Superstar der WM 2017
Für Marcel Hirscher gehen die Superlative aus. Der Salzburger hat sich am Sonntag jedenfalls zum Superstar dieser WM in St. Moritz aufgeschwungen. Mit den Goldmedaillen im Riesentorlauf und im abschließenden Slalom krönte sich der 27-Jährige als Einziger zum Doppelweltmeister in Einzel-Disziplinen in der Schweiz.
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Hirscher wurde auch vom Stadionsprecher demütig als „lebende Legende“ gehuldigt. Das Publikum verneigte sich. Dabei war man geneigt zu glauben, es wäre für Hirscher im ersten Slalom-Durchgang noch schneller gegangen, als er nach seiner Bestzeit in Lauf eins mit verzogenem Mundwinkel, kritischen Gesten und mit Argusaugen die Fights seiner Mitstreiter gegen die eisige Piste verfolgte.

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Dynamisch und sicher setzte Hirscher seine Schwünge und holte sich in St. Moritz zweimal Gold
So richtig zufrieden wirkte er noch nicht, obwohl er knapp eine halbe Sekunde vorangelegen war. Im Finale zündete er den Turbo und carvte wie schon im Riesentorlauf wie auf Schienen zu Gold.
Schulterschluss mit Legenden
Ein Raunen ging durch die Zuschauer, Hirscher riss die Arme hoch, fiel erleichtert in den St. Moritzer „Champagner-Schnee“. Die Fahrer davor waren reihenweise an der Bestzeit seines Tiroler Landsmanns Manuel Feller gescheitert, der als WM-Debütant sensationell die Silbermedaille vor dem Deutschen Felix Neureuther eroberte. Auch Marco Schwarz und Michael Matt, zur Halbzeit Zweiter und Dritter, waren der Anspannung im WM-Finale nicht gewachsen und fielen auf die Plätze sieben und acht zurück.
Emotionaler Moment für Marcel Hirscher
Ein sichtlich gerührter Marcel Hirscher genießt seinen Moment bei der Siegerehrung des Herren-Slaloms. Der Skistar kann die WM in St. Moritz mit zweimal Gold und einmal Silber verlassen.
Doppelweltmeister so wie Hirscher, das war dem legendären Rudi Nierlich davor als letztem Österreicher in Slalom und Riesentorlauf vor 28 Jahren in Vail gelungen. Zuletzt schaffte Alberto Tomba 1996 in Sierra Nevada (ESP) dieses Kunststück, im Speed-Bereich Hermann Maier drei Jahre später in Beaver Creek (USA).
Für Hirscher war es wohl an der Zeit, sich auf Augenhöhe mit diesen Skilegenden zu katapultieren. Insgesamt überflügelte er seine legendären Landsleute und Tomba mit nun vier Gold- und drei Silbermedaillen in WM-Einzel-Bewerben längst. Die Edelmetalllawine in St. Moritz hatte er mit Silber in der Kombination losgetreten.
Befreit und völlig losgelöst
Als Doppelweltmeister wurde für Hirscher am Sonntag ein Traum wahr, der durch die Schwächung nach dem Magen-Darm-Virus am ersten WM-Wochenende vorzeitig zu platzen gedroht hatte. Aber es wäre nicht Hirscher, hätte er nicht Leistung gebracht, wenn es drauf ankam. Im Slalom war Hirscher sogar völlig losgelöst.

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Der zweitplatzierte Manuel Feller (l.) gratulierte Marcel Hirscher als Erster zu Slalom-Gold
Der Knoten sei aber schon davor im Riesentorlauf geplatzt, die Goldene habe befreiend gewirkt, sagte er. „Egal was passieren würde, ich war schon Weltmeister. In diesem Wissen in den Slalom zu gehen, war toll. Das war ein befreites Skifahren“, so Hirscher, der den Moment des großen Erfolgs genoss. Hirscher schwärmte: „Diese letzten Stunden und Minuten sind ein echter Genuss für mich.“
Kombi-Silber ist heute „Banane“
Hirscher bedankte sich neben den Veranstaltern für eine ausgezeichnete Piste im Slalom, auch bei seinem Betreuer- und Serviceteam für die erstaunliche WM-Leistung. St. Moritz wird Hirscher als Wechselbad der Gefühle in Erinnerung bleiben - moralisch einmal tief unten, dann hoch oben: Kritik an ihm mit folgender Medienschelte und Höchstleistung im richtigen Augenblick. Selbstzweifel hatte er aber in keiner Sekunde. Warum nicht?
„Weil ich jeden Tag auf Ski stehe und dabei merke, wie gut ich Ski fahren kann. Ich spürte einfach, dass es passt. Und das Glück war diesmal auch auf meiner Seite“, erläuterte Hirscher nach der zweiten WM-Goldenen in zwei Tagen. Und die Hundertstel, die auf Kombigold fehlte? „Die ist heute Banane“, so Hirscher. Die Premiere als Olympiasieger könnte in der nächsten Saison folgen. Auf alle Fälle ein Ziel für den Salzburger: „Wenn’s klappt, dann ist es der i-Punkt.“
Michael Fruhmann, ORF.at aus St. Moritz
Erfolgreichste WM-Starter Herren
|
Name |
Gold |
Silber |
Bronze |
Gesamt |
1. |
Marcel Hirscher (AUT) |
7 |
4 |
- |
11 |
2. |
Toni Sailer (AUT) |
7 |
1 |
- |
8 |
3. |
Jean-Claude Killy (FRA) |
6 |
- |
- |
6 |
4. |
Kjetil Andre Aamodt (NOR) |
5 |
4 |
3 |
12 |
5. |
Aksel Lund Svindal (NOR) |
5 |
2 |
2 |
9 |
6. |
Gustav Thöni (ITA) |
5 |
2 |
- |
7 |
7. |
Ingemar Stenmark (SWE) |
5 |
1 |
1 |
7 |
8. |
Ted Ligety (USA) |
5 |
- |
2 |
7 |
9. |
Marc Girardelli (LUX) |
4 |
4 |
3 |
11 |
10. |
Pirmin Zurbriggen (SUI) |
4 |
4 |
1 |
9 |
11. |
Emile Allais (FRA) |
4 |
4 |
- |
8 |
12. |
Rudolf Rominger (SUI) |
4 |
1 |
2 |
7 |
13. |
Stein Eriksen (NOR) |
4 |
1 |
1 |
6 |
14. |
Toni Seelos (AUT) |
4 |
1 |
- |
5 |
. |
Bode Miller (USA) |
4 |
1 |
- |
5 |
16. |
Lasse Kjus (NOR) |
3 |
8 |
- |
11 |
17. |
Benjamin Raich (AUT) |
3 |
6 |
1 |
10 |
18. |
Karl Schranz (AUT) |
3 |
2 |
1 |
6 |
. |
Hermann Maier (AUT) |
3 |
2 |
1 |
6 |
20. |
Mario Matt (AUT) |
3 |
1 |
1 |
5 |
21. |
Stephan Eberharter (AUT) |
3 |
1 |
- |
4 |
. |
Zeno Colo (ITA) |
3 |
1 |
- |
4 |
23. |
Rudi Nierlich (AUT) |
3 |
- |
- |
3 |
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