiert.

Fumble

APA/AP/David J. Phillip

Beim Fumble von Blount gelang Atlanta der erste Turnover der Partie

Atlanta hielt den Druck auf Brady aber hoch, der seine gefürchteten kurzen Pässe nicht wie gewohnt anbringen konnte. Besser machte es Ryan. Der Quarterback vollendete eine lehrbuchmäßige Angriffsserie über 62 Yards mit einem Wurf auf Austin Hooper zum 14:0. Es folgte der nächste Nackenschlag für New England. Robert Alford fing einen Pass von Brady ab und retournierte die Interception über 82 Yards. Mit einem Field Goal zum Pausenstand von 21:3 verhinderte New England aber immerhin seine erste punktelose Hälfte seit 15 Jahren.

Lady Gaga und Falcons geben den Takt vor

Die Bühne gehörte dann für knapp 15 Minuten Lady Gaga, die eine spektakuläre Halbzeitshow ablieferte. Wer aber auf ein politisches Statement gegen US-Präsident Donald Trump gehofft hatte, wurde enttäuscht. Diesbezüglich gab sich der in ein knappes Outfit gehüllte Popstar züchtig. Zurückhaltung war indes bei den Patriots nicht mehr angesagt. Brady und Co. standen nämlich vor einer historischen Aufgabe, denn in den 50 Ausgaben davor konnte noch nie ein Team einen Rückstand von mehr als zehn Punkten aufholen.

Lady Gaga

APA/AP/Matt Slocum

Lady Gaga verwandelte das NRG Stadium in Houston zur Pause in ein Tollhaus

Atlanta nahm diesem Ansinnen vorerst einmal den Wind aus den Segeln und erhöhte sein Punktekonto mit einem Marsch von 85 Yards über das Feld. Beim achten Spielzug bediente Ryan Tevin Colemann, der über sechs Yards zum 28:3 in die Endzone lief. New England stand endgültig mit dem Rücken zur Wand und spielte im dritten Viertel vier Versuche aus. Das Risiko wurde nach einem Pass von Brady auf James White mit dem ersten Touchdown belohnt. Der Extrapunkt wurde aber von Stephen Gostkowski vergeben.

Patriots mit dem Mut der Verzweiflung

New England agierte im Schlussviertel mit dem Mut der Verzweiflung. Atlanta verteidigte aber vorerst mit viel Einsatz seine Endzone. Die Patriots mussten sich mit einem Fieldgoal begnügen und verkürzten 9:44 Minuten vor Schluss auf 12:28. Ein Fumble von Ryan brachte wieder Spannung in die Partie, denn New England nutzte den Ballverlust. Brady fand Danny Amendola für seinen zweiten Touchdown. Die Two-Point-Conversion gelang, womit die Patriots plötzlich nur noch acht Punkte zurücklagen.

Die beste Offensive der Liga ließ sich davon aber nicht beeindrucken und zeigte danach ihre Qualitäten. Freeman erlief nach einem Pass 39 Yards Raumgewinn. Danach fing Jones in akrobatischer Manier Zentimeter vor der Seitenlinie einen Pass für 27 Yards. Ein Sack und eine Strafe brachten die Falcons aber wieder außerhalb der Fieldgoal-Distanz. New England kam drei Minuten vor Schluss noch einmal in Ballbesitz und lieferte danach ein historisches Finale.

Patriots krönen unfassbares Comeback

Die Falcons waren anschließend nur noch Passagier bei der Fahrt in ihr Verderben. Die New England Patriots spielten gnadenlos und auch mit dem nötigen Glück. 2008 kostete den Patriots gegen die New York Giants der legendäre „Helmet-Catch“ von David Tyree den Titel. Neun Jahr später hielten sie mit einer ähnlichen Aktion ihre Chancen am Leben. Ein weiter Wurf von Brady auf Julian Edelman wurde von einem Falcons-Spieler eigentlich abgewehrt. Edelman reagierte blitzschnell und fing mit Hilfe des Beins eines Gegners noch den Ball.

Julian Edelman (New England Patriots)

APA/AP/Patrick Semansky

Unfassbar, aber wahr: Julian Edelman macht in dieser Situation noch den Fang

Die Angriffsserie konnte fortgesetzt werden. White wühlte sich aus einem Yard in die Endzone zum 26:28. Noch fehlte aber die Two-Point-Conversion für den Ausgleich. Die zwei Zähler gelangen Amendola. Die Super Bowl ging erstmals in ihrer Geschichte in die Verlängerung. Die Patriots gewannen den Münzwurf und damit das Angriffsrecht. Angesichts der Verfassung der Falcons war das der entscheidende Vorteil. Brady führte sein Team - auch dank einer Pass Interference - an die Endzone heran. White vollendete schließlich eines der größten Comebacks in der Geschichte mit einem Lauf über zwei Yards und damit zum fünften NFL-Titel für die Patriots.

Christian Wagner, ORF.at

National Football League, Super Bowl 51

Endstand:

Atlanta - New England 28:34 n.V.

(0:0 21:3 7:6 0:19 / 0:6)

Houston, NRG Stadium

Zweites Viertel:
7:0 - 5-Yards-Lauf, Devonta Freeman + Extrapunkt
14:0 - 19-Yards-Pass von Matt Ryan auf Austin Hooper + Extrapunkt
21:0 - Interception Tom Brady, 82-Yards-Return, Robert Alford + Extrakick
21:3 - 41-Yards-Fieldgoal, Stephen Gostkowski

Drittes Viertel:
28:3 - 6-Yards-Pass von Matt Ryan auf Tevin Coleman + Extrakick
28:9 - 5-Yards-Pass von Tom Brady auf James White

Viertes Viertel:
28:12 - 33-Yards-Fieldgoal, Stephen Gostkowski
28:20 - 6-Yards-Pass von Tom Brady auf Danny Amendola + Tow-Point-Conversion
28:28 - 1-Yard-Lauf, James White + Two-Point-Conversion

Verlängerung:
28:34 - 2-Yards-Lauf, James White

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