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WM-Schauplatz mit bewegter Geschichte

Wenn ab Mittwoch 700 Athleten aus 60 Ländern in Lahti bei den nordischen Skiweltmeisterschaften um die Medaillen laufen, springen oder beides kombinieren, dann geschieht das an einem Schauplatzklassiker des nordischen Sports. Nicht nur, weil Lahti zum siebenten Mal WM-Austragungsort ist. Lahti ist die finnische „Sporthauptstadt“ schlechthin und hat in Skandinavien einen ähnlich hohen Stellenwert wie Oslo mit dem Holmenkollen.

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Gerade recht zum 100-Jahr-Jubiläum der Unabhängigkeit Finnlands kehren die Nordischen zu Titelkämpfen an den Vesijärvi-See (übersetzt: „Wasser-See“) zurück. Finnland erklärte sich am 6. Dezember 1917 nach der Oktober-Revolution Russlands für unabhängig. Davor war man als Großfürstentum Teil des russischen Zarenreiches. Und einige Male in der Sportgeschichte erinnerte der WM-Schauplatz Lahti auch an das tiefste Sibirien.

Kombi-Springer David Kreiner und Christoph Eugen in eisiger Kälte in Lahti

APA/Gindl Barbara

2001 froren auch die Kombinierer David Kreiner und Christoph Eugen

Nicht nur im Weltcup, in dem es immer wieder zu Verschiebungen der Skisprungbewerbe kam, sondern auch bei den bisher sechs Weltmeisterschaften in Lahti: Etwa 2001, als die Temperaturen zwischen plus sieben und minus 25 Grad Celsius variierten. Da der damals vorgeschriebene Tiefstwert von minus 20 Grad unterschritten war, musste mit den 30 km der Frauen erstmals in der WM-Geschichte ein Langlauf-Bewerb wegen zu großer Kälte abgesagt werden.

Bleiben Wetterkapriolen diesmal aus?

Damals erlitt u. a. auch der österreichische Langläufer Achim Walcher in der 4x-10-km-Staffel bei minus 16 Grad und starkem Wind Frostbeulen an drei Fingern. Schwierig können die Bedingungen auch an den Salpausselkä-Schanzen werden. Die drei nebeneinander gebauten Schanzen zählen zu den Wahrzeichen der 120.000-Einwohner-Stadt. „Du stehst da oben wie auf einem 100 m hohen Schiffsmast, und der Wind bläst dir um die Ohren“, hatte der Olympiasieger und frühere ÖSV-Cheftrainer Toni Innauer die Bedingungen auf diesem Bakken einmal beschrieben.

Auch einer seiner Nachfolger, der aktuelle Cheftrainer Heinz Kuttin, kann ein Lied davon singen. 1989 wurde von der Normalschanze nach einem Durchgang abgebrochen, man hatte vergeblich versucht, am nächsten Tag den zweiten Sprung nachzutragen. Kuttin wurde Dritter, es wurde eine von insgesamt vier WM-Medaillen des nun 46-jährigen Kärntners. Der bisherige Winter hat sich in Lahti hingegen als einer der mildesten und auch schneeärmsten der vergangenen Jahrzehnte präsentiert.

Zuschaueransturm erwartet

100.000 Kubikmeter Kunstschnee wurden erzeugt, auch wenn zuletzt etwas Naturschnee dazukam. Glaubt man diversen Vorhersagen, so wird es an einigen Tagen aber sehr wohl wieder zweistellige Minusgrade geben. Die Fans wird das nicht abhalten, so ist der Samstag bereits ausverkauft. Bisher wurden rund 150.000 Tickets abgesetzt, die Zahl wird sich noch beträchtlich erhöhen.

Lahti, das deutsche Wort dafür lautet Bucht, liegt im Süden des 338.000 Quadratkilometer großen Landes. Berühmteste Sportsöhne der Stadt sind Janne Ahonen und Toni Nieminen aus dem Skispringerkreis, aber vor allem auch Fußballstar Jari Litmanen. Er ist Rekordtorschütze des finnischen Nationalteams, war in den Niederlanden viermal Meister mit Ajax Amsterdam und hat u. a. bei FC Barcelona und FC Liverpool gespielt. 137 Länderspiele in vier Jahrzehnten zeugen von seiner Qualität.

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