Themenüberblick

„Bleibt mir ja nichts anderes übrig“

Für Zinedine Zidane wird das Finale der Champions League am Samstag (20.45 Uhr, live in ORF eins) ein sentimentales Wiedersehen. Der Trainer von Real Madrid trifft in Cardiff auf seinen langjährigen Verein Juventus Turin. „Jetzt bleibt mir ja nichts anderes übrig. Jetzt muss ich gegen die antreten“, sagte „Zizou“ im Vorfeld des Spiels über seine alte Liebe Juventus.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Am Pressetag des spanischen Meisters hatte ihn ein Journalist daran erinnert, dass er vor der Achtelfinal-Auslosung zum Wunschgegner noch gesagt habe: „Alle, nur bloß nicht Juve!“ Beim früheren Profi der „Alten Dame“ aus Italien weckt das Spiel doch sehr sentimentale Erinnerungen. Zwischen 1996 und 2001 gewann Zidane mit Juventus zweimal die italienische Liga, bevor er zu Real wechselte.

Zinedine Zidane, 2000

Reuters/Stefano Rellandini

Zinedine Zidane war über Jahre der Führungsspieler von Juventus Turin

Das ist schon lange her. Aber in Turin hat der Franzose immer noch mehr als nur Freunde. Zum Beispiel eine Kleinfeld-Fußballanlage, auf die sein früherer Fahrer Cristiano Bellini aufpasst. Dort ist auch sein Lieblingsrestaurant „Da Angelino“. Und er hat in der nordwestitalienischen Stadt auch viele enge Freunde, wie die Ex-Mitspieler Mark Iuliano und Moreno Torricelli. Iuliano versichert: „Zizou ist als Mensch sogar besser denn als Fußballer.“

„Es wird etwas sehr Besonderes sein“

Der Weltmeister von 1998 räumte vor mehr als 200 Journalisten im Trainingszentrum Valdebebas nordöstlich von Madrid ein: „Es wird für mich etwas sehr Besonderes sein, gegen Juve zu spielen. Ich habe sehr schöne Erinnerungen an Turin.“ Dem italienischen Fernsehen hatte er nach dem Finaleinzug gesagt: „Im Herzen bleibe ich ja immer Juventino.“ In Turin sei er „zum Mann geworden“.

Damit die Fans von Real aber nicht auf dumme Gedanken kommen, betonte der 44-Jährige am Dienstag: „Ich habe die DNA von Madrid, das ist hier mein Zuhause. Egal, was in der Zukunft passiert: Ich werde immer Real-Fan sein, das ist der Club meines Lebens.“

Grafik zum CL-Finale

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Als Coach viele überrascht

Ein Königsklassenfinale Real - Juve hat Zidane bereits mitgemacht. 1998 in Amsterdam. Nur halt im schwarz-weiß gestreiften Trikot der „Vecchia Signora“. Damals zog er gegen Real mit 0:1 den Kürzeren. „Das war ein verdammt schlechtes Gefühl damals“, weiß er nach 19 Jahren immer noch. Danach sollte Zidane aber mit Real sowohl als Spieler (2002) als auch als Trainer 2016 die CL-Trophäe gewinnen.

Dass der Sohn algerischer Einwanderer aus Marseille es als Trainer so weit bringen würde, hielten viele seiner Mitspieler nie für möglich. „Er war wenig kommunikativ. Anders als mancher Spieler sprach er zum Beispiel mit den Kollegen über Aspekte des Spiels überhaupt nicht“, erzählte zum Beispiel der spanische Stürmerstar Raul. Auch sein Juve-Trainer Marcello Lippi sagte: „Das ist eine Überraschung für mich. Ich hätte ihn mir nie als Trainer vorstellen können.“

Zinedine Zidane

APA/AP/Paul White

Für Zidane und sein „königliches“ Starensemble geht es in Cardiff um die historische Titelverteidigung in der Champions League

Vor Einzug in Olymp der Clubtrainer

Als Coach von Reals B-Mannschaft Castilla wurde Zidane von den Madrider Medien sogar häufig kritisiert. Es gab Misserfolge. Nun kann der dreifache Weltfußballer, der im Jänner 2016 nach der Entlassung von Rafael Benitez zum Chefcoach befördert wurde, auch als Trainer ganz große Geschichte schreiben. Bei einem Sieg in Wales wäre Real der erste erfolgreiche Titelverteidiger seit Einführung der Champions League. Und Zidane könnte die „Königlichen“ zum ersten Double aus Meisterschaft und Meistercup seit 1958 führen.

Der Vater von vier Söhnen, die alle auch große Profis werden wollen, tritt - von seinem Kopfstoß im WM-Finale 2006 gegen den Italiener Marco Materazzi abgesehen - stets zurückhaltend und nett auf. Doch inzwischen weiß man: Das darf man nicht als fehlenden Ehrgeiz werten. Er verriet unter anderem bereits, dass er einmal die französische Nationalelf trainieren möchte. Als er beim Medientag nach dem Ende der Pressekonferenz aufstand, murmelte er: „Et c’est pas fini!“ „Zizous“ Geschichte ist noch nicht zu Ende.

Links: