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Meilenstein am 4. September 1971
„Das war ein Erlebnis wie die Geburt der Kinder, das hat sich eingebrannt“, sagte Gusenbauer der APA über den vor dem Fußballländerspiel Österreichs gegen Schweden (1:0) fixierten Weltrekord.

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Im damals noch verbreiteten Straddle-Stil sprang Gusenbauer zum Weltrekord
Erst als Teenager zur Leichtathletik gekommen
Als Ilona Majdan am 16. September 1947 in der deutschen Handballhochburg Gummersbach geboren, fand sie in Wien als Teenager zur Leichtathletik. „In den Hochsprung war ich gleich total verliebt“, erinnert sich die in Breitenfurt lebende Gusenbauer. Ein Schulsportfest, bei dem sie ohne Training 1,45 Meter übersprang, war der Beginn einer großen Karriere. „Die Leistungen haben mir auch für mein Selbstwertgefühl geholfen“, sagte Gusenbauer, die als Jugendliche ihre Alterskollegen weit überragt hatte.
Trainiert von ihrem Ehemann Roland und während ihres Südstadt-Karriereabschnitts auch von Gunnar Prokop, meisterte Gusenbauer auch die Doppelbelastung als junge Mutter. Das erste ihrer drei Kinder war 1968 auf die Welt gekommen, wenige Monate später wurde sie bei den Olympischen Sommerspielen in Mexiko Achte.
Zweimal EM-Gold und Olympiabronze
1970 holte Gusenbauer bei der Hallen-EM in Wien mit Hallen-Weltrekord von 1,88 Metern den Titel, der zweite folgte bei der Freiluft-EM 1972. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München eroberte sie mit ihrer Straddle-Technik Bronze. Übertroffen wurde sie nur von der im neuen Flop-Stil springenden 16-jährigen Deutschen Ulrike Mayfarth, die den Weltrekord einstellte, und Jordanka Blagojewa. Die Bulgarin entriss Gusenbauer bald danach auch die Weltbestmarke (1,94 Meter).
Nach einer Verletzung und der Nichtnominierung für die Sommerspiele 1976 in Montreal beendete sie die Karriere. Dem Sport blieb Gusenbauer aber eng verbunden und spielte insgesamt 13 Jahre lang in der Basketball-Bundesliga. Später entdeckte sie als Hobbys Snowboarden und Wandern für sich, die Passion für die Malerei zieht sich schon durch ihr ganzes Leben.
„Ich war nie fanatisch, Sport hat mir immer Freude gemacht“, so Gusenbauer. „Wäre ich nicht durch Zufall zur Leichtathletik gekommen, hätte ich eine andere Sportart für mich entdeckt.“ Die frühere Rekordlerin schaut sich im Fernsehen gerne Leichtathletik-Übertragungen an („Beim Zuschauen bekommt man ein Gefühl dafür, was man damals geschafft hat“). Wenn Zeit bleibt, geht sie mit ihren Enkeln („Der 13-Jährige macht Parkour-Training“) zum Sportplatz und freut sich an den aktuell guten Leistungen der ÖLV-Aktiven. „Ich hoffe, dass noch mehr Junge zur Leichtathletik finden.“