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Vier vergebene Elfer kosten Finale

Österreichs Frauen-Fußballteam ist am Donnerstag im Semifinale der EM in den Niederlanden erst im Elferschießen an Dänemark gescheitert. Die Entscheidung vom Elferpunkt ging mit 3:0 klar an Dänemark. Vor 10.000 Zuschauern im Rat-Verlegh-Stadion von Breda stolperten die bis dahin so sensationellen ÖFB-Frauen über ihre mangelnde Effizienz vor dem Tor und insgesamt vier vergebene Elfer in einem Spiel.

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Knackpunkt war wohl der erste vergebene Elfer von Sarah Puntigam in der 13. Minute nach einem Handspiel der Däninnen. In der Folge konnten die rot-weiß-roten Fußballerinnen zwar wieder mit ihrer kämpferischen Linie, einer guten Defensive und ihrem Selbstvertrauen punkten, konnten jedoch vor dem gegnerischen Tor zu wenig Gefahr aufbauen. Die ÖFB-Frauen konnten bei ihrem EM-Debüt trotzdem stolz sein auf den dritten Platz.

Dramatisches Elfmeterschießen

Österreichs Frauen versagen im Gegensatz zum Viertelfinale gegen Spanien diesmal vom Elfmeterpunkt die Nerven. Während drei Däninnen treffen, vergibt Österreich alle Versuche.

„Schade, wir waren so knapp dran“, meinte Teamchef Dominik Thalhammer in einem ersten ORF-Interview, „aber natürlich ist die Bilanz absolut positiv.“ Am Ende freuten sich die Däninnen nach ihrem sechsten EM-Halbfinale über den erstmaligen Einzug ins Endspiel. Dort kommt es für die Däninnen zum Wiedersehen mit den Gastgeberinnen. Die Niederlande setzten sich in Enschede gegen England klar mit 3:0 durch und stehen damit ebenfalls erstmals im Endspiel. Im EM-Eröffnungsmatch hatten die Niederlande Dänemark knapp mit 1:0 besiegt.

Beste Stimmung

Im Rat-Verlegh-Stadion von NAC Breda herrschte unter den zahlenmäßig überlegenen dänischen und den österreichischen Fans gute Stimmung. Beide Teams träumten von der ersten Teilnahme an einem EM-Finale. Thalhammer stellte bei seinem Team verletzungsbedingt um. Virginia Kirchberger spielte statt Lisa Makas und kam in der Innenverteidigung zum Zug.

Fußballfans

GEPA/Florian Ertl

Fans jedes Alters waren auf das Semifinale bestens vorbereitet

4:2 hatten die Österreicherinnen am 6. Juli in Wiener Neustadt in einem Testspiel Dänemark besiegt. Doch auf diesem Erfolg wollte sich im ÖFB-Team niemand ausruhen. Mit Zweikampfstärke sollte den athletischen und kopfballstarken Gegnerinnen begegnet werden. Dänemark, als Weltranglisten-15. neun Plätze vor Österreich platziert, begann die Partie unverändert gegenüber dem 2:1-Erfolg im Viertelfinale gegen Titelverteidiger Deutschland.

Puntigam-Elfmeter segelt über das Tor

Die erste große Chance hatte dann aber Österreich. Ein Schuss im Strafraum von Nina Burger wurde von Theresa Nielsen noch auf dem Weg ins Tor geblockt (7.). Im Gegenzug kam hingegen Dänemarks Topstürmerin Pernille Harder erst in Österreichs Strafraum nach Zweikampf mit Laura Feiersinger ins Stolpern. Die ukrainische Spielleiterin Katerina Monsul ließ aber weiterlaufen.

Puntigam verschießt Elfer (13.)

Maja Kildemoes verschuldet durch ein Handspiel einen Elfmeter. Sarah Puntigam tritt an und schießt deutlich über das Tor.

Nicht weiterspielen ließ Monsul in der 13. Minute. Maja Kildamoes wehrte einen Schuss von Verena Aschauer mit hoch erhobener Hand ab, doch Puntigam jagte den fälligen Elfmeter über die Querlatte. Doch die ÖFB-Damen zeigten sich keineswegs schockiert. Wurden vor allem von der unermüdlichen Feiersinger, die in den ersten 30 Minuten der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Österreicherinnen war, immer wieder nach vorne getrieben.

Warnschuss von Dänemark

Die Offensivaktionen waren jedoch oft zu ungenau und hektisch. Die Däninnen hingegen hatten deutlich mehr Ballbesitz und gaben auch einen Warnschuss ab. Sanne Troelsgaards Versuch prallte jedoch von der Querlatte zurück (21.). Das Spiel ging in der Folge ohne große Vorteile für ein Team Richtung Pause, ehe wieder Kildemoes im Mittelpunkt stand.

Verletzte Nicole Billa

APA/AFP/Tobias Schwarz

Für Nicole Billa (M.) war das Spiel nach einem Foul von Kildemoes vorbei

Zuerst verletzte sie Nicole Billa im Mittelkreis mit ausgestrecktem Fuß, sodass die Hoffenheim-Stürmerin mit einer starken Prellung vom Feld getragen werden musste. Für die 21-jährige kam Nadine Prohaska zum Einsatz. Kurz nach diesem Foul stieg Kildemoes auch noch Carina Wenninger im Strafraum auf den Fuß. Dafür gab’s schließlich von Monsul auch Gelb (36.).

Zinsberger auf dem Posten

Kurz vor der Pause setzte Kirchberger nach einem Corner noch einen Kopfball knapp neben das Tor, doch es blieb zum Pausenpfiff beim 0:0. Die Elf von Thalhammer konnte in der ersten Hälfte zu wenig „zweite“ Bälle erkämpfen, und auch der Spielaufbau war weiterhin zu wenig präzise.

Großchance für Harder (61.)

Dänemark-Kapitänin Pernille Harder kommt im Sechzehner frei zum Schuss, doch erneut ist Torfrau Manuela Zinsberger zur Stelle.

In der 54. Minute war dann Manuela Zinsberger zur Stelle, als Simone Sörensen einen Kopfball aus kurzer Distanz Richtung Tor verlängerte. Die Österreicherinnen waren hingegen, wenn sie am Strafraum der Gegnerinnen auftauchten, im Abschluss zu wenig entschlossen. Nicht so Harder, die Zinsberger mit einem aufs Kreuzeck angetragenen Schuss (61.) prüfte. Auf der Gegenseite setzte Burger einen Kopfball über das Tor von Stina Lykke Petersen (68.).

Neutralisation bis zur Verlängerung

Die Matchuhr tickte unweigerlich auf die 90 Minuten zu, und noch immer war das Spiel im Grunde ausgeglichen, das Siegespendel konnte jederzeit in eine Richtung ausschlagen. Zinsberger bekam in der 89. Minute noch den Kopf einer Gegnerin unsanft zu spüren. Echte Torszenen gab es hingegen weiterhin nicht.

Line Jensen und  Laura Feiersinger

APA/AFP/Tobias Schwarz

Laura Feiersinger (r.) war der Motor im Spiel der Österreicherinnen

Bereits im Viertelfinale gegen Spanien mussten die ÖFB-Frauen über 120 Minuten und ein Elfmeterschießen gehen. Auch gegen Dänemark wurde dieses Szenario immer wahrscheinlicher, und nach einer fünfminütigen Nachspielzeit war die Verlängerung Realität. Thalhammer brachte zu Beginn der 30 Extraminuten mit der erst 18-jährigen Viktoria Pinther anstelle von Puntigam frische Kräfte.

Enttäuschung im Elferschießen

Doch auch die Verlängerung brachte keine zwingenden Torchancen. Die Däninnen, die insgesamt in der Verlängerung die aktivere, weil wohl noch frischere Elf stellten, versuchten immer wieder über die Seiten mit hohen Bällen in den Strafraum ihr Glück. Doch ÖFB-Torfrau Zinsberger zog die Bälle geradezu magnetisch an.

Nur bei einem wuchtigen Kopfball von Harder in der 120. Minute wäre die Bayern-München-Legionärin wohl chancenlos gewesen. Doch der Ball ging am Tor vorbei, und ein Elferschießen musste über den Aufstieg ins Finale entscheiden. Österreichs Fans feuerten Zinsberger lautstark mit „Manuela“-Rufen an. Die 21-jährige Niederösterreicherin war dann bei Nadims und Harders Schüssen dran, aber nicht nahe genug. Den Versuch von Sofie Junge Pedersen parierte sie.

Manuela Zinsberger

GEPA/Florian Ertl

ÖFB-Torfrau Manuela Zinsberger konnte die Niederlage nicht verhindern

Dafür verschossen die Österreicherinnen allesamt. Feiersinger machte es Puntigam nach, schoss über das Tor, Pinther scheiterte ebenso an Lykke Petersen wie Aschauer. Simone Boye Sörensen verwertete hingegen wieder sicher und schoss Dänemark mit 3:0 im Elferschießen ins Finale. Das Sommermärchen von Österreichs Frauen-Fußballteam nahm damit ein bitteres Ende.

UEFA Women’s Euro 2017, Halbfinale

Donnerstag:

Dänemark - Österreich 0:0 n. V. 3:0 i. E.

Breda, Rat-Verlegh-Stadion, 10.000 Zuschauer, SR Monzul (UKR)

Elfmeterschießen:
1:0 - Nadim trifft
1:0 - Feiersinger schießt drüber
2:0 - Harder trifft
2:0 - Pinther scheitert an Petersen
2:0 - Pedersen scheitert an Zinsberger
2:0 - Aschauer scheitert an Petersen
3:0 - S. Sörensen trifft

Dänemark: Petersen - T. Nielsen, S. Sörensen, Larsen, Röddik (46./Sandvej) - Troelsgaard, Jensen (69./Pedersen), Kildemoes (52./Thögersen), Veje (121./N. Sörensen) - Harder, Nadim

Österreich: Zinsberger - Schiechtl, Wenninger, Kirchberger, Puntigam (91./Pinther), Aschauer - Feiersinger, Schnaderbeck, Zadrazil, Billa (39./Prohaska) - Burger

Gelbe Karten: Kildemoes, Harder bzw. Schiechtl, Zadrazil

Puntigam schoss einen Elfmeter (13.) über das Tor

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