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Rang neun reicht zum vorzeitigen Titel

Lewis Hamilton hat sich trotz eines verpatzen Grand Prix von Mexiko nach einer Startkollision mit Sebastian Vettel vorzeitig zum Formel-1-Weltmeister gekürt. Der Brite rettete sich am Sonntag nach einem spektakulären Rennverlauf mit frühen Zwangsboxenstopps der beiden WM-Duellanten auf Platz neun ins Ziel. Das reichte, Vettel konnte die vierte Krönung des 32-Jährigen auch nach einer starken Aufholjagd nicht länger hinauszögern.

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Der 30-jährige Deutsche wurde in der Höhenluft von Mexiko-Stadt Vierter, er hätte angesichts der Hamilton-Platzierung aber gewinnen müssen, um seine Chance zu wahren. Den Sieg sicherte sich Red-Bull-Pilot Max Verstappen vor Hamiltons Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas und Vettels Ferrari-Teamkollegen Kimi Räikkönen.

Max Verstappen (Red Bull)

GEPA/XPB Images/Moy

Max Verstappen feierte in souveräner Manier den dritten Sieg in seiner Formel-1-Karriere

Hamilton machte im 18. von 20 Saisonrennen seinen vierten WM-Titel nach 2008, 2014 und 2015 perfekt. Er zog nach WM-Triumphen mit Vettel gleich, ebenfalls viermal wurde der Franzose Alain Prost Weltmeister. Fünf und mehr Titel gelangen nur Rekordchampion Michael Schumacher (sieben) und dem Argentinier Juan Manuel Fangio (fünf). Für das Mercedes-Team war es der achte Titel seit 2014. Die Silberpfeile gewannen 2014, 2015, 2016 und nun auch 2017 jeweils die Fahrer- und die Konstrukteurswertung.

Dramatische Startphase

Vettel versuchte auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez nochmals alles, es nutzte aber nichts. Die 50. Poleposition seiner Karriere war schnell ohne Wert, ausgerechnet er und Hamilton kamen sich schon nach der ersten Kurve zu nahe. Zunächst zog der von Platz zwei gestartete Verstappen an Vettel vorbei. Dieser demolierte beim Versuch, sich zu verteidigen, den Frontflügel an seinem Ferrari.

Max Verstappen (Red Bull) Lewis Hamilton (Mercedes)

APA/AP/Moises Castillo

Nach dem Start wurde es zu eng zwischen Verstappen, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton

Teile flogen durch die Luft, aufgeschlitzt wurde Hamiltons rechter Hinterreifen aber von Vettels Restflügel. „Hat er mich bewusst getroffen?“, fragte Hamilton seine Box. Die Rennleitung schaute sich die Manöver an und sah keinen Grund für Strafen.

Vettel und Hamilton müssen in die Box

Aber es war ein Startdrama, das dem Rennen noch einmal gehörige zusätzliche Spannung verlieh. Vettel und Hamilton mussten in der zweiten Runde in die Box, der Ferrari-Star erhielt einen neuen Frontflügel, der WM-Leader neue Reifen.

Auf den Plätzen 19 und 20 reihten sich Vettel und Hamilton am Ende des Feldes wieder ein. Für Hamilton kein Grund zur Sorge: Vettel musste mindestens Zweiter werden, um den vorzeitigen Titelgewinn des Briten zu verhindern, so lange dieser nicht unter die Top Neun kommen würde. Auf Rang zwei fuhr aber unangefochten Hamiltons Teamkollege Bottas, der Rückstand Vettels auf den Finnen betrug zunächst über eine Minute.

Hamilton wirkte aber alles andere als beruhigt. In der 22. Runde musste er sich von Verstappen überrunden lassen und er fragte sich: „Wie weit schafft es Vettel nach den Boxenstopps der Konkurrenten nach vorn?“ Es wurde ein Rechenspiel für die Teamstrategen. Erst recht, als Brendon Hartleys Toro Rosso Feuer fing.

Vergebliche Vettel-Aufholjagd

Die virtuelle Safety-Car-Phase nutzten die Teams zum Reifenwechsel, Vettel stieg auf die ultrasoften Pneus um, Hamilton auf die supersoften. Und beide machten Position um Position gut. 13 Runden vor Schluss war Vettel auf Rang vier, nur noch Verstappen, Bottas und Räikkönen waren vor ihm. 23 Sekunden trennten die beiden Ferraris. „Mamma mia, das ist ein bisschen zu viel“, kommentierte Vettel via Boxenfunk. Hamilton schaffte es zudem zur gleichen Zeit bis auf Rang zehn und überholte dann auch noch seinen ehemaligen McLaren-Stallrivalen Fernando Alonso.

Es reichte also nicht für Vettel. Die zweite Saisonhälfte mit zu vielen Pannen an seinem Ferrari und zu vielen eigenen Patzern machte die bis zur Sommerpause blendenden Aussichten auf den fünften WM-Triumph zunichte. Vor allem wäre es der erste mit Ferrari gewesen.

Aus einem Vorsprung von 14 Punkten von Vettel wurde bis zur Entscheidung in Mexiko ein Rückstand von 66 Zählern. Nach vier Siegen in der ersten Saisonhälfte gelang Vettel seither noch kein einziger Erfolg. Der Titel für Hamilton war nur noch eine Frage der Zeit. In Austin hatte es vor einer Woche trotz eines Hamilton-Sieges noch nicht geklappt, nun war es aber so weit. 56 Punkte Rückstand sind für Vettel bei den letzten zwei Saisonrennen in Sao Paulo und Abu Dhabi im November nicht mehr aufzuholen.

Ende einer „unglaublichen Reise“

Hamilton griff sich bei der Zieldurchfahrt ungläubig auf den Helm. „Was ihr in den letzten Jahren gemacht habt, ist bemerkenswert. Danke für die ganze harte Arbeit in diesem Jahr“, ließ der neunfache Saisonsieger sein Team per Funk wissen. „Das war nicht das Rennen, das du wolltest, aber wen kümmert es“, entgegnete Mercedes-Teamchef Toto Wolff. „Gratuliere, vierfacher Weltmeister.“

Lewis Hamilton (Mercedes)

APA/AP/Moises Castillo

Die Freude über den Titel übertraf bei Hamilton den Ärger über das verpatzte Rennen

Hamilton fährt seit 2013 für die Silberpfeile und wurde in diesen fünf Saisonen dreimal Weltmeister. „Das war eine unglaubliche Reise in den letzten fünf Jahren und ich bin stolz, Teil davon zu sein“, betonte der Champion. „Es fühlt sich noch nicht real an. Es war nicht das Rennen, das ich haben wollte. Aber ich habe wieder nicht aufgegeben. Das ist, was wichtig ist in meinem Herzen. Ich bin dankbar für heute.“

Grand Prix von Mexiko

Endstand nach 71 Runden (305,584 km):
1. Max Verstappen NED Red Bull 1:36:26,550
2. Valtteri Bottas FIN Mercedes + 19,687
3. Kimi Räikkönen FIN Ferrari 54,007
4. Sebastian Vettel GER Ferrari 1:10,078
5. Esteban Ocon FRA Force India 1 Runde
6. Lance Stroll CAN Williams 1 Runde
7. Sergio Perez MEX Force India 1 Runde
8. Kevin Magnussen DEN Haas 1 Runde
9. Lewis Hamilton GBR Mercedes 1 Runde
10. Fernando Alonso ESP McLaren 1 Runde
11. Felipe Massa BRA Williams 1 Runde
12. Stoffel Vandoorne BEL McLaren 1 Runde
13. Pierre Gasly FRA Toro Rosso 1 Runde
14. Pascal Wehrlein GER Sauber 2 Runden
15. Romain Grosjean FRA Haas 2 Runden

Out: Daniel Ricciardo (AUS/Red Bull), Nico Hülkenberg (GER/Renault), Brendon Hartley (NZL/Toro Rosso), Marcus Ericsson (SWE/Sauber), Carlos Sainz (ESP/Renault)

Schnellste Runde: Vettel 1:18,785 (68.)

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