Auftakt mit „ganz hoher Bedeutung“
Österreichs Frauen-Nationalteam gibt am Dienstag (18.00 Uhr, live in ORF eins) gegen die Schweiz seine EM-Premiere. Die Eidgenossinnen sind im Gruppe-C-Duell in Deventer in der Favoritenrolle, das Team von Trainer Dominik Thalhammer peilt aber eine Überraschung an.
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„Das erste Spiel in einem Turnier hat eine ganz hohe Bedeutung. Wenn das verloren wird, dann sind die Chancen, weiterzukommen, dramatisch verringert. Das ist uns bewusst“, sagte Thalhammer. Auf die Auswahl des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) warten noch dazu im zweiten Spiel die vermeintlich übermächtigen Französinnen. Will man im Aufstiegskampf ein Wörtchen mitreden, dann gilt zum Auftakt die Devise „Verlieren verboten“.

GEPA/Florian Ertl
Thalhammer und sein Team fiebern dem ersten Spiel entgegen
„Das erste Spiel ist richtungsweisend, wenn es gut läuft, kann man eine Euphorie mitnehmen“, sagte Offensivspielerin Laura Feiersinger. Die 24-Jährige rechnete bei der EM-Premiere mit Anfangsnervosität. Die sollte aber auch für die Schweizerinnen gelten. Davon geht zumindest Thalhammer aus: „Sie waren zwar schon bei einer WM, aber es ist ihre erste EM. Dass die ganz eiskalt in die Spiele gehen, glaube ich daher nicht.“
„Fünf bis zehn Jahre voraus“
Dazu kommt, dass die Schweizerinnen wohl einigen Druck verspüren. Sie haben das Viertelfinale klar als Ziel ausgegeben. Für die ÖFB-Elf war bereits die geschaffte Qualifikation ein Meilenstein, alles Weitere ist Draufgabe. „Die Schweiz ist uns vielleicht in der Entwicklung im Frauen-Fußball fünf bis zehn Jahre voraus. Man muss einfach sagen, dass sie über uns zu stellen sind“, sagte der ÖFB-Coach, der die Situation realistisch einschätzt.

Grafik: ORF.at; Quelle: FIFA
Unter Teamchef Thalhammer haben sich die ÖFB-Damen stetig verbessert
Das wird nicht nur im Ranking deutlich, wo die Schweizerinnen als 17. sieben Ränge vor dem ÖFB-Team liegen. Im direkten Vergleich holten die Österreicherinnen in acht Begegnungen erst einen Sieg und ein Remis (11:27 Tore). Nur zwei davon waren Pflichtspiele, in der Quali für die EM 1997 gewann Österreich zu Hause 4:3 und verlor auswärts 0:3. Beim jüngsten Aufeinandertreffen setzte sich die Schweiz in einem Test 2012 mit 2:1 durch.
Respekt vor dem „unglaublichen Speed“
„Wir haben sie gut analysiert und wissen genau, wie wir auftreten müssen. An einem guten Tag ist vielleicht was möglich“, sagte Thalhammer. Andreas Heraf war in den letzten Monaten für die Gegneranalyse abgestellt. „Sie haben mehr Erfahrung als wir und vor allem in der Offensive extrem gute Spielerinnen. Sie haben einen unglaublichen Speed nach vorne hin“, sagte Thalhammer und zollte den Schweizerinnen Respekt.
Geht es nach ihm, soll der aber nicht zur Geltung kommen - so wie bei der Generalprobe in Wiener Neustadt gegen Dänemark, die mit einem 4:2-Erfolg der Gastgeberinnen endete. „Wir haben die Gewissheit, dass wir die Großen ärgern können. Wir müssen so aggressiv und spritzig wie gegen Dänemark spielen“, sagte der Niederösterreicher und gab damit die Marschroute vor.
Schmaler Grat zwischen Mut und Naivität
„Bei uns ist der Grat zwischen Mut und Naivität oft sehr schmal, aber ich glaube, dass man als Außenseiter einfach mutig auftreten muss“, betonte Thalhammer. Er hofft, auch durch die taktische Variabilität seines Teams den Gegner im Spiel überraschen zu können. „Ich glaube, dass wir uns genug Werkzeuge in den letzten Jahren erarbeitet haben und vielleicht auch kein Gegner wissen wird, wie wir genau gegen sie spielen“, sagte Thalhammer.
Seine Spielerinnen hatten eine Woche Zeit, sich auf die Gegebenheiten in den Niederlanden einzustellen. Die Stimmung im Teamquartier in Wageningen war bestens, die Vorfreude auf den EM-Start riesengroß. „Es ist etwas ganz Besonderes für uns alle“, betonte Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil. In Ehrfurcht erstarren wolle man nicht. „Wir sind der Underdog, haben wenig Druck, aber wir wollen mitspielen und die Großen ärgern“, sagte die 24-Jährige.
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