„Lernen und besser werden“
Ab Juni ist Österreich mit einem Profi mehr auf den Golfplätzen dieser Welt vertreten. Beim Heimturnier in Atzenbrugg wird Matthias Schwab sein Debüt als Profi auf der European Tour geben. Doch bereits davor darf der 22-jährige Steirer bei den Großen schnuppern. Ab Donnerstag schlägt Schwab beim prominent besetzten Arnold Palmer Invitational in Florida als einziger Österreicher ab.
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Die Teilnahme an dem traditionsreichen und mit 8,7 Mio. Dollar dotierten Einladungsturnier im Bay Hill Club in Orlando im US-Bundesstaat Florida ist Schwabs bisher größter Auftritt auf der internationalen Bühne und sein erster Abschlag bei einem Turnier der Professional Golfers Association (PGA). Allerdings tritt Schwab noch als Amateur an. Denn der Umstieg zum Profitum steht erst nach dem Abschluss des Wirtschaftsstudiums an der Vanderbilt University in Nashville auf dem Programm.

APA/AFP/Getty Images/Sam Greenwood
Im Training machte sich Schwab bereits mit dem Bay-Hill-Kurs bekannt
Schwab war 2013 nach der Matura am BORG Radstadt in die USA gegangen, um in Nashville zu studieren und sein Golf zu verbessern. Mittlerweile ist er auf Amateurebene die Nummer eins Europas und auch Vierter der Amateur-Weltrangliste. Als phasenweise bester College-Golfer in den USA führt er das Team der Vanderbilt Commodores an. Nach einigen starken Auftritten bei den Lyoness Open in Atzenbrugg und beim nach Arnold Palmer benannten Ryder Cup für Studenten, wo Schwab Team Europa zum Sieg führte, flatterte die Einladung für das Invitational ins Haus.
Cut als großes Ziel
Das Turnier im Bay Hill Club steht 2017 ganz in memoriam des Namensgebers Arnold Palmer. Der vergangenen September verstorbene, siebenfache Major-Sieger aus den USA war einer der bekanntesten Berufsspieler aller Zeiten. Mitten im Lernstress seines achten und letzten Unisemesters trifft Schwab damit erstmals auch auf das Who’s who der Golfwelt - nur nicht auf sein Idol Tiger Woods. Der achtfache Sieger in Orlando sagte verletzungsbedingt ab. „Viele Spieler habe ich schon im TV verfolgt. Ich hoffe, ich kann lernen und besser werden“, freut sich Schwab auf das Kennenlernen der Stars.
Sportliches Ziel ist es, den Cut zu schaffen. Schwab hofft aber in erster Linie, möglichst viel vom Treffen mit den Superstars mitnehmen zu können. „Ich habe ja nichts zu verlieren. Ich will so viel wie möglich lernen und für die nahe Zukunft mitnehmen. Ich hoffe, dass ich mir von den besten Spielern ein bisschen was abschauen kann, um besser zu werden.“ Er sei immer schon stolz gewesen, Österreich weltweit zu repräsentieren. „Das ist immer eine Ehre und ein Privileg. Schade, dass Bernd Wiesberger hier nicht spielt, so bin ich der einzige Österreicher“, sagte Schwab.
Nicht mehr nervös als sonst
Sollte der Steirer tatsächlich gleich bei der ersten Teilnahme auf der US-Tour den Cut schaffen, bleibt ihm als Amateur ein Stück vom Preisgeldkuchen dennoch verwehrt. Der Amateurstatus und die Regeln der US-College-Sportorganisation NCAA wollen es so. Anders als die Stars der PGA muss Schwab auch für Flug und Unterkunft in Orlando selbst aufkommen. Selbst ein Nenngeld muss der 22-Jährige berappen. 70 Dollar ist die Chance, mit den Besten der Zunft zu spielen, allerdings wert.

Andreas Schwab
Schwab im Training mit Tommy Fleetwood (l.) und Matthew Fitzpatrick (r.)
Im Kreise von Rory McIlroy und Co. antreten zu dürfen, wiegt alles auf. „Natürlich ist das vom Teilnehmerfeld und von der Organisation her mein größtes Turnier bis jetzt. Ich bin aber nicht mehr nervös oder aufgeregt als vor anderen Turnieren“, gab sich Schwab vor dem ersten Abschlag locker, „ich gehe mit derselben Einstellung hin und versuche, wie immer mein Bestes zu geben. Das wird eine super Angelegenheit, und ich hoffe, viel daraus mitnehmen zu können.“
Schwabs Wunschflight wäre einer mit seinem „Mentor“, dem achtfachen PGA-Tour-Sieger Brandt Snedeker, selbst in Nashville geboren und Absolvent der Vanderbilt University, und dem vierfachen Gewinner von Major-Turnieren Rory McIlroy aus Nordirland. Zumindest in den ersten beiden Runden wird das dem Steirer nicht erfüllt: Die Topspieler werden in den gesonderten TV-Flights prominent in Szene gesetzt. Schwab legt am Donnerstag gemeinsam mit den beiden US-Amerikanern Robert Gamez und David Hronek los.
Endspurt auf der Uni
Während die Superstars sich in Orlando schon auf das nächste Event der World Golf Championships sowie das Masters in Augusta einstimmen, muss Schwab sich auch noch auf sein Studium konzentrieren. „Ich habe noch ein paar Prüfungen und Arbeiten abzugeben bis zum Ende des Semesters, werde also auf beiden Schienen, Golf und Uni, ziemlich beschäftigt sein“, schilderte der Rohrmooser angesichts seines für 12. Mai angesetzten Universitätsabschlusses die aktuelle Situation.
Stress hat er deshalb keinen. „Mich im Lernstress auf das Turnier vorzubereiten und zu motivieren ist kein Problem. Ich bin es ja gewohnt, Schularbeit bei Turnieren zu machen, und das wird auch bei diesem Turnier so sein. Für einen Collegespieler ist das normal und einfach part of the deal“, so der angehende Profigolfer. Vier College-Turniere inklusive des Finales spielt der Sohn des ehemaligen Geschäftsführers der Sporthilfe und der österreichischen Anti-Doping-Agentur (NADA), Andreas Schwab, nach dem Palmer Invitational noch. Im Juni erfolgt in der Heimat in Atzenbrugg der erste offizielle Auftritt als Profi. „Darauf freue ich mich schon sehr“, sagte Schwab.
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